Inhaltsverzeichnis zu
Kommentare:
Vor Beginn der Berufsausbildung
Zwischen Vertragsabschluss und erstem Ausbildungstag (25. Februar 2015)
- Alles andere als schwer von Begriff
Ausbilderinnen und Ausbilder und ihre Begriffe (13. Januar 2015)
- Jahreswechsel 2014 zu 2015
Ein Jahr ohne Kommentare. (30. Dezember 2014)
- Jahreswechsel 2013 zu 2014
Jahre werden zur Belastung. (30. Dezember 2013)
- Weihnachten 2013
Was ist aus der Romantik des Festes der Liebe geworden?. (22. Dezember 2013)
Sprache im Beruf
Die Berufswelt ist mehrsprachig. (5. Dezember 2013)
- »Lesen, schreiben und rechnen wie Zehnjährige«
Deutschlands Erwachsene lesen und rechnen im internationalen Vergleich nur mittelmäßig. (14. Oktober 2013)
- »Tu felix Austria«
Was wir von Österreich lernen können. (25. September 2013)
- »Warum in die Ferne schweifen?«
Ein Auslandspraktikum mit Leonardo da Vinci. (28. August 2013)
- »Wer da sucht, der findet.«
Der Ausbildungsmarkt ist gespalten. (17. Mai 2013)
- Extrinsische Motivation
Tarifliche Ausbildungsvergütung 2012 kräftig gestiegen (10. Februar 2013)
- Weihnachten 2012
Friede auf Erden und allen Menschen ein Wohlgefallen (20. Dezember 2012)
- Jahr für Jahr das gleiche Spiel
Etwa jeder fünfte Auszubildende gibt seine Ausbildung vorzeitig auf. (12.
Dezember 2012)
- »Von Zahlen und Figuren«
Zur jüngsten Ausgabe der OECD-Publikation „Bildung auf einen Blick“ (11.
Oktober 2012)
- »Ohne Druck geht nichts!«
Zwang und Motivation auf dem Weg zum Erfolg? (31. August 2012)
- »Was gibt es Neues im Blätterwald?«
Wer nicht liest, wird schnell fachlich abgehängt (31. Juli 2012)
- Brücke oder Warteschleife?
Die Metaphorik des Übergangssystems (30. April 2012)
- »Input oder Output, das ist hier die Frage.«
Aussagefähigkeit und Verlässlichkeit von formalen Bildungsabschlüssen (13.
April 2012)
- »Ein Gespenst geht um in Deutschland - der
Fachkräftemangel«
Der Fachkräftemangel stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen (30.
März 2012)
Einigung zum DQR. Siehe unter 18. Dezember 2011!
Die Diskussion um den Deutschen Qualifikationsrahmen ist vorerst abgeschlossen.
(07. Februar 2012)
Dilettantismus oder Professionalität?
Methodenkompetenz unter Ausbilderinnen und Ausbildern (31. Januar 2012)
- Alle Jahre wieder.
Weihnachten unter Palmen. (24. Dezember 2011)
Wie gut wird, was lange währt?
Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Deutschen Qualifikationsrahmen
(DQR). (18. Dezember 2011)
- Jetzt suchen sie wieder.
Der Ausbildungsstellen-Markt gerät in Bewegung. (18. November 2011)
- Zum Ausbilden geboren.
Werden Ausbilder geboren oder gemacht – und wenn ja, von wem? (27. September
2011)
- Politik und Bürgernähe.
Was aus einer Petition geworden ist (12. Februar 2011)
- Alles hat ein Ende, auch die Prüfertätigkeit.
Zu meinem Abschied von der Ausbildereignungsprüfung (29. Januar 2011)
- Und wieder einmal: Gute Wünsche zum Jahreswechsel.
Was ich noch sagen wollte. (31. Dezember 2010)
- Was Assoziationen so anrichten können.
Bildungsgänge am Übergang von Schule zur Berufsausbildung (22. Oktober 2010)
- Geburtstage sind ab einem gewissen Alter
Schicksalsschläge.
Was mein 80. Geburtstag bei mir auslöst (September 2010)
- Für die Berufsausbildung nicht geeignet – Jugendliche
ohne Schulabschluss
Versagen die Schulen bei der Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung? (10.
März 2010)
- Gute Wünsche zum Jahreswechsel.
Ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. (31. Dezember 2009)
- »Außer Spesen nichts gewesen!«
Manche Gipfel kreißen, gebären aber nicht einmal eine Maus. (23. Dezember 2009)
- Fortbildungsordnungen für Ausbilderinnen und Ausbilder
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung hat zwei Fortbildungsordnungen
für Bildungspersonal in Betrieben erlassen. (03. September 2009)
- Nachdenkliches zum Schuljahresbeginn
Deutschland spart - am falschen Platz. (13. August 2009)
- »Wenn zwei dasselbe tun ...«
Kooperation und Konkurrenz in der beruflichen Bildung (03. Juli 2009)
- »Alter Wein in neuen Schläuchen!«
Was ist drin, wenn Ausbildungssituation drauf steht? (28. Juni 2009)
- »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!«
Der Ausbildungsstellenmarkt leidet unter der Wirtschaftskrise. (18. Juni 2009)
- »Man kann gar nicht so viel essen, wie man ...«
Prämiengutscheine zeigen, was der Bundesregierung die Fortbildung der
Arbeitnehmer wert ist. (23 April 2009)
- »Alte Herren am Fuße der Leiter!«
Auszubildende beginnen immer später mit der Ausbildung. (20 März 2009)
- »Im ganzen - haltet Euch an Worte!«
Wie die neue Ausbilder-Eignungsverordnung mit Wörtern spielt. (13. Februar
2009)
- »Zum Jubeln ist es noch zu früh!«
Am 29. Januar 2009 wurde im Bundesgesetzblatt eine neue
Ausbilder-Eignungsverordnung veröffentlicht.(6. Februar 2009)
- »Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.«
Der alte Seneca und die Folgen (16. Januar 2009)
- Gute Wünsche zum Jahreswechsel.
Ein Jahr vergeht, ein neues beginnt. Wie wird es enden? (31. Dezember 2008)
- Vom Gehen und Kommen
Bleibt die Ausbildereignungsprüfung ausgesetzt - und wenn ja, wie lange? (08.
Dezember 2008)
- Schaufensterveranstaltung oder Aufbruch?
Der Bildungsgipfel hinterlässt wenig Hoffnung. (23. Oktober 2008)
- »Parallelität der Ereignisse«
Wohin das Geld fließt, wenn es fließt! (16. Oktober 2008)
- »Fragender oder Bittsteller?«
Die Art der Antwort ist die Lösung des Rätsels! (10. Oktober 2008)
- »Quo Vadis Instructor?«
Wie soll es weitergehen Ausbilderin und Ausbilder? (05. August 2008)
- »Die Hoffnung stirbt zuletzt!«
Deutschlands Schulen nach dem Pisa-Schock (20. Juni 2008)
- Der Ausbildungsmarkt verlangt Grundsatzentscheidungen
Das Thema Berufsbildung ist auf der Tagesordnung der Politiker nach hinten
gerutscht (22. Mai 2008)
- »So jung und doch schon Altbewerber«
Immer neue Fördermittel zur Auflösung der Warteschleife (12. April 2008)
- »Anrechnungsverordnungen R.I.P.«
Kann die Ausbildungszeit noch verkürzt werden? (14. März 2008)
- »Was hat's denn nun gebracht?«
Ergebnisse der Aussetzung der Ausbilder-Eignungsprüfung untersucht (04. März
2008)
- »Mit vollen Händen lasst uns geben!«
Kosten und Erträge der Berufsausbildung in den Unternehmen (20. Februar 2008)
- »Zwei Singles oder ein Paar?«
Wie dual ist das duale System der beruflichen Bildung? (20. Januar 2008)
- Flickschuster betreiben Flickwerk.
Vom Stolz der Einen und vom Elend der Anderen. (03. Januar 2008)
- Gute Wünsche für 2008
Ich habe mir längst abgewöhnt, Weihnachtskarten über die Welt zu streuen, aber
zum Neuen Jahr habe ich etwas Passendes in der Literatur gefunden. (31.
Dezember 2007)
- Nachdenkliches zum Jahreswechsel.
Wo der Markt und der Staat versagten. (31. Dezember 2007)
- Herbstgedanken.
Die Tage werden kürzer, auch ihre Zahl. (01. Oktober 2007)
- Nicht jeder Prozeß endet mit einem Urteil.
Bologna, Lissabon, Agora: Die zunehmende Bedeutung lebenslangen Lernens (11.
September 2007)
- Was den Hochschulen recht ist, scheint den Unternehmen
billig
Der Numerus Clausus auf dem Weg zur Ausbildung heißt Ausbildungsreife (27.
August 2007)
- »Vom Sommerloch und anderen Löchern«
Fortbildung in Urlaub und Freizeit für Arbeitnehmer in Deutschland (07. August
2007)
- Das Lückentrilemma auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
Das duale System der Berufsausbildung steckt in einer tiefen Krise. (11. Juni
2007)
- Von Erfolg und Misserfolg: Die Aussetzung der
Ausbilder-Eignungsprüfung
Was wir jetzt schriftlich haben und aus erster Hand! (03. Mai 2007)
- Vom Europa der Vielfalt zur Einfalt Europa
Fünfzig Jahre Europäische Einheit und die Bildungsvielfalt (27. März 2007)
- Evaluation der Aussetzung der AEVO
Muss der Schaden erst bewiesen werden, den man hätte vermeiden können? (05.
Januar 2007)
- Neujahrswünsche
Auf ins neue Jahr, auf nach 2007! Meine besten Wünsche begleiten Sie! (25.
Dezember 2006)
- »Wenn zwei dasselbe tun, so ist es nicht
dasselbe!«
Was (manche) Ausbilder selbst nicht können, Auszubildende aber können sollten.
(5. Oktober 2006)
- »Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins
Kröpfchen!«
Die Bedeutung der Beurteilung von Auszubildenden für den Ausbildungserfolg. (2.
Juli 2006)
- »Passt, wackelt und hat Luft!«
Freistellung volljähriger Auszubildenden für die Berufsschule. (11. Juni 2006)
- Ein Blick über den Tellerrand
Berufsbildung in anderen Industrieländern. (29. April 2006)
- » ... Laßt mich auch endlich Taten sehn!«
Bundesministerin Schavan setzt Innovationskreis für Berufliche Bildung ein.
(09. April 2006)
- Wer fürchtet sich vorm EQF?
Der Europäische Qualifikationsrahmen und die berufliche Bildung in der
Bundesrepublik Deutschland (20. März 2006)
- Jahreswechsel 2005/06
Nachdenkliches und gute Wünsche (18. Dezember 2005)
- Wiedersehen macht Freude oder aber nicht.
Von der Unzuverlässigkeit der Sprichwörter (31. Oktober 2005)
- Geburtstage sind die Punkte, die unsere Lebenslinie
bilden
Dank für die vielen guten Wünsche zu meinem Geburtstag (13. September 2005)
- Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht
habe.
Was hat Winston Churchill mit der Ausbildungsplatz-Lücke in Deutschland zu tun?
(13. August 2005)
- Man soll dem Ochsen, der da drischt, nicht
das Maul verbinden!
Wird eine Reduzierung der Ausbildungsvergütung die Berufsausbildung aufwerten?
(03. August 2005)
- Auslaufmodell duale Berufsausbildung?
Die Berufsausbildung des Exportweltmeisters Deutschland ist ein Ladenhüter.
(25. Juli 2005)
- Die Tragödie verkommt zur Farce
Auch in diesem Jahr droht ein Engpass auf dem Ausbildungsmarkt, bundesweit.
(07. Juni 2005)
- Manches kann man lernen aber nicht lehren, z.B.
Sozialkompetenz.
Sozialkompetenz – eine Tausend-Dollar-Note aus der Schatzkammer der
idealistischen Pädagogik oder das Hartgeld, mit dem sich die Probleme in
Ausbildung und Fortbildung kompetent, effektiv und effizient lösen lassen? (01.
Mai 2005)
- Mit Worten lässt sich trefflich streiten.
Wie widersprüchlich Fachleute das Berufsprinzip im neuen BBiG sehen. (20. April
2005)
- Es kreißt der Berg und gebiert eine Maus.
Hoffnungen und Enttäuschungen: Gedanken zur Reform des Berufsbildungsgesetzes.
(04. April 2005)
- Soll das Werk den Meister loben ....
Der Bundesrat hat dem Berufsbildungsreformgesetzt am 18. Februar 2005
zugestimmt. (01. März 2005)
Siehe auch "Berufsbildungsreformgesetz ante portas" und
"Leitlinien und Eckwerte".
- Herbstgedanken
Mit den Blättern fällt auch die Hoffnung auf den Endspurt auf dem
Ausbildungsmarkt. (8. November 2004)
- Glauben und beten
Regierung und Wirtschaftsverbände hoffen für den Ausbildungspakt auf den
Endspurt. (7. September 2004)
- Ein Urteil lässt aufhorchen
Föderalismus und Berufsbildung (1. August 2004)
- Ein Mythos wird 30
Was wird aus den Schlüsselqualifikationen? (1. Juli 2004)
- Leitlinien und Eckwerte - Reform der Berufsausbildung
Vor der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (15. Juni 2004)
- Die jährliche Tragödie
Das Trauerspiel um die Ausbildungsplätze (15. Mai 2004)
- Nachdenkliches zur Zukunft (22. April 2004)
Kommentare
<Geordnet nach Datum, neuester oben >
Vor Beginn der Berufsausbildung
Zwischen Vertragsabschluss und erstem Ausbildungstag
vor Beginn der Ausbildung Alles andere als schwer von Begriff Ausbilderinnen und Ausbilder und ihre Fachbegriffe Die da und dort entstandene Diskussion um mein Buch zur Prüfungsvorbereitung und die vier Handlungsfelder der AEVO überrascht mich so sehr, dass ich hier etwas klarstellen will.
Ein Jahr ohne Kommentare
Jahre werden zur Belastung
Was ist aus der Romantik des Festes der Liebe geworden? Sprache im Beruf Die Berufswelt ist mehrsprachig.
Wir wissen es natürlich alle, nämlich, dass jeder Beruf, dass jedes Fach in der Schule seine eigene Sprache hat. Aber denken wir auch immer daran? Natürlich nicht, warum auch? Die meisten Berufstätigen wechseln zwischen Alltags- und Berufssprache problemlos hin und her. Aber nicht alle. Und nicht nur Migranten haben damit ihre Schwierigkeiten. Jeder Mensch entwickelt früh seine sprachliche Variationsbreite. Da gibt es Ideolekte, Dialekte, Regiolekte, Soziolekte und nicht zuletzt Funktiolekte, das sind „sprachliche Großbereiche“, die unter anderem unterschiedliche Funktionen erfüllen, z.B. Zeichensprache, Wissenschaftssprache, Bildungssprache oder eben auch Berufssprache.
»Lesen, schreiben und rechnen wie Zehnjährige« Deutschlands Erwachsene lesen und rechnen im internationalen Vergleich nur mittelmäßig.
Die verschiedenen PISA-Studien zu Kenntnissen und Fertigkeiten deutscher Jugendlicher haben im "Land der Dichter und Denker" einen gewaltigen Schock ausgelöst und emsige Geschäftigkeit, sogar "Bildungsgipfel"! Jahre sind ins Land gegangen, kleine Erfolge hier und da erzielt worden, aber am Grundübel hat sich seither nichts verändert, zumindest nichts ins Positive.
»Tu felix Austria!« Was wir von Österreich lernen können.
Der Übergang von der Schule in das Berufslebven gelingt in Deutschland inzwischen etwas besser als in früheren Jahren, doch bei weitem noch nicht gut genug. Die Korrelation von Ausbildungsplatznachfrage und -angebot hat sich zugunsten der Nachfrage entwickelt. Die Zahl der jungen Leute in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme ist von 418.000 im Jahre 2005 auf gut 267.000 im vergangenen Jahr gesunken. Während es also so scheint, als hätte in Deutschland kaum mehr jemand ein Problem beim Berufseinstieg, werben Fachleute weiter für die Reform des so genannten Übergangssystems, denn der erhoffte Übergang von einer "Maßnahme" in eine reguläre Ausbildung gelingt eher selten. Fachleute sprechen inzwischen bereits von "zwei Welten" mit wenig Berührungspunkten. Die Abstimmung zwischen den diversen Teilen funktioniert nicht ausreichend. Was uns fehlt, wäre ein grpßer Wurf, eine bundesweite Vereinheitlichung des Übergangssystems.
»Warum in die Ferne schweifen?« Ein Auslandspraktikum mit Leonardo da Vinci
Johann Wolfgang
Goethe hat heute Geburtstag. Die leicht abgeänderte Frage aus seinem Vierzeiler
„Erinnerung“ passt aber nicht nur heute, wenn es um die Berufsausbildung in
Deutschland geht, auch wenn der Dichter sicher daran nicht gedacht hat. Für
unsere Auszubildenden von heute wäre die Frage auch schnell und leicht zu
beantworten: Erfahrungen im Ausland sind in der Zeit der Globalisierung gar
nicht hoch genug einzuschätzen. Dennoch sammeln nur etwa 4 Prozent aller
Auszubildenden eines Jahrganges Erfahrungen im Ausland. Zwischen 2008 und 2013
hat sich der Anteil zwar verdoppelt, ist aber immer noch verhältnismäßig
niedrig. Haben die Unternehmen noch nicht erkannt, wie wichtig
Auslandserfahrung auch für sie selbst sind? Dass diejenigen Betriebe, die ihren
Auszubildenden ein Auslandspraktikum ermöglichen, damit gute Erfahrungen
gemacht haben, zeigt jetzt eine Befragung der WSF Wirtschafts- und
Sozialforschung bei 189 Unternehmen. Diese schätzen vor allem die persönliche
Entwicklung der Auslandspraktikanten positiv ein, in erster Linie deren
Selbstständigkeit und Engagement. Auch mehr als 80 Prozent der befragten
Auszubildenden und Berufsfachschüler mit Auslandserfahrung gaben als
persönlichen Gewinn mehr Selbstbewusstsein und bessere Menschenkenntnis an.
»Wer da suchet, der findet« Der Ausbildungsmarkt ist gespalten.
Die Krise am Ausbildungsmarkt zeigt einmal
mehr, wie unterschiedlich die Folgen für Unternehmen sein können: Die
Wirtschaft ruft immer lauter nach Auszubildenden und klagt gleichzeitig über
viele unbesetzte Ausbildungsplätze. Das immer noch vorhandene Problem der so
genannten Altbewerber wird gerne verschwiegen. Der gerade vom Kabinett
verabschiedete Berufsbildungsbericht 2013 prognostiziert, dass die Zahl der
Schulabgänger mit und ohne Studienberechtigung im Westen der BRD von gut 780
000 im Jahr 2014 auf unter 600 000 im Jahr 2024 sinken wird. Auch im Osten wird
die Zahl der Ausbildungsplatz-Bewerber deutlich abnehmen, auf etwa 110 000. Das
ist weniger als die Hälfte als noch im Jahr 2000. Gleichzeitig wies die
Bundesbildungsministerin darauf hin, dass bereits im Jahr 2012 mehr als 33 000
angebotene Ausbildungsplätze in der BRD nicht besetzt werden konnten, deutlich
mehr als in den Vorjahren, Tendenz steigend. Parallel dazu gibt es immer noch
viel zu viele Jugendliche, denen der unmittelbare Übergang von der Schule in
die Berufsausbildung nicht gelingt. Laut BIBB waren das 2012 immerhin wieder
über 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Ausbildungsplatz-Nachfrager
nimmt von Jahr zu Jahr deutlich ab. Zur gleichen Zeit bilden aber auch immer
weniger Unternehmen aus. Von den etwa 2,1 Millionen ausbildungsgeeigneten
Unternehmen waren das im Jahr 2012 mal gerade noch 468 000. Auch hier: Tendenz
fallend. Extrinsische
Motivation Tarifliche
Ausbildungsvergütung 2012 kräftig gestiegen Die
Tatsache, dass Auszubildende knapper werden, schlägt sich offensichtlich auch
in der Ausbildungsvergütung nieder. Noch nie in diesem Jahrhundert sind sie
stärker gestiegen als 2012, nämlich um 4,1% im Westen der BRD und sogar um 5%
im Osten. Weihnachten und
Neujahr vor der Tür Jahr
für Jahr das gleiche Spiel Etwa jeder
fünfte Auszubildende gibt seine Ausbildung vorzeitig auf.
Mit schöner Regelmäßigkeit klagen zum
Jahresende verschiedene Institutionen darüber, dass wieder einmal viele
Auszubildende ihre Ausbildung vorzeitig abgebrochen haben. Die Ursache für das
frühe Ende sind vielfältig, das Ergebnis für alle Seiten unbefriedigend.
Jugendliche müssen sich aufs Neue um einen Ausbildungsplatz oder um eine
schulische Bildungsmöglichkeit bemühen, Betrieben bleiben unbesetzte
Ausbildungsplätze und manchmal auch hohe Kosten. Diese variieren von
Ausbildungsberuf zu Ausbildungsberuf und sind abhängig vom Zeitpunkt des
Abbruches. Von
Zahlen und Figuren Zur
jüngsten Ausgabe der OECD-Publikation „Bildung auf einen Blick“ Mathematik (aus dem Griechischen: mathematike
techne‚ „zum Lernen gehörend“) ist die Wissenschaft, welche aus der
Untersuchung von Figuren und dem Rechnen mit Zahlen entstand. So weit, so gut!
„Was hat das mit beruflicher Bildung zu tun?“, werden Sie vielleicht fragen.
„Ja“, werde ich gegenfragen, „haben Sie denn den neuen OECD-Bericht: ‚Bildung
auf einen Blick’ nicht gelesen?“ Die Lektüre lohnt sich, auch für Aktive aus
der beruflichen Bildung. »Ohne
Druck geht nichts!« Zwang
und Motivation auf dem Weg zum Erfolg Bis in
das 19. Jahrhundert hinein wurden Lehrer – und manchmal auch Hochschullehrer –
mit einer Rute in der Hand abgebildet. Diese war so etwas wie ihr Zunftzeichen.
Lehrer hießen Schulmeister und waren Zuchtmeister. Der Gebrauch einer Rute war
nichts Ungewöhnliches, Eltern prügelten auch und Lehrherren ebenfalls.
Körperliche Strafen entsprachen den Erziehungsvorstellungen der Zeit. „Wer
nicht hören will, muss fühlen!“, war die gängige Erziehungsmaxime. Was
gibt es Neues im Blätterwald? Wer
nicht liest, wird schnell fachlich abgehängt Das Wort
Zeitung war ursprünglich der Begriff für eine beliebige Nachricht; die
Bedeutung hat sich vom 18. ins 19. Jahrhunderts geändert. Von Shakespeare bis
Schiller finden wir das Wort noch in seiner alten Bedeutung. Heute versteht man
darunter ein periodisch erscheinendes Druckerzeugnis mit aktuellem und
schnelllebigen Inhalt. Oft ist die Zeitung von heute morgen schon überholt. Bei
den Zeitschriften ist das schon ganz anders, insbesondere bei den
Fachzeitschriften. In Deutschland existiert kaum eine nennenswerte
Berufsgruppe, die nicht ihre eigene Zeitschrift herausgibt. So existiert auch
für Ausbilderinnen und Ausbilder rein quantitativ ein vielfältiges Angebot an
Fachzeitschriften. Brücke
oder Warteschleife? Die
Metaphorik des Übergangssystems Unser
Bildungssystem, auch das berufliche, ist gekennzeichnet von Übergängen. Dort
gilt es, tiefe Gräben zu überwinden, an Brücken ist nicht gedacht. Die
Übertritte in weiterführende Schulen, aber auch die Schwellen von der Schule
zur Ausbildung bzw. von der Ausbildung in das Erwerbsleben machen den
Betroffenen in der Regel Schwierigkeiten. Für keine Gruppe gilt das mehr als
für benachteiligte Jugendliche an der ersten Schwelle, dem Übergang von der
Schule in die Berufsausbildung. Jahr für Jahr findet in Deutschland eine große
Zahl Jugendlicher nach dem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz. 2008, im
letzten Jahr der Ausbildungsplatzkrise, fand rund eine halbe Million junger –
und nicht mehr ganz so junger – Ausbildungsplatzsucher kein passendes oder
überhaupt kein Angebot. Sie wurden in aller Regel aufgefangen von den
Einrichtungen des sogenannten Übergangssystems. Ziel dieser Einrichtungen ist
es, den Betroffenen den Übergang in ein reguläres Ausbildungsverhältnis zu
erleichtern. Zum Übergangssystem gehören schulische Einrichtungen und
verschiedene Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit oder anderer Anbieter für
Jugendliche ohne Schulabschluss oder solche, die nach ihrem Schulabschluss
keinen Ausbildungsplatz finden. Hämische Zeitgenossen sprechen deshalb auch von
„Warteschleifen“ oder einem System „zwischen Baum und Borke“. »Input
oder Output, das ist hier die Frage.« Aussagefähigkeit
und Verlässlichkeit von formalen Bildungsabschlüssen. Wenn kleine und mittlere Unternehmen im
Wettbewerb um gut qualifizierte Auszubildende mithalten wollen, müssen sie ihre
gesamte Personalarbeit neu, nämlich strategisch ausrichten. Das reicht dann von
der Marktforschung über die Anwerbung, Auswahl, Einarbeitung bis zur
Fortbildung und Bindung an das Unternehmen. Dazu gehört auch, rechtzeitig am
Ball zu sein und nicht zu warten, bis sich interessierte Bewerber aktiv melden.
Hier ist der Markt gekippt. Wer gut qualifizierte Auszubildende haben möchte,
muss sich schon sehr früh auf dem Markt umsehen, muss sich um Kontakte zu
Schulen, Vereinen, Jugendgruppen und Familien kümmern, muss für eine positive
Corparate-Identity sorgen und gute Nachbarschaft pflegen. »Ein
Gespenst geht um in Deutschland - der Fachkräftemangel« Der
Fachkräftemangel stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die unvermindert starke Nachfrage beschert
vielen deutschen Unternehmen unangenehme Begleiterscheinungen: hohe
Überstundenpools, Prozessstörungen, Auftragsablehnung, Standortverlagerung. Die
meisten Betriebe reagieren darauf u.a. mit Fortbildung ihrer Mitarbeiter. Das
ist schon mal nicht schlecht, führt aber zu teilweise hohen Kosten.
Hochgerechnet auf alle 27,8 Millionen sozialversicherungspflichtig
Beschäftigen, haben die Unternehmen 2010 rund 28,6 Milliarden EURO in die
Fortbildung gesteckt, wie das Institut der deutschen Wirtschaft erhoben hat.
(www.iwkoeln.de/trends) Einigung
zum DQR. Siehe unter 18. Dezember 2011! Die
Diskussion um den Deutschen Qualifikationsrahmen ist vorerst abgeschlossen. Spitzenvertreter von Bund, Ländern und
Sozialpartnern haben sich am 31. Januar 2012 auf einen Kompromiss bezüglich der
Einführung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) verständigt. Die
Kultusministerkonferenz (KMK) hat der Einigung bisher noch nicht zugestimmt.
Streitpunkt ist die Positionierung des Abiturs im DQR. Allgemeinbildende
Schulabschlüsse sollen deshalb dem Rahmen noch nicht zugeordnet werden. Da die
gegenseitige Anerkennung von Schulabschlüssen im europäischen und
internationalen Rahmen durch völkerrechtliche Staatsverträge geregelt sei,
entständen damit für Schülerinnen und Schüler keinerlei Benachteiligungen,
meinte Frau Schawan, die Bundesbildungsministerin. Dilettantismus
oder Professionalität? Methodenkompetenz
unter Ausbilderinnen und Ausbildern. Wer sich
in der pädagogischen Literatur umsieht, wird bemerken, dass im Bereich der
Ausbildungsmethodik in den letzten 20 Jahren eine stürmische Entwicklung
stattgefunden hat, insbesondere für die betriebliche Ausbildung. Die Anstöße
dazu kamen aus verschiedenen Richtungen, der Schulpädagogik, der Medientechnik,
der Erwachsenenbildung und der Hochschuldidaktik. Harald Meier hat 1995 in
seinem „Handwörterbuch der Aus- und Weiterbildung“ sage und schreibe 425
Methoden und Konzepte des betrieblichen Lernens vorgestellt. Für die geplagten
Schulpädagogen bietet Günther Gugel sogar 1000 neue Methoden an, von den alten
ganz zu schweigen. Selbst wenn sich bei der Lektüre eine große Zahl dieser
Methoden nur als mehr oder weniger leichte Variationen herausstellen, bleibt
doch immer noch eine erstaunliche Vielfalt übrig. Es würde den Rahmen dieser website
sprengen, wollte ich alle Veröffentlichungen vorstellen, die inzwischen zur
Methodik der beruflichen Bildung erschienen sind. Soweit zur Literatur. »Alle Jahre wieder«
Prolog zum Krippenspiel Wie
gut wird, was lange währt? Beschluss
der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). „Wenn
zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, sagt das Sprichwort, wenn jemand
aus dem Streit anderer einen Nutzen zieht. Wenn alle streiten, ist am Ende
jeder der Dumme. Jetzt suchen sie wieder Der Ausbildungsstellen-Markt gerät in
Bewegung. Es
ist wie gestern: Am Ausbildungsstellen-Markt wird gesucht. Nur waren es früher
die Jugendlichen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz waren, so sind
es heute die Unternehmen, die nach geeigneten Auszubildenden suchen müssen. Der
Wettbewerb läft bereits, und er wird in den nächsten Jahren richtig heftig
werden. Recruitingwege für Auszubildende »Zum Ausbilden geboren« Werden Ausbilder geboren oder gemacht –
und wenn ja, von wem? Lange Zeit hindurch – und bei vielen Menschen
immer noch – herrschte in Wissenschaft und Praxis die Meinung vor, zum
Ausbilder sei man geboren oder eben nicht. „entweder man hat es, oder man hat
es nicht“, das galt als gesichert. »Politik und Bürgernähe.« Was aus einer Petition geworden ist. Die so genannte "dritte
Ausbildungsplatzkrise" dauert nun bereits seit 1995 an. Alle
Vereinbarungen zwischen Wirtschaft und Politik sowie Notprogramme der
Regierungen blieben bisher weitgehend wirkungslos. Bereits zu Beginn des neuen
Jahrtausends waren weit über eine Millionen Jugendliche unter 29 Jahren ohne
Berufsausbildung - und es wurden immer mehr. »Alles hat ein Ende, auch die
Prüfertätigkeit.« Zu meinem Abschied von der
Ausbildereignungsprüfung Schon während der sechziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts habe ich mich für die Professionalisierung der betrieblichen
Ausbilder engagiert, habe demonstriert, diskutiert und publiziert. Das BBiG und
die AEVO habe ich entsprechend jubelnd begrüßt. »Den Besuchern meiner website wünsche ich für 2011
alles Gute, Ausgerechnet »Was Assoziationen so anrichten können!« Bildungsgänge am Übergang von Schule zur
Berufsausbildung Auf
der diesjährigen Buchmesse bekam ich ein Buch in die Hand, dessen Titel
„Fegefeuer“ meine Assoziationen Purzelbäume schlagen ließ. Das Fegefeuer (lat.:
purgatorium), ist nach der römisch-katholischen Lehre ein Prozess der
Läuterung, in dem die Seele eines Verstorbenen auf den Himmel vorbereitet wird.
Es erhielt seinen offiziellen Segen von Papst Gregor dem Großen (540 – 604). Da
die katholische Kirche davon ausgeht, dass „nichts Unreines in den Himmel
kommen kann“, ist die Vorstellung eines Ortes oder eines Prozesses der
Läuterung entstanden, der „Fegefeuer“ genannt wird. Und genau das weckte bei
mir Assoziationen mit einem Phänomen unseres berufliches Bildungswesens, das
wir gewohnt sind, dual zu nennen, was aber längst nicht mehr korrekt ist. Zwischen
die Lernorte Schule und Betrieb hat sich schon lange ein dritter angesiedelt,
dessen Sinn und Zweck nur darin besteht, Jugendliche und junge Erwachsene,
deren Qualifikationsniveau den Aufstieg in den Ausbildungshimmel noch nicht
rechtfertigt, so weit zu läutern, dass es dafür endlich reicht. Ich rede vom
Übergangssystem oder der vorberuflichen Bildung. Längst haben die
Übergangsmaßnahmen aber den Charakter der Vorbereitung verlassen und sind zur
Warteschleife für Pechvögel und Unglücksraben geworden – ohne gesicherte
Aussicht auf Erfolg. Beide, Fegefeuer und Übergangsmaßnahmen sind zeitlich
befristet, können aber ganz schön lange dauern. Geburtstage sind ab einem gewissen Alter
Schicksalsschläge. Kostümwechsel Ich
bin 80 (in Worten: achtzig) Jahre alt geworden und fühle mich wie im Alten
Testament: »Für die Berufsausbildung nicht geeignet –
Jugendliche ohne Schulabschluss« Versagen die Schulen bei der Vorbereitung
auf eine berufliche Ausbildung? Die
Bundesregierung sei besorgt über die mangelnde Ausbildungsreife vieler
Jugendlicher, kann man den Massenmedien dieser Tage entnehmen. In der Tat ist
das eine verheerende Erkenntnis, die sich nun schon seit langem Jahr für Jahr
vorhersagbar ergibt: Viel zu vielen Schulabgängern fehlen grundlegende
Fähigkeiten zur Aufnahme einer Berufsausbildung. Neu ist, dass der Übergang vom
Ausbildungsplatzmangel zum Bewerbermangel nahtlos erfolgt ist. Die bittere
Konsequenz: Schon heute finden Unternehmen keinen geeigneten Nachwuchs mehr,
andererseits stehen immer noch viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und ohne
Vermittlungschance auf der Straße oder versuchen in berufsvorbereitenden
Einrichtungen ihre Chancen zu verbessern. Damit nicht genug, etwa jeder fünfte
Ausbildungsvertrag wird vorzeitig gelöst. »Wer heute Geld für Bildung ausgibt, spart
später bei Hartz IV!« »Den Besuchern meiner Webseite wünsche ich für 2010
alles Gute, Ein Jahr
geht zu Ende. »Außer Spesen nichts gewesen!« Manche Gipfel kreißen, gebären aber nicht
einmal eine Maus. Vierzehn
Monate liegen zwischen den „Bildungsgipfeln“ von Dresden 2008 und Berlin 2009.
Die Bilanz ist eine Bankrotterklärung, Schon der von Merkel und Schawan einst
vollmundig gewählte Begriff Bildungsgipfel wird – wo immer möglich – vermieden.
In Berlin war von einem „routinemäßigen Gespräch“ die Rede, bei dem auch über
das Ziel des Dresdener „Qualifizierungsgipfels“ gesprochen werden sollte. Siehe
auch unter 23. Oktober 2008! Das Ergebnis von Berlin nahm etwas von dem des
Kopenhagener Klimagipfels vorweg: Die theatralischen Ankündigungen und der
finanzielle Aufwand für die Veranstaltungen wurden durch die Ergebnisse nicht
einmal im Ansatz gerechtfertigt. Fortbildungsordnungen für Ausbilderinnen und
Ausbilder Die Bundesministerin für Bildung und
Forschung hat zwei Fortbildungsordnungen für Bildungspersonal in Betrieben
erlassen. Frau
Schavan, die Bundesministerin für Bildung und Forschung hat zwei
Fortbildungsordnungen nach § 53 Abs. 1 BBiG bzw. § 42 HWO erlassen, mit denen
die bisherigen Kammerregelungen abgelöst worden sind. Für diese gelten aber
Übergangsregelungen bis zum 31.12.2013!!! Nachdenkliches zum Schuljahresbeginn Deutschland spart - am falschen Platz. "Was",
werden Sie sich fragen, "Was hat die Zahl auf der Schultüte
verloren?" Da vermag ich den alten Stoßseufzer nicht
zu unterdrücken: "Armes Deutschland!" »Wenn zwei dasselbe tun ...« Kooperation und Konkurrenz in der
beruflichen Bildung
Da
ist die neue Ausbilder-Eignungsverordnung gerade mal ein paar Wochen alt und
noch gar nicht in Kraft, schon geschieht das Unglaubliche: »Alter Wein in neuen Schläuchen!« Was ist drin, wenn Ausbildungssituation
drauf steht? Ab Herbst 2009 werden Lehrgänge zur
Vorbereitung auf die Ausbilder-Eignungsprüfung sich an der neuen Ausbilder-Eignungsverordnung
orientieren müssen, auch an den darin veränderten Prüfungsbedingungen. »Man soll den Tag nicht vor dem Abend
loben!« Der Ausbildungsstellenmarkt leidet unter
der Wirtschaftskrise. Seit Jahrzehnten können wir eine jährlich
wiederkehrende "Zeitenwende" feststellen, den Stichtag der
Bekanntgabe der Zahlen zum Ausbildungsstellenmarkt. Vorher werden
gebetsmühlenartig die bedeutenden Erfolge des Ausbildungspaktes gepriesen, nach
dem Stichtag werden aus allen Hüten Gründe dafür gezaubert, warum es in diesem
Jahr wieder nicht geklappt hat. Neu gewonnene Ausbildungsplätze werden
bejubelt, die Zahl der Unternehmen, die nicht mehr ausbilden wollen, wird unter
den Teppich gekehrt. »Man kann gar nicht so viel essen, wie man
...« Prämiengutscheine zeigen, was der
Bundesregierung die Fortbildung der Arbeitnehmer wert ist. Mit Pressemitteilung vom 31. März 2009
(061/2009) beglückt die Bundesministerin für Bildung und Forschung die
deutschen Arbeitnehmer mit der Ankündigung: "Noch mehr Menschen als bisher
bekommen jetzt Geld für ihre Weiterbildung. Mit dem Prämiengutschein
unterstützt der Staat die Finanzierung von individueller beruflicher
Weiterbildung für Erwerbstätige." Da kommt Freude auf! Mit Interesse liest
man weiter: "Prämiengutschein stärkt die Eigenverantwortung und hilft
gezielt denjenigen, die bislang die Kosten einer Weiterbildung nicht ohne
weiteres tragen konnten." Da werden aber einige ihr Glück gar nicht fassen
können, denkt man weiter. Doch dann kommt der Hammer: "Mit dem Prämiengutschein
übernimmt der Staat bis zu 50 Prozent der Weiterbildungskosten, maximal 154
Euro." Es wäre auch zu schön gewesen. Insider wissen, die Kosten für eine
qualifizierte Weiterbildung gehen schnell in die zwei-, dreitausend Euro. Da
ist mir mit 154 Euro nicht viel geholfen. Da haben wir wieder einmal ein
Exempel für den Widerspruch zwischen großen Worten und erbärmlichen Taten. Das
sind die angekündigten "Investitionen in die Zukunft", der
Bildungsgipfel lässt grüßen. Der Höchstbetrag zeigt wohl auch, wie wenig die
Ministerin die reale Welt kennt. Für die "systemrelevanten" Banken
gibt es Milliarden. Weiterbildung der Arbeitnehmer ist dann eben nicht
systemrelevant. Die Zukunft wird es zeigen. »Alte Herren am Fuße der Leiter!« Auszubildende beginnen immer später mit
der Ausbildung.
Den Systemkritikern wird es gefallen,
unser Ausbildungssystem altert sich zu Tode. Wenn sie in das Berufsleben
starten, sind Abiturienten heute im Durchschnitt 20, Ausbildungsanfänger
bereits über 19 Jahre alt, von Hochschulabsolventen deutlich über der
30er-Marke ganz zu schweigen. Kommt noch hinzu, dass psychische und soziale
Reifungsprozesse sich immer weiter hinaus ziehen. Akzeleration nennt das die
Wissenschaft, der Volksmund spricht von "Nesthockern". An unserem
gesamten Bildungssystem kann etwas nicht stimmen, wenn Ausbildungsanfänger nach
verfahrener Schulkarriere, als Abbrecher von Realschule, Gymnasium und gar
Hochschule in einem Alter von über zwanzig versuchen müssen, einen Berufsweg zu
finden. Ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die im
Durchschnitt jüngsten Ausbildungsanfänger, die der Maschinenbau- und wartungsberufe,
immerhin schon 18,4 Jahre alt sind, die der Versicherungskaufleute bereits 23.
Früher sagte man: "Wer nichts wird, wird Wirt!". Sind die
Versicherungskaufleute die Wirte von heute? »Im ganzen - haltet Euch an Worte!» Wie die neue Ausbilder-Eignungsverordnung
mit Wörtern spielt. Die Sprachwissenschaft ist sich über den
Unterschied zwischen Wörtern und Worten längst einig: Wörter werde aneinander
gereiht zu Sätzen, mit diesen werden dann oft viele Worte gemacht. Politiker
lieben es gelegentlich, viele Worte zu machen, auch in Gesetzen und
Verordnungen. Das lässt Spielraum zur Auslegung und zum Rückzug. Beispiel
gefällig? Na bitte: »Zum Jubeln ist es noch zu früh!» Am 29. Januar 2009 wurde im
Bundesgesetzblatt eine neue Ausbilder-Eignungsverordnung veröffentlicht. Ich nehme es vorweg: Die Bretter werden
immer dünner und damit die Wertschätzung immer geringer auf dem Weg zur
Ausbilder-Eignung. Die neue AEVO macht die Qualifikation zum Ausbilden noch
leichter als es die vorherige schon tat. Als die Information durchsickerte, die
Bundesregierung plane eine neue Ausbilder-Eignungsverordnung, musste man
überrascht sein. Die erste Version von 1972 war 27 Jahre nahezu unverändert
gültig. Die zweite war kaum erlassen, da wurde ihre Berücksichtigung als
Ausbildungsnachweis schon ausgesetzt, zunächst für fünf Jahre, aus denen dann
aber sechs wurden. Sie war demnach länger ausgesetzt als gültig. Bis heute weiß
niemand so recht zu sagen, wofür die Aussetzung überhaupt gut war. Zumindest
erstaunlich ist auch die Tatsache, dass zwar die Folgen der Aussetzung
evaluiert wurde, die Verordnung selbst aber nicht. Merkt denn niemand, dass es
längst an der Zeit wäre, die AEVO und die damit zusammenhängende
Schulungsindustrie und Prüfungsmaschinerie kritisch zu betrachten? »In der Schule lernt man nichts,
aber das fürs ganze Leben.» Der alte Seneca (4 vor Christus bis 65
nach Christus) und die Folgen! Bei Abschlussfeiern in der Schule wird –
manchmal sogar körpersprachlich mit erhobenem Zeigefinger unterstützt - gerne
zitiert: »Den Besuchern
meiner Webseite wünsche ich für 2009 alles Gute, Erfolg im Beruf und
Wohlbefinden im Privaten! « Jeder wünscht sich langes Leben, Johann Heinrich Daniel
Zschokke Vom
Gehen und Kommen Bleibt die Ausbildereignungsprüfung ausgesetzt - und wenn ja, wie
lange? Die
Titelfrage passt irgendwie in die Adventszeit, wenn die Christenheit weltweit
auf die Geburt des Herren wartet. Immerhin dauert die Aussetzung des Nachweises
der Ausbildereignungsprüfung inzwischen schon länger als die Verordnung nach
der Novellierung der AEVO 1988 in Kraft war. 2003 hat die damalige
Bundesministerin für Bildung und Forschung den Nachweis der Prüfung für die berufs-
und arbeitspädagogische Eignung für zunächst fünf Jahre ausgesetzt. Obwohl eine
von der heutigen Ministerin selbst in Auftrag gegebene Untersuchung gezeigt
hat, dass die Aussetzung kaum zusätzliche Ausbildungsplätze gebracht, aber die
Qualität der Ausbildung deutlich verschlechtert hat, konnte sie sich nicht
entschließen, den Nachweis nach Ablauf der Frist wieder zu verlangen.
Stattdessen geschah, was immer geschieht, wenn Politiker sich nicht
entschließen wollen oder können, es wurden Kommissionen mit der Arbeit an
Änderungsvorschlägen für die AEVO beauftragt. Schaufensterveranstaltung
oder Aufbruch? Der
Bildungsgipfel hinterlässt wenig Hoffnung. "Der Berg kreißte und gebar eine
Maus." Diese Redensart stammt aus der Ars poetica des römischen Dichters
Horaz (65 bis 8 v. Chr.), wo es in Vers 139 heißt: „Parturient montes, nascetur
ridiculus mus” (Es kreißen die Berge, zur Welt kommt nur ein lächerliches
Mäuschen.) »Parallelität der
Ereignisse?« Wohin das Geld fließt, wenn es fließt! Kaum jemand ist in diesen Tagen und Wochen ungerührt, wenn er fast
stündlich mit der Krise unseres Finanzsystems und in seinem Gefolge immer
deutlicher auch der realen Wirtschaft konfrontiert wird. Doch dann kommt aus
Regierungskreisen die Botschaft wie einst beim Sturm auf dem See Genezareth:
Fürchtet euch nicht, denn ich bin ja bei euch! Die
Antwort auf eine Frage auf die lange Bank zu schieben bedeutet, den Fragenden
zum Bittsteller zu erniedrigen. »Quo Vadis Instructor?« Wie soll es weitergehen Ausbilderin und
Ausbilder? Die lateinische Frage „Quo vadis?“ entstammt den apokryphen
Petrusakten und bedeutet: „Wohin gehst du?“ Sie hat Büchern und Filmen als
Titel gedient und wird umgangssprachlich im Sinne von „Wie soll es
weitergehen?“ benutzt. So wird man sie denn auch ohne Blasphemie dem deutschen
Ausbildungspersonal stellen dürfen. Die Hoffnung stirbt
zuletzt! Deutschlands Schulen nach dem Pisa-Schock Nach den chaotischen Aufregungen anlässlich der Veröffentlichung
der ersten PISA-Studie 2001 und den zunächst hektischen Bemühungen zur
Verbesserung des deutschen Schulwesens schien es, als sei die alte
selbstgefällige Zufriedenheit wieder eingezogen. So still lag er da, der See.
Aber unter der Stille der Oberfläche rumorte es. Die 16 Bundesländer haben
seither Bildungskonzepte entwickelt, mit deren Hilfe die Wissensvermittlung an
allgemeinbildenden Schulen gerechter, gezielter und überprüfbarer gemacht
werden soll. Der Ausbildungsmarkt
verlangt Grundsatzentscheidungen Das Thema Berufsbildung ist auf der
Tagesordnung der Politiker nach hinten gerutscht Kaum erscheinen die Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt ein klein wenig
wie ein Licht am Horizont, schon lehnen sich unsere Politiker bequem im Sessel
zurück und wollen sich im (unverdienten) Erfolg sonnen und wärmen. Die Strapazen
der Berge sind vorüber und die vor uns liegenden Mühen der Ebenen werden
ignoriert. Vergessen scheinen die feierlichen Gelöbnisse und Versprechungen,
die sich allesamt als leer erwiesen haben. Ganz gleich, auf welchen Statistiken
der Blick hängen bleibt, noch immer sind die Zahlen erschütternd. »So jung und doch schon
Altbewerber« Immer neue Fördermittel zur Auflösung der
Warteschleife In einem Aspekt stimmt der Berufsbildungsbericht der
Bundesregierung mit der Arbeitslosenstatistik der Agentur für Arbeit völlig
überein: »Anrechnungsverordnungen
R.I.P.« Kann die Ausbildungszeit noch verkürzt
werden? Mit der Abkürzung R.I.P. (requiescat in pace) begleitet auf den
Todesanzeigen die Verstorbenen der fromme Nachruf "Ruhe in Frieden".
Das mag nun auch für die von der Arbeitgeberseite nie geliebten
bundeseinheitlichen Anrechnungsverordnungen zur Abkürzung der betrieblichen
Ausbildungszeit gelten. Mit der Novelle des BBiG von 2005 wurden sie
außer Kraft gesetzt. Ab dem Ausbildungsjahr 2009 wird es Verkürzung
der Ausbildungszeit vor Ausbildungsbeginn nur noch geben, wenn sie von
Ausbildenden und Auszubildenden gemeinsam beantragt werden und die zuständige
Stelle dem Antrag zustimmt. Die früheren Verordnungen machten die Anrechnung
von schulischen Ausbildungszeiten unter bestimmten Bedingungen obligatorisch.
Ab 2009 werden sie nur noch freiwillig möglich sein. »Was hat's denn nun
gebracht?« Ergebnisse der Aussetzung der
Ausbilder-Eignungsprüfung untersucht Bas Bundesinstitut für Berufsbildung (bibb) hat 2007 im Auftrag des
Bundesministers für Bildung und Forschung eine Untersuchung zu den Auswirkungen
der Aussetzung der AEVO in der Zeit von 2003 bis 2008 durchgeführt und zum
Jahresende 2007 veröffentlicht. Sie finden diese Veröffentlichung im Internet
unter: BIBB Die Vorstellung der Ergebnisse wird mit folgenden Sätzen
eingeleitet: »Mit vollen Händen lasst
uns geben!« Kosten und Erträge der Berufsausbildung in
den Unternehmen In einem Interview für die Wochenzeitung ZEIT hat der Bremer
Berufsbildungsforscher Felix Rauner am 31. Januar 2008 seine neueste
Untersuchung vorgestellt, wonach Betriebe, die ihre Lehrlinge gut ausbilden,
damit unter dem Strich sogar Gewinn machen. Diese Meldung hat heftige
Diskussionen ausgelöst, die aber meiner Meinung nach am Wesentlichen vorbei
gehen. Dass manche Unternehmen – ja ganze Branchen – an ihren Auszubildenden
verdienen, ist doch keineswegs neu. Und die Tatsache, dass die Bundesregierung
und andere Stellen der öffentlichen Hand ihre Fördermittel nicht immer an die
richtigen Empfänger weiterleiten, ist ein alter Hut. »Zwei Singles oder ein
Paar?« Wie dual ist das duale System der
beruflichen Bildung? Bei allen Bekenntnissen zur Dualität der Berufsbildung in
Deutschland muss dennoch festgehalten werden, wo die Grenzen vorgegeben sind. Das
deutsche System der Berufsausbildung will zu einem anerkannten, einheitlichen
und gleichwertigen Berufsausbildungsabschluss führen, strebt aber gleichzeitig
eine ausbildungsstätten- und lernortspezifische Qualifizierung mit jeweils
eigenen Abschlüssen von betrieblicher und schulischer Ausbildung an. Die
beruflichen Schulen sind in die Schulsysteme der Länder der Bundesrepublik
Deutschland integriert und gewährleisten die dort übliche horizontale und
vertikale Durchlässigkeit. Ihre Abschlüsse berechtigen zum Besuch
weiterführender Schulen. Wer sich dagegen im System der beruflichen
Weiterbildung (Fortbildung) entwickeln will, benötigt in der Regel ein
berufliches Abschlusszeugnis, das nach Bestehen der Ausbildungsabschlussprüfung
von der zuständigen Stelle (Kammer) ausgestellt wurde. »Flickschuster betreiben
Flickwerk« Vom Stolz der Einen und vom Elend der
Anderen Voller Stolz berichtet die Bundesagentur für Arbeit in ihrer
Pressemitteilung vom 03. Januar 2008 von der Reduzierung der unvermittelt
gebliebenen Ausbildungsplatzbewerber im Rahmen der so genannten Nachvermittlungsaktion.
Die Zahl der Ende September 2007 noch unvermittelten Bewerber für
Ausbildungsplätze hat sich danach seither um 16.300 auf 12.800 verringert. Das
Hurra ob dieses Erfolges bleibt einem im Halse stecken, wenn man weiter liest:
Mehr als die Hälfte der versorgten Jugendlichen (9.500) hat eine betriebliche
oder schulische Ausbildung, einen Studienplatz gefunden oder nahm ein anderes
Qualifizierungsangebot an. So stellten die BA und die Länder deutlich mehr
außerbetriebliche Lehrstellen für markt- und sozial benachteiligte Jugendliche
zur Verfügung. Dies geschah verstärkt in Regionen mit schwieriger
Beschäftigungslage und in den Großstädten. Damit sollen insbesondere die
Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und von älteren
Lehrstellenbewerbern und -bewerberinnen verbessert werden. »Den Besuchern meiner Webseite wünsche ich
für 2008 alles Gute, Erfolg im Beruf und Wohlbefinden im Privaten! « Unterwegs und wieder daheim Theodor Fontane: Gedichte (Ausgabe 1898), S. 33. Den finalen Wunsch Fontanes möchte ich gerne aus dem Singular in
den Plural übertragen und so für uns und für Sie neu artikulieren und an die
zuständige Stelle weiterleiten. Nachdenkliches zum
Jahreswechsel Wo der Markt und der Staat versagten.
Jedes Jahr gehen Katastrophen um die Welt und lösen Erschrecken, Staunen,
Furcht und gute Vorsätze aus, Betroffenheit vor allem. » Herbstgedanken « Die Tage werden kürzer, auch ihre Zahl. Herbst im Leben Nicht jeder Prozeß endet
mit einem Urteil. Bologna, Lissabon, Agora: Die zunehmende
Bedeutung lebenslangen Lernens Noch gegen Ende des 20. Jahrhunserts schienen Welten zwischen
Hochschulbildung einerseits und beruflicher Bildung andererseits zu liegen. Die
Berührungsängste, seit Wilhelm von Humboldt gepflegt, schienen unüberwindbar zu
sein. Erste "Doppelqualifizierungen" mit Berufsbildungsabschlüssen
und Hochschuldiplomen wurden politisch und juristisch mehr geduldet als
gefördert. In jüngster Zeit aber hat die Idee einer engen Verknüpfung von
Hochschulbildung und Berufsbildung erheblich an Bedeutung gewonnen. Was den Hochschulen recht
ist, scheint den Unternehmen billig. Der Numerus Clausus auf dem Weg zur
Ausbildung heißt Ausbildungsreife "Mangelnde Ausbildungsreife" - das ist der Vorwurf, den
Jugendliche heute öfter zu hören bekommen als je zuvor. Die Motivation, sich um
einen Ausbildungsplatz zu bewerben, wird damit nicht gefördert. Ältere
Jahrgänge werden sich erinnern, dass die Wirtschaft in Deutschland bereits in
den sechziger Jahren darüber geklagt hat, dass mindestens ein Viertel der Lehrlinge
nicht richtig rechnen und schreiben könne und somit nicht ausbildungsreif sei.
Zu der Erinnerung gehört aber auch, dass damals schon erste Klagen über
fehlende Ausbildungsplätze laut wurden. Ausbildungsreife – Berufseignung –
Vermittelbarkeit Fachleuten sind sich zunehmend einig, dass unter
"Ausbildungsreife" allein diejenigen Fähigkeiten und Arbeitstugenden zu
zählen sind, die für alle Ausbildungsberufe schlechthin wichtig sind, ohne
Unterschied. Sind bestimmte Fähigkeiten nur für bestimmte Berufe wichtig,
während sie bei anderen keine besondere Rolle spielen, gehören sie zur
Berufseignung. Jemand kann also durchaus ausbildungsreif sein, auch wenn er für
einen bestimmten Beruf nicht geeignet ist. Einigkeit besteht auch dahingehend,
dass unter "Ausbildungsreife" nur solche Aspekte subsumiert werden
können, die schon bei Antritt der Ausbildung vorhanden sein müssen. Kenntnisse,
Fähigkeiten und Fertigkeiten, die erst während der Lehre erworben werden sollen
und im Ausbildungsplan als Lernziele aufgeführt werden, gehören nicht dazu. Der
Nationale Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs hat einen „Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife“ herausgegeben, der als download unter: www.pakt-fuer-ausbildung.de zu finden ist. »Vom Sommerloch und
anderen Löchern« Fortbildung in Urlaub und Freizeit für
Arbeitnehmer in Deutschland Wegen der im europäischen Vergleich sehr hohen Anzahl von
Urlaubstagen im Jahr sollten deutsche Arbeitnehmer nach Meinung des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags (DIHK) mehr von ihrer Urlaubs- und Freizeit
für Weiterbildung opfern. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des DIHK der
Tageszeitung "Die Welt". Der zu befürchtende Fachkräftemangel sei ein
weiterer Grund dafür, mehr Zeit in Fortbildung zu investieren. Das Lückentrilemma auf dem
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Das duale System der Berufsausbildung
steckt in einer tiefen Krise. Das Paradepferd der beruflichen Bildung, das duale System, hat
seine dominante Position längst eingebüßt. Wer bisher glaubte oder noch immer
glaubt, dass der Konjunkturaufschwung oder der Geburtenrückgang die Probleme
nach dem Modell der Selbstreinigung lösen werde, der wird sich noch wundern.
Die Schwierigkeiten kommen erst noch. Der Titel in Weltonline vom 10. Juni 2007
„Lehrlinge händeringend gesucht“ lässt erahnen, was auf uns zukommt. Von Erfolg und Misserfolg:
Die Aussetzung der Ausbilder-Eignungsprüfung Was wir jetzt schriftlich haben und aus
erster Hand! Vor vier Jahren hat die damalige Bundesministerin für Bildung und
Forschung die Ausbilder-Eignungsprüfung als Nachweis für die fachliche Eignung
von Ausbilderinnen und Ausbildern bis 2008 ausgesetzt. "Das Wieder-In-Kraft-Setzen der AEVO
ist dringend geboten" Diese Feststellung erfüllt mich mit
Genugtuung. Ob jedoch der bisher entstandene Schaden damit wieder gutzumachen ist,
darf man zumindest bezweifeln, denn die Zahlen der Befreiungen von der AEVO hat
sich in den Jahren 2004 und 2005 im Vergleich zum Ausgangsjahr 2003
verzehnfacht. Das bedeutet, dass jährlich ca. 150.000 so genannte Ausbilder von
der Ausbilder-Eignungsprüfung befreit wurden. (Nachzulesen sind die Zahlen im
Anhang zum Berufsbildungsbericht) Fünfzig Jahre Europäische
Einheit und die Bildungsvielfalt So erfreulich die zunehmende Freizügigkeit
der Arbeitnehmer in der EU heutzutage ist, so erschwert immer noch die
unzureichende Transparenz der Bildungsabschlüsse die grenzüberschreitende
Mobilität der Arbeitskräfte. Mit dem Ziel, einen europäischen Arbeitsmarkt zu
schaffen, hat die EU seit ihren Anfängen versucht in immer neuen Initiativen
Verfahren zur "Anerkennung von Qualifikationen" zu entwickeln. Seit
Anfang der Neunziger Jahre wird dabei die Transparenz individueller
Qualifikationen favorisiert. Was bis heute jedoch fehlt, ist ein
"Bildungspass", ein Bezugsrahmen, mit dessen Hilfe die
Qualifikationen Einzelner zueinander in Beziehung gesetzt werden könnten,
unabhägig von ihrem Herkunftsland. Muss der Schaden erst
bewiesen werden, den man hätte vermeiden können? Im Rahmen der so genannten Ausbildungsoffensive
wurde 2003 durch die damalige Bundesregierung eine Reihe von Initiativen zur
Gewinnung zusätzlicher Ausbildungsplätze und zusätzlicher Ausbildungsbetriebe
ergriffen. Zu diesen Maßnahmen gehörte damals auch die Aussetzung der
Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO), da – so wurde argumentiert – Teile der
Wirtschaft die AEVO als eine Hürde bezeichnet hatten, die vielen Betrieben den
Schritt in die Ausbildung erschwere. »Den Besuchern meiner Webseite wünsche ich
für 2007 alles Gute, Erfolg im Beruf und Wohlbefinden im Privaten! « Wir
sehn auf's alte Jahr zurück, Hoffmann von
Fallersleben: Deutsche Lieder aus der Schweiz, S. 188 »Wenn zwei dasselbe tun,
ist es nicht dasselbe! « Was (manche) Ausbilder
selbst nicht können, Auszubildende aber können sollten.. »Die Guten ins Töpfchen,
die Schlechten ins Kröpfchen!« Die Bedeutung der
Beurteilung von Auszubildenden für den Ausbildungserfolg. »Passt, wackelt und hat
Luft!« Freistellung volljähriger
Auszubildenden für die Berufsschule. Ein Blick über den
Tellerrand Berufsbildung in anderen
Industrieländern im Überblick. » ..... Laßt mich auch
endlich Taten sehn!«? Bundesministerin Schavan
setzt Innovationskreis für Berufliche Bildung ein. Wer fürchtet sich vorm
EQF? Der Europäische
Qualifikationsrahmen und die berufliche Bildung in der Bundesrepublik
Deutschland Man muss wohl zu den heutigen Senioren gehören, um sich des
Kinderspielchens zu erinnern, das mit der Frage begann: „Wer fürchtet sich vorm
schwarzen Mann?“ Diese Furcht vor etwas, was gar nicht des Fürchtens wert ist,
muss es wohl sein, was die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft angesichts
des „Europäischen Qualifikationsrahmens“ (EQF = European Qualifications
Framework) umtreibt. Jahreswechsel 2005/06 Statt der üblichen
Weihnachtslyrik ein paar dialektische Gedanken zum Jahreswechsel Wer ist der bessere Hirte, Wiedersehen macht Freude
oder aber nicht. Von der Unzuverlässigkeit
der Sprichwörter - von den Statistiken ganz zu schweigen. Nun liegen sie wieder vor uns, die aktuellen Zahlen aus der
Berufsberatungsstatistik und sie kommen uns vor wie alte Bekannte (siehe
unten), die sich über Jahre hinweg nicht verändert haben, in jedem Falle sehr
bedenklich. Bertolt Brechts berühmter Herr Keuner fängt in solchen Situationen
an über sich nachzudenken. Die offiziellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt werden,
gleichgültig aus welcher Quelle sie kommen, lapidar verkündet, zur Kenntnis
genommen und in die Ablage gegeben. Ach nein, vorher werden noch
Erfolgsmeldungen formuliert und in die Welt gesetzt. Demnach wird die Situation
jedes Jahr besser als im Jahr zuvor - nur die Betroffenen merken nichts davon. Geburtstage sind die
Punkte, die unsere Lebenslinie bilden. Für die guten Wünsche zu
meinem 75. Geburtstag bedanke ich mich herzlich bei allen Mailern, Anrufern und
Anschreibern. Abgetragene
Schuhe Die guten Wünsche zu meinem 75. Geburtstag haben mich nicht
wirklich überrascht, dennoch bin ich dankbar dafür. Je älter man wird, um so
mehr freuen einen derartige Artigkeiten. Was hat Winston Churchill
mit der Ausbildungsplatz-Lücke in Deutschland zu tun? Von dem gerne Churchill zugeschriebenen o.a. Ausspruch wird von
anderer Seite vermutet, es handele sich um eine gezielte Verleumdung des
deutschen Reichspropagandaministers während des zweiten Weltkrieges. Wie dem
auch sei, in der Politik kann eine "richtig" gemachte Statistik den
Interessen ihrer Macher durchaus nutzen. Man soll dem Ochsen, der
da drischt, nicht das Maul verbinden! Wird eine Reduzierung der
Ausbildungsvergütung die Berufsausbildung aufwerten? Ausbildungsvergütungen sind weder Lohn noch Gehalt und sollen das auch
per Definition nicht sein, auch nicht Geschenke für Wohlverhalten. Sie werden
nicht gezahlt für geleistete Arbeit, sondern als Hilfe für den Lebensunterhalt
während der Ausbildung. Dennoch entscheidet sich so mancher Jugendliche für
eine Ausbildung im dualen System und gegen eine schulische Ausbildung, nicht
zuletzt wegen der Möglichkeit, relativ früh im Leben bereits eigenes Geld
verdienen zu können. Aber andererseits zahlen Unternehmen und ganze Branchen ja
auch nicht beträchtliche Ausbildungsvergütungen aus rein christlich-caritativer
Neigung. "Brauchst du einen billigen
Arbeitsmann, schaff dir einen Lehrling an!" Auslaufmodell duale
Berufsausbildung? Die Berufsausbildung des
Exportweltmeisters Deutschland ist ein Ladenhüter. Seit Jahrzehnten wird unser
Berufsausbildungssystem in Sonntagsreden von Politikern und Verbandsvertretern
zum Exportschlager hochgelobt. Nie fehlt der Hinweis darauf, wie sehr uns die
übrige Welt darum beneide. Da darf man sich doch fragen, wieso es nicht längst
weltweit oder wenigstens in der Europäischen Union übernommen wurde, wie andere
Exportgüter Deutschlands tatsächlich. Die Ursachen für die Importverweigerung
liegen teilweise auf der Hand. Eines der K.o.-Kriterien ist die schlechte
Vergleichbarkeit der Berufsabschlüsse mit denen anderer Länder. Ein anderes ist
die Ausbildungsdauer für die anerkannten Ausbildungsberufe. In drei bzw.
dreieinhalb Jahren können sich Tätigkeitsbereichen heutzutage gewaltig ändern.
Ergebnis: kaum gelernt, schon veraltet. Gewichtiger für die Skeptsis unserer
Nachbarn ist jedoch die Tatsache, dass bei uns viel zu viele in die Regulierung
des Systems hinein reden. Die Entstehungsgeschichte des neuen BBiG bietet dafür
genügend Anschauungsmaterial. Dort ist in § 2 Abs.3 zwar die Möglichkeit
eröffnet, bis zu einem Viertel der Ausbildungsdauer im Ausland zu absolvieren,
aber selbst "Global Player" können ihre Auszubildenden nicht länger
als zehn Wochen von der deutschen Berufsschule befreien lassen. Da weiß der
Bund wohl nicht, was die Länder tun - oder umgekehrt. Die Fixierung der
Berufsausbildung in Deutschland auf das Berufsprinzip und die Dauer der
Ausbildung machen unser System mit anderen inkompatibel und erschweren die
gegenseitige Anrechnung von Teilleistungen erheblich. Und sicherlich ist die
seit Jahrzehnten auffällige Konjunkturabhängigkeit unseres Systems
international auch kein Verkaufsargument. Die Tragödie verkommt zur
Farce Auch in diesem Jahr droht
ein Engpass auf dem Ausbildungsmarkt, bundesweit. (Siehe unter Texte zum Herunterladen:
Ausbildungspakt) Wären da nicht die Schicksale der vielen
Einzelnen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, hätten wir alle einiges
zum Lachen über die wohlfeilen Versprechungsrituale der Verantwortlichen. Die
gebetsmühlenartigen Erklärungen zu Verbesserungen auf dem Ausbildungsmarkt, die
Pakte und die Schwüre, jetzt sogar ein "Tag des Ausbildungsplatzes"
sind nur noch mit Sarkasmus zu ertragen. Das Lachen bleibt einem im Halse
stecken. Manches kann man lernen
aber nicht lehren, z.B. Sozialkompetenz. Sozialkompetenz – eine
Tausend-Dollar-Note aus der Schatzkammer der idealistischen Pädagogik oder das
Hartgeld, mit dem sich die Probleme in Ausbildung und Fortbildung kompetent,
effektiv und effizient lösen lassen? Welcher Ausbilder kennt sie nicht, die
Begriffe mit dem wohlfeilen Heiligenschein: Handlungsorientierung,
Schlüsselqualifikationen, Ganzheitlichkeit, Lernarrangements u.a. schmücken
heutzutage die pädagogischen Schaufenster wie das Etikett „Royal“ die
Bratwurstbude. Da werden Begriffe schnell zu Blickfängern, Fachsprache wird zur
Denkfessel oder zum Imponiergehabe für vermeindlich Eingeweihte. Der Sozialkompetenz,
von der wir gerne glauben wollen, dass sie für die betriebliche
Bildungsorganisation und -praxis so überaus wichtig ist, droht die gleiche
Gefahr. Da tauchen neue Begriffe für altvertrautes Handeln auf, wo es doch
genau umgekehrt sein müßte. Mimikry statt Innovation, ist das des Pudels Kern?
Meistens werden diese „mystischen“ Begriffe gar nicht mehr definiert oder
erklärt, sondern in ihrer Bedeutung als semantisches Allgemeingut einfach
vorausgesetzt. Bei vielen Ausbilderinnen und Ausbildern taucht ein Gefühl der
aufgeklärten Ratlosigkeit auf, sie fühlen sich angesprochen und
herausgefordert, wissen aber nicht so recht, wie sie den Anspruch in ihre
tägliche Ausbildungspraxis umsetzen sollen. „Sozialkompetenz kann man lernen
(erwerben), aber nicht lehren“ Diese Erkenntnis kann Ausbilderinnen und
Ausbilder davor bewahren, sich hinter Lehrbuchwissen und dem
Ausbildungsrahmenplan zu verstecken und/oder den Versuch zu unternehmen,
„Menschen zu formen nach (s)meinem Bilde“ (Pygmalion-Effekt). Vielmehr muss er
sich fragen, was im Interesse der lernenden Individuen pädagogisch
wünschenswert erscheint und darauf eingehen. Der Erwerb von Sozialkompetenz ist
ein Prozess, kein Lernakt. Er läuft im Lernenden ab und der Lehrende kann ihn
nur unterstützend begleiten. Dabei ist er mehr Erzieher als Lehrer, eine
unpopuläre Vorstellung! Mit Worten lässt sich
trefflich streiten. Wie widersprüchlich Fachleute
das Berufsprinzip im neuen BBiG sehen. Die Reform des Berufsbildungsgesetzes zum 1. April 2005 hat sowohl
unter Praktikern als auch unter Theoretikern der beruflichen Bildung teilweise
heftige Diskussionen ausgelöst. Manchmal gehen die Differenzen sogar durch
ansonsten fest geschlossene Reihen, z.B. ist die GEW nicht mit allem
einverstanden, was der Dachverband DGB zur Gesetzesreform gesagt hat. Bei
solchen Diskussionen geht es nicht selten um Grundsätzliches. Ein Beispiel
dafür ist ie schon länger brodelnde Auseinandersetzung um das Berufsprinzip
bzw. die Modulisierung der Berufsausbildung. Ein Beispiel für die
unterschiedlichen Bewertungen zeigt die folgende Gegenüberstellung der
Positionen des jetzigen und des früheren Chefs des Bundesinstututes für
Berufsbildung. Es kreißt der Berg und
gebiert eine Maus. Hoffnungen und
Enttäuschungen: Gedanken zur Reform des Berufsbildungsgesetzes. Als die Bundesregierung im vergangenen Jahr eine "umfassende
Reform des Berufsbildungsgesetzes" als Vorlage in den Bundestag
einbrachte, fehlte dieser von Anfang an das Umfassende: Die Verbindung von Aus-
und Fortbildung z.B., mit der eine eigenständige berufliche Bildungslaufbahn
von der Ausbildung bis zum Studium hätte gesetzlich geregelt werden können.
Dass die Bundesrepublik Deutschland nach wie vor zwar ein Ausbildungs- aber
kein Fortbildungssystem hat, geht wohl auf Kosten der dafür nicht vorhandenen
Mehrheiten in den Parlamenten. Soll das Werk den Meister
loben ... Der Bundesrat hat dem
Berufsbildungsreformgesetzt am 18. Februar 2005 zugestimmt, damit ist das BBiG
novelliert. Die erste grundlegende und umfangreiche Novellierung des Berufsbildungsgesetzes
(BBiG) von 1969 ist nach heftigen Kontroversen und ausgiebigen Diskussionen vor
und hinter den Kulissen zwischen Parteien, Arbeitgebern und Gewerkschaften mit
den Stimmen einer unerwarteten Koalition aus SPD, Grünen und CDU/CSU am 27.
Januar 2005 im Bundestag beschlossen worden. Der Bundesrat hat dem
Gesetzesentwurf schon am 18. Februar 2005 zugestimmt. Die Novelle wird am 01.
April 2005 in Kraft treten. Dort ist auch eine synoptische Darstellung zwischen BBiG alt und
BBiG neu zu finden, Download: BBiG Synopse neu-alt.pdf Berufsbildungsreformgesetz
(BerBiRefG) ante portas Kommt sie nun oder kommt sie nicht, die Reform
der Berufsausbildung. Eigentlich
sollte die Novelle zum Berufsbildungsgesetz (BBiG) zum 1. Januar 2005 in Kraft
treten. Ja, eigentlich! Angesichts des aktuellen Gerangels zwischen Bundestag
und Bundesrat wird mir wieder einmal deutlich bewusst, was für ein Glüchsfall
bei der Entstehungsgeschichte des Gesetzes 1969 die große Koalition war. Ohne
sie wäre es wohl gar nicht zustanden gekommen. Angesichts der Tatsache, dass es
mit nur geringfügigen Veränderungen immer noch gilt, darf man wohl annehmen,
dass es sich bewährt hat. Sollten die kürzer
werdenden Tage Ihnen mehr Zeit zur Muße gewähren, wünsche ich Ihnen dazu viel
Freude. Herbstgedanken
Mit den Blättern fällt auch die Hoffnung auf den
Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt. "Nichts ist schlimmer für
einen Jugendlichen, als ohne qualifizierte Ausbildung ins Leben starten zu
müssen", meint Edelgard Bulmahn, die Bundesbildungsministerin. Das danach
Schlimmste scheint auch in diesem Jahr einigen Zehntausenden von Jugendlichen
nicht erspart zu bleiben und das trotz allseits beschworener Bemühungen der
Wirtschaft, den mit der Bundesregierung geschlossenen Ausbildungspakt zu
erfüllen. Gut gewollt ist aber auch heutzutage noch nicht gut gemacht. Die
Warteschlangen von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz werden zur tolerierten
Gewohnheit, zum unlösbaren Problem. Glauben
und beten Regierung und Wirtschaftsverbände hoffen für den
Ausbildungspakt auf den Endspurt. (Siehe unter Texte zum Herunterladen) Er sollte "die jährliche
Tragödie", die Lehrstellenlücke, in diesem Jahr verhindern: der
Ausbildungspakt, den die Bundesregierung mit den Wirtschaftsverbänden des
Landes geschlossen und dafür auf die umstrittene Ausbildungsumlage verzichtet
hatte. So weit, so gut. Doch ob der Pakt tatsächlich wirken wird, das ist nicht
nur noch offen, sondern nach den Zahlen vom August noch reichlich fraglich.
Sollte das Ziel wirklich erreicht werden, wird das nicht ohne einen energischen
"Endspurt" im September möglich sein. Glaubt man der Nürnberger Bundesagentur
für Arbeit, so ist die rechnerische Lücke zwischen unbesetzten
Ausbildungsplätzen und noch nicht vermittelten Bewerbern mit 131 800 deutlich
größer als vor einem Jahr. Die Zahlen der Kammern sehen optimistischer aus.
Diese vermelden bundesweit sogar ein Plus von fast 4% bei den
Ausbildungsangeboten. Das liegt einmal daran, dass den Arbeitsagenturen nicht
alle Ausbildungsplätze gemeldet werden, zum anderen bewerben sich viele
Jugendliche zunächst auf mehrere Stellen und springen dann oft kurzfristig
wieder ab, so dass sich ein eindeutiges Bild von der Situation auf dem
Ausbildungsmarkt erst zum Start des Ausbildungsjahres ergeben wird, das ist
frühestens der 1. September. Das Ziel, jedem Jugendlichen einen
Ausbildungsplatz, eine Einstellungsqualifikation oder ein schulisches Angebot
machen zu können, scheint wieder einmal kaum noch erreichbar. Die
paktschließenden Parteien haben das wohl schon geahnt, denn die Übereinkunft
ist gespickt mit Vorbehalten und Bedingungen, die wohl vorausschauend als eine Möglichkeit
zur wohlfeilen Exculpation eingeplant worden waren. Die angedrohte
Ausbildungsplatzumlage ist jedenfalls vorerst einmal zu den Akten gelegt
worden. Ob sich dieses Bäumchen-wechsel-dich-Spiel von Jahr zu Jahr wiederholen
läßt, darf bezweifelt werden. Aber es bleibt uns ja immer noch
Heinrich Heines jugendfrischer Rat: Seid tapfer und schlaget die Trommel! Ein
Urteil lässt aufhorchen Föderalismus und Berufsbildung Das Bundesverfassungsgericht hat
die bundesweite Einführung des "Juniorprofessors" für
verfassungswidrig erklärt, weil der Bund damit die Zuständigkeit der Länder zur
Regelung des Hochschulwesens verletzt habe. So weit, so gut. Was hat dieses
Uteil mit der beruflichen Bildung zu tun? Ein
Mythos wird 30 Was wird aus den Schlüsselqualifikationen? Als der Soziologe Dieter Mertens
(damals Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesanstalt für Arbeit) 1974 zum ersten Mal das Konzept
„Schlüsselqualifikationen“ in Form von „Thesen zur Schulung für eine moderne
Gesellschaft“ benutzte, konnte er nicht ahnen, welche Karriere der Begriff
machen sollte. Ein Mythos war geboren. Die „plausible Bildhaftigkeit hat dem
Terminus ‘Schlüsselqualifikation’ zu einer Karriere verholfen, wie sie selten
einem pädagogischen Begriff widerfährt“. (Lothar Reetz ) Auch wenn der Verdacht
nahe liegt, dass es sich wieder einmal um ein Plastikwort handeln könnte, das
bei den Benutzern nur vage und auch noch sehr unterschiedliche Bedeutungen
aktivieren werde, bleibt der Erfolg in der Praxis. Bevor die kontroverse
wissenschaftliche Diskussion um den Begriff abgeschlossen werden konnte, hatten
sich die Bildungspraktiker (Politiker, Gewerkschafter, Unternehmer, Lehrer,
Ausbilder, Bildungsplaner) seiner längst bemächtigt und benutzten ihn wie einen
alten Bekannten. Innerhalb kürzester Zeit fand er Eingang in
Ausbildungsordnungen und wurde in Modellprojekten zum Lerngegenstand für
Ausbilder und Lehrer. Leitlinien
und Eckwerte - Reform der Berufsausbildung Vor der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes
(BBiG) Als das Berufsbildungsgesetz 1969
in Kraft trat, war das nur möglich, weil eine große Koalition hinter dem
Gesetzgebungsverfahren stand. Die später folgenden und bis heute anhaltenden
bildungspolitischen Auseinandersetzungen zwischen A- und B-Ländern haben dazu
geführt, dass dieses Gesetz seither nicht nennnenswert novelliert wurde. Die
Säulen des dualen Ausbildungssystems Zusätzliche
Informationen zu der geplanten Reform der beruflichen Bildung finden Sie unter "http://www.bmbf.de/pub/eckwerte_bbig_reform.pdf" Die
jährliche Tragödie Das Trauerspiel um die Ausbildungsplätze Auch dieses Jahr wird uns mit
einer Dramatik wie nie zuvor das Trauerspiel von der Ausbildungsplatznot
zelebriert. Die Darsteller wandeln sich, die Regie bleibt die gleiche, auch die
Kulissen und die Beleuchtung. Ob der Kanzler Kohl oder Schröder heißt: Für die
Jugendlichen, die sich in diesen Wochen und Monaten um einen Ausbildungsplatz
bemühen, stapelweise Bewerbungen verschicken und gespannt auf Antwort hoffen,
sind die Bilder von Jahr zu Jahr die selben. Besonders tragisch ist jedoch,
dass die Jugendlichen von heute mit diesem Ritual aufgewachsen sind. Das
jährliche Gefeilsche um die Ausbildungsplätze begann, bevor die heutigen
Schulabgäger überhaupt in der Schule waren. Ihre Wirklichkeit stimmt mit den
jährlichen Schwüren der wechselnden Kanzler eben so wenig überein wie mit den
Versprechungen der Herren aus den Wirtschaftsverbäden, jedem Jugendlichen, der
es will und der geeignet ist, einen Ausbildungsplatz zu verschaffen. Ein Blick
in die Berufsbildungsberichte der letzten anderthalb Jahrzehnte enthüllt
unvoreingenommenen Leser, dass das in Sonntagsreden so hoch gelobte deutsche
"duale System" der Berufsausbildung nicht mehr funktioniert. Nachdenkliches zur Zukunft
von
Seit sich auch beim Federvieh der Trend zur
Das Berufsausbildungsverhältnis beginnt mit der übereinstimmenden Willenserklärung der Vertragspartner. Bevor die Ausbildung aber wirklich beginnt, also vor dem ersten Ausbildungstag, haben die Vertragspartner eine Reihe von formellen Verpflichtungen zu erfüllen:
• Der Ausbildende muss unverzüglich die wesentlichen Vertragsinhalte schriftlich niederlegen. Das geschieht in der regel auf dem Vertragsformular der zuständigen Stelle.
• Beide Parteien müssen den Berufsausbildungsvertrag unterschreiben. Vertragspartner sind der Ausbildende und der Auszubildende. Bei noch minderjährigen Auszubildenden müssen auch die Erziehungsberechtigten unterschreiben.
• Der Ausbildende muss je eine Ausfertigung des schriftlich niedergelegten und unterschriebenen Vertrages an den Auszubildenden und evtl. an dessen gesetzlichen Vertreter aushändigen.
• Der Ausbildende muss die Eintragung des Berufsausbildungsvertrages bei der zustündigen Stelle beantragen. Diese kann die Eintragung aus rechtlichen Gründen ablehnen, muss das aber gegenüber dem Ausbildenden begründen.
• Sofern der Auszubildende noch Jugendlicher ist, muss er spätestens zum Beginn der Ausbildung die ärztliche Bescheinigung über die Erstuntersuchung nach § 32 JArbSchG vorlegen, sonst darf mit der Ausbildung auf keinen Fall begonnen werden.
Bereits vor dem ersten Ausbildungstag beginnt die Einführung des Auszubildenden in das Unternehmen - ein sehr sensible Prozess, von dessen Erfolg oft das Gelingen der gesamten Ausbildung abhängt.
Dazu habe ich eine Broschüre veröffentlicht, die ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehle:
"Einführung der Auszubildenden in das Unternehmen"
Friedrich Kiehl Verlag, Herne 2011, 22 Seiten, € 4,90, ISBN 978-3-470-69951-6
Das Buch heißt "Die Ausbildereignungsprüfung" und trägt den Untertitel "Vorbereitung auf die schriftliche und praktische Prüfung". Sein Inhaltsverzeichnis lässt die vier Stufen nicht unmittelbar erkennen - und das ist auch Absicht. Der schriftliche Teil der Prüfung erfolgt schon seit rund 15 Jahren nicht mehr nach Handlungsfeldern geordnet, sondern nach Ausbildungssituationen quer über die Handlungsfelder. Dieser Intention, die genau so in §4 Abs.2 Satz 1 AEVO niedergelegt ist, folgt auch mein Buch zur Vorbereitung auf die Prüfung. Leserinnen und Leser finden dort also Fallstudien, Rollenspiele und Situationsaufgaben, von denen sich fast alle nicht einfach einem Handlungsfeld zuordnen lassen. Die Übungsaufgaben entsprechen in Form und Inhalt der Aufgabenstellung, wie sie in den überregionalen Aufgabensätzen des DIHT benutzt werden. Es wird eine Ausbildungssituation beschrieben und dazu werden Aufgaben zur Lösung gestellt.
Aufgaben nach den einzelnen Handlungsfeldern zu stellen, wäre gerechtfertigt, wenn es sich dabei um Erfolgssicherung in einem Lehrgang oder auch in einem Lehrbuch handelte. Das ist aber mein Buch zur Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung nicht, vielmehr baut es darauf auf. Ohne die vorherige Erfolgssicherung wäre die Vorbereitung auf die Prüfung gefährlich, man könnte sogar mit falschen Lernergebnissen schließlich in die Prüfung gehen.
Zur begrifflichen Klarheit: Erfolgssicherung besteht aus wiederholen, üben und anwenden der unterrichteten oder unterwiesenen Lerninhalte. Vorbereitung auf die Prüfung orientiert sich an Inhalt und Struktur der Prüfung und setzt die Lernerfolgssicherung voraus. Die Prüfung selbst ist dann die Lernerfolgskontrolle.
Sollten Sie sich jetzt noch immer mit meinem Buch auf die Ausbildereignungsprüfung vorbereiten wollen, wünsche ich Ihnen viel Erfolg dabei und für die Prüfung selbst natürlich auch.
Wenn wir nicht zulassen wollen, dass der Berufs- und Arbitspädagogik die Wissenschaftlichkeit abgesprochen wird, dann müssen wir uns vor allem an klare Begriffe halten.
Lassen Sie mich zur Unterstützung meines Anliegens wieder einmal das (ironische) Goethezitat aus Faust I, Studierzimmer, benutzen:
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich glauben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
Vor Jahreswechsel 2014 zu 2015
Als Leserinnen und Leser meiner website waren Sie lange Zeit gewohnt, einigermaßen regelmäßig Kommentare von mir zu lesen.
2014 habe ich nichts geschrieben. Dafür gab es zwei Gründe. Erstens hat mich der Tod meiner lieben Frau verstummen lassen und zweitens ist meine Gesundheit immer instabiler geworden."Ich bin nicht ganz gesund, aber Gott sei Dank, bin ich auch nicht wirklich krank", das habe ich mir mal irgendwo aufgeschrieben, finde aber die Quelle nicht mehr. Es trifft jedoch meinen Zustand ganz gut. Es sind die vielen kleinen Wehwehchen, die einem im Alter das Leben verleiden, nicht die wirklichen Krankheiten. Und da sind auch die Gänge zu den Ärzten, so viel verplemperte Zeit. Soweit es meine körperliche Verfassung erlaubt, werde ich mich im neuen Jahr (2015) wieder zu Wort melden.
Die Kerzen sind bald abgebrannt,
Die Kugeln schon vom Baum gerollt.
Was jetzt kommt, liegt doch auf der Hand,
Auch wenn ich selbst es nicht gewollt.
Ein Neues Jahr macht sich bereit,
Es hat den Fuß schon in der Tür.
Es bietet Schutz uns und Geleit,
Und Glück und Frieden für und für.
Auch wenn ich selber äußerst skeptisch bin,
Zu oft hat mich die Hoffnung schon betrogen,
Wünsch ich Euch allen da draußen zum Beginn,
Das Neue Jahr sei Euch zwölf Monde lang gewogen
Erwartet nicht zu viel vom Neuen Jahr,
Bleibt auf dem Boden mit den Füßen..
Lasst nicht betrügen euch - fürwahr,
Dann könnt 2016 als Glückskind Ihr begrüßen..
Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher meiner website, wünsche ich ein gutes Jahr 2015.
Mögen alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
Adalbert Ruschel
Jahreswechsel 2013 zu 2014
Jede Sylvesternacht steht für einen Wechsel von Erinnerung zu Erwartung. In diesem Jahr überwältigen mich die Erinnerungen,
die Erwartungen wollen nicht aufkommen. Nachdem wir mehr als fünfzig Jahre miteinander glücklich waren und sie vier Jahre
gegen den Krebs gekämpft hatte, starb am 18. März 2013 meine liebe Frau. Seither ist nichts mehr so, wie es einmal war.
In memoriam Saddy
Die Welt ist arm geworden.
Ein leichter Himmel deckt Dich zu.
Du hast die Deine gefunden,
Ich suche noch nach Ruh'.
Ihnen, liebe Besucher meiner website, wünsche ich ein gutes Jahr 2014. Mögen alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
Weihnachten
(Frei nach herrn von Eichendorff)
Markt und Straßen voll Gebimmel,
Jedes Haus ein Weihnachtsbaum,
Sinnend geh' ich durchs Gewimmel,
Aus ist's mit dem Kindleinstraum.
An die Fenster haben Händler
Sterne aus Staniol gepinnt,
Angespannt hofft jeder Ständler,
Dass der Umsatz Fahrt gewinnt.
Soll ich wandern aus den Mauern
Bis hinein ins freie Feld?
Packt mich dort das heil'ge Schauern
Von dem Eichendorff erzählt?
Kann die Sternlein nicht mehr sehen.
Glühwein gibt's statt Einsamkeit.
Lasst uns schnell nach Hause gehen,
Die Bescherung steht bereit.
Nachdenkliche und besinnliche Weihnachten 2013
wünsche ich allen Besuchern meiner web-site
Adalbert Ruschel
"Mehrsprachigkeit" ist also bereits ein Merkmal der Muttersprache.
Das Sprachbündel, das ein Mensch beherrscht, bestimmt seine Identität und damit seinen gesellschaftlichen und beruflichen Erfolg.
Unter "Mehrsprachlichkeit" verstehen wir inzwischen zweierlei:
1. das Nebeneinander verschiedener Sprachen in einem geografischen Raum,
2. die Fähigkeit eines Menschen, sich in mehreren Sprachen kompetent ausdrücken zu können.
Die Europäische Union zählt in ihrer Verwaltung 24 Amtssprachen. Hinzu kommen rund sechzig Regional- bzw. Minderheitensprachen. Nicht genug damit, leben hier Zuwanderer aus etwa 175 Nationen mit ihren Sprachen und Kulturen.
In fast allen EU-Staaten lernen inzwischen nahezu 100 Prozent aller Schülerinnen und Schüler Englisch als Zweitsprache. Bereits im März 2002 hat der Europäische Rat als Ziel formuliert, dass in der EU bis 2020 jedes Kind vom frühesten Alter neben der Muttersprache zwei weitere Sprachen lernen soll. Ein ehrgeiziges Ziel. Wie sieht es damit in Deutschland aus?
Wir wenden viel Geld und Mühen auf, um Schüler - in der Regel ab der fünften Klasse - mehrsprachlich zu bilden. Gleichzeitig unterdrücken wir aber die mehrsprachlichen Ressourcen, welche Migrantenkinder bereits in den Kindergarten mitbringen. Mehrsprachlichkeit sollte in unseren Kindergärten, Schulen und im Berufsleben aus den bereits bestehenden Wurzeln gefördert und nicht erst als Aufgabe systematischen Fremdsprachenunterrichts gesehen werden. Dieser Aufgabe werden sich auch Ausbilderinnen und Ausbilder in den Betrieben stellen müssen. Vielleicht nicht alle, aber immer mehr.
Jetzt untersuchte die OECD PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) erstmals die Lese-, Rechen- und Problemlösekompetenzen der 16- bis 65-Jährigen in 24 Industrieländern.
Und siehe da: Mit den Basiskompetenzen ist es in Deutschland auch bei diesem Bevölkerungsteil nicht gut bestellt. 17,5 % der Erwachsenen können demnach bestenfalls auf dem Niveau von Zehnjährigen lesen und Texte verstehen. Auch der viel zitierte Rechenmeister Adam Riese muss sich im Grab umdrehen, denn sogar in den alltäglich gebrauchten Rechenkenntnissen schneiden die deutschen Erwachsenen kaum besser ab. 18,5 % der getesteten Bevölkerung in Deutschland schaffen nicht mehr als einfaches Zählen und Sortieren.
Was ist denn los mit uns Deutschen?
Gerne wird immer wieder auf die "Problemgruppen" in unserem Land hingewiesen, die den Leistungsschnitt im weltweiten Vergleich heftig nach unten ziehen. Wer aber geglaubt hat, unser Ungleichheit förderndes Schulsystem würde auf der anderen Seite Spitzenleistungen hervor bringen, muss sich von der neuen Studie eines Besseren belehren lassen: Auch in den oberen Leistungsgruppen schließt unser Land nicht gut ab.
Nicht nur Gewerkschaften kritisieren das Ergebnis der Studie als Beleg für fehlende Chancengleichheit. Es ist unübersehbar, dass Deutschland auseinander driftet, nicht nur im Bildungsbereich. Der dürfte sogar zu dieser Entwicklung erheblich beitragen. Georg Escher machte sich in den Nürnberger Nachrichten Sorgen um die "Temperatur" dieser Gesellschaft und kommt zu dem Ergebnis: "In Deutschland wird es kälter." Ich werde ihm da nicht widersprechen.
Unser Nachbarland Österreich ist uns bei vergleichbarem dualen System bereits einen großen Schritt voraus, hat bereits zum großen Wurf angesetzt. Dort gibt es für Jugendliche eine Ausbildungsgarantie. Für den Übergang spielt die "Überbetriebliche Berufsausbildung" in Kooperation mit Praxisbetrieben eine große Rolle. Auf diesem Weg finden die jugendlichen entweder doch noch einen Weg in die Regelausbildung oder die ÜBA selbst führt sie zum Berufsabschluss. Noch beteiligen sich die Unternehmen nicht an den Kosten der ÜBA, aber auch die Österreicher beginnen den Fachkräftemangel zu spüren.
Bevor Unternehmensvertreter über die mit den Auslandsaufenthalten verbundenen Kosten
jammern sollten, sei ihnen empfohlen, sich das Leonardo da Vinci Förderprogramm
der EU anzusehen, mit dem allen Auszubildenden bei einem berufsqualifizierenden
Auslandspraktikum zwischen zwei Wochen und neun Monaten geholfen wird, nicht
nur finanziell. In Deutschland ist dafür die Nationale Agentur Bildung für
Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung zuständig (www.na-bibb.de). Davon können nicht nur
Großbetriebe profitieren. Gerade das Handwerk sollte sich an den Jahrhunderte
überdauernden Brauch der Wanderschaft erinnern. Das war doch auch nicht
Schikane, sondern diente dem Erfahrungszuwachs bei den Gesellen und nicht
zuletzt auch dem Austausch von Ideen und Geschick.
Wilhelm Busch hat Goethes Frage auf seine hintersinnige Art in „Plisch und Plum“ beantwortet: „
Warum soll ich nicht beim Gehen, spricht er, in die Ferne sehen? Schön ist es
auch anderswo, und hier bin ich sowieso.“
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland ist
gekennzeichnet von Ungleichheiten in regionaler, berufsfachlicher, branchen-
und personenbezogener Hinsicht. Auch mit Blick auf die äußerst unterschiedliche
Situation in den alten und neuen Bundesländern kann ohne Bedenken von einen
gespaltenen Ausbildungsmarkt in Deutschland gesprochen werden. Das wäre
vielleicht nicht weiter schlimm, riefen die Unternehmerverbände nicht gleichzeitig
immer lauter nach zusätzlichen Fachkräften. Gewiss, man jammert hier auf hohem
Niveau. Dennoch, dass Nachwuchsproblem in der deutschen Wirtschaft muss gelöst
werden. Mit der wohlfeilen Forderung "Inder statt Kinder" wird das
nicht geschehen. Die Unternehmen sind aufgefordert, ihrer Selbstverpflichtung
nachzukommen und auf die Bundesbildungsministerin zu hören, die im Zusammenhang
mit den Jugendlichen in den Übergangsmaßnahmen feststellt: "Auch diese
Jugendlichen werden gebraucht, um den Fachkräftenachwuchs in Deutschland
langfristig zu sichern." Die Hoffnung auf Matthäus Kapitel 7 Satz 8 (siehe
Überschrift) wird nicht ausreichen.
Im Westen erhalten Auszubildende im Durchschnitt 737 Euro, im Osten 674, das
sind immer noch nur 91% der Westvergütung.
Aber nicht nur zwischen West und Ost gibt es Unterschiede, auch zwischen den
Ausbildungsberufen ist das der Fall und zwar nicht unerhebliche. Über die
Lädergrenzen hinweg lagen die Maurer im Westen mit 968 EURO monatlich im
Durchschnitt an der Spitze der Tabelle, die Friseure und Friseurinnen im Osten
mit 269 EURO am Ende.
Auch zwischen den Ausbildungsbereichen gab es 2012 in West- und Ostdeutschland
deutliche Unterschiede in der Vergütung. In Industrie und Handel waren die
Ausbildungsvergütungen überdurchschnittlich hoch (im Westen 813 EURO, im Osten
730 EURO), im Handwerk dagegen unterdurchschnittlich (im Westen 606 EURO, im
Osten 504 EURO).
Ermittelt wurden für die Statistik die durchschnittlichen Vergütungen für 184
Berufe in West- und 149 Berufe in Ostdeutschland. In diesen Berufen werden 88 %
der Auszubildenden ausgebildet.
Es wird interessant bleiben zu beobachten, wie weit die Wirtschaft bereit sein
wird, im Wettbewerb um die Auszubildenden die Vergütung zu erhöhen. Wie weit
wird die gegenseitige Konkurrenz gehen?
Sind sich die Verantwortlichen der Tatsache bewusst, dass derart extrinsische
Motivationsanreize bestenfalls kurzfristig Erfolg versprechen? Em Ende werden
diejenigen Unternehmen gewinnen, die nach intrinsischen Stellschrauben suchen
und sich damit um die Zufriedenheit ihrer Auszubildenden bemühen.Vielleicht mal
wieder Frederick Herzbergs Motivationstheorie lesen!
Die Zahlen der BIBB-Untersuchung finden Sie unter
www.bibb.de/ausbildungsverguetungen-2012
Jesus ist für alle Kreatur auf die Erde gekommen,
den Aischgründer Spiegelkarpfen,
die polnische Gans,
den kanadischen Turkey,
den bretonischen Hummer und
die Nordmanntanne
einmal ausgenommen.
Nachdenkliche Weihnachten und
ein nachhaltiges Jahr 2013
wünschen
Renate (Saddy) und Adalbert Ruschel
Niemand kann mit dieser Entwicklung zufrieden sein. Die Betriebe müssen bereits
bei den Beschaffungs- und Auswahlverfahren vorsichtig sein und sich während der
Ausbildung darum bemühen, Abbruchursachen rechtzeitig zu erkennen und gegen zu
steuern.
Unter "Texte zum Herunterladen" habe ich einen Text zur Thematik
abgelegt, den ich meinen Lesern zur Aufmerksamkeit empfehle.
In der Studie wird den Deutschen bescheinigt, dass 22 Prozent ihres Nachwuchses
nicht einmal das Bildungsniveau ihrer Eltern erreicht. Und damit nicht genug:
Nur 20 Prozent der jungen Menschen in unserem Land schaffen einen höheren
Abschluss als ihre Eltern. Wer hätte das gedacht, im Auf und Ab des
Bildungsniveaus sind wir auf der Verliererstraße!
Die zuständige Ministerin findet das nicht besorgniserregend und preist
unverdrossen die Vorzüge des dualen Systems der beruflichen Bildung. Dabei
scheint sie und ihre Mitstreiter schon vergessen zu haben, welche Probleme die
demografische Entwicklung einerseits und die Konjunkturschwankungen
andererseits dem System bereitet haben. Und schon wieder gibt es konservative
Bildungspolitiker, die eine Akademikerschwemme für Deutschland befürchten und
vor dem Taxi fahrenden Dr. Arbeitslos warnen.
Gewiss haben die OECD-Experten auch die geringe Jugendarbeitslosigkeit in
Deutschland gelobt, die im Vergleich zum Durchschnitt der Studie (15,8%) doch
so erfreulich niedrig, eben nur zwölf Prozent betrage. Wer aber hinter den
Zahlen die Figuren sucht, der findet auch ohne Taschenrechner leicht heraus,
dass es sich dabei immerhin um fast 1,7 Millionen junge Menschen handelt – und
das ist dann doch erschreckend.
Eine deutschsprachige Zusammenfassung der OECD-Studie findet sich unter:
http://www.oecd.org/berlin/publikationen/bildungaufeinenblick2012.htm
Die Zeiten haben sich geändert, mit ihnen auch die Druckmittel. In der kaum
angezweifelten Leistungsgesellschaft unserer Tage wurde aus der Zuchtrute die
Leistungsnote, die – selbst wenn das gerne bestritten wird – auch als Mittel
zur Disziplinierung herhalten muss.
Daraus ergibt sich die Frage, ob Druck und Zwang zur Schule gehören wie die
Klingel zur Pause und zum Stundenwechsel. Können Schülerinnen und Schüler nicht
ohne jeglichen, wenn auch noch so sublimen Druck beim Lernen auskommen? Nicht
wenige Lehrerinnen und Lehrer glauben, dass ohne Druck für die Schule nicht
gelernt wird. Andere haben für sich die Motivation entdeckt und versuchen mit
großer Hingabe, extrinsisch motivierte Schüler in intrinsisch motivierte
umzuwandeln und merken gar nicht, dass auch dazu Druck eingesetzt wird.
Fatalisten unter den Eltern, Erziehern, Lehrern und Ausbildern führen ins Feld,
dass es Kinder, Schüler und Auszubildende gibt, denen die Schule völlig
gleichgültig ist und die auch mit dem Hinweis auf eine lebenswichtige
Abschlussprüfung nicht zu beeindrucken sind – und ehrlich, wer wagt dem zu
widersprechen?
Das soll aber die engagierten, die pflichtbewussten und selbstmotivierten
Erzieher nicht davon abhalten, alles zu geben, nicht aufzugeben, ihr
Berufsethos einzubringen und so möglichst vielen Kindern und Jugendlichen zu
helfen, sich zu erfolgreichen und verlässlichen Mitgliedern unserer
Gesellschaft zu entwickeln. Ja, sich zu entwickeln!
Dass es immer einen Rest von Fällen gibt, bei denen wir mit unserem Latein am
Ende sind, sollten wir auch zu akzeptieren lernen. In solchen trostlosen Fällen
ist Therapie angesagt, von Fachleuten. Eltern, Lehrer und Ausbilder sind das in
der Regel nicht.
Gemessen an der großen Zahl der in den Betrieben tätigen Ausbilder, sind die
Auflagen der direkt an der Zielgruppe orientierten Publikationen außerordentlich
niedrig. Das deutet darauf hin, dass die Zielgruppe der Ausbilder damit kaum
erreicht wird. Rechtliche, soziologische oder pädagogische Probleme aus der
Ausbilderpraxis werden kaum oder nur sehr unzureichend behandelt. Eine
Vertiefung der Kenntnisse über Methoden und Medien wird so gut wie nirgendwo
geleistet. In keiner der betrachteten Zeitschriften ist der Versuch zu
erkennen, das Problem der Branchenvielfalt in der beruflichen Bildung zu lösen.
Die Möglichkeit, exemplarische Beiträge aus der Ausbildungspraxis zu
publizieren und damit für möglich viele Bereiche nutzbar zu machen, wird
ebenfalls nicht genutzt.
Vergleicht man das beruflich geprägte Interesse der Ausbilderinnen und
Ausbilder mit dem Themenangebot der meisten Zeitschriften, ist eine Diskrepanz
zwischen beiden Seiten nicht zu übersehen. Offenbar gehen die
"Ausbilder"-zeitschriften nur unzureichend auf die Bedürfnisse des
Ausbildungspersonals ein. Dieses findet denn auch eher relevante Informationen
im Homepageangebot des Internets (siehe dazu unter Links!).
Wer immer sich über das Zeitschriftenangebot näher informieren will, findet
Porträts einzelner Blätter, auf meiner Seite "Zeitschriften für
Ausbilder", auch die Ausbilderinnen, auch wenn sie im Titel nicht
ausdrücklich erwähnt sind.
Der Begriff „Übergangssystem“ bezeichnet ein Segment des deutschen
Berufsbildungssystems, das weder der dualen noch der vollschulischen
Berufsausbildung zugerechnet wird. Es stellt sich damit die Frage, ob es
überhaupt dem Berufsausbildungssystem angehört, oder nicht doch nur eine
Reparatureinrichtung des allgemeinen Schulsystems ist.
Zur individuellen Unterstützung „förderungsbedürftiger“ Jugendlicher beim
Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine berufliche Ausbildung hat
der Gesetzgeber mit Wirkung vom 01. April 2012 „Berufseinstiegsbegleitung“
flächendeckend eingeführt. (Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen
am Arbeitsmarkt / EinglVerbG vom 20. Dezember 2011)
Bevor die Berufseinstiegsbegleitung verbindlich eingeführt wurde, haben
Wissenschaftler deren Tauglichkeit in Projekten untersucht. Die Ergebnisse
dieser Modellversuche sind in Büchern und Heften niedergelegt. Siehe dazu unter
Bücher für Ausbilder.
Wer heute beobachtet, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen abnimmt, darf
nicht damit rechnen, dass die Qualität der Bewerber zunimmt. Jahr für Jahr
erleben die Verantwortlichen in den Unternehmen die Diskrepanz zwischen
Zeugnisnoten und der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der Schulabgänger in
Deutschland. Formale Bildungsabschlüsse haben offensichtlich ihre
Aussagefähigkeit und Verlässlichkeit längst eingebüßt, wenn sie diese jemals
hatten.
Es ist ein traurig stimmender Erfahrungswert, dass in Deutschland etwa 15% der
Schulabgänger zu der sogenannten Gruppe der Risikoschüler gehören, unabhängig
von der Entwicklung des Ausbildungsplatzmarktes. Die Ursache dafür dürfte sein,
dass es im deutschen Schulsystem immer noch an einem kontinuierlichen und
systematischen Qualitätsmanagement fehlt. Noch immer wird bei uns die Qualität
des Bildungssystems am Input gemessen, an finanziellen Ressourcen,
Stellenplänen, Dienstvorschriften und Lehrplänen. In der internationalen
Bildungsforschung gilt es dagegen als gesichert, dass ein outputorientiertes
Qualitätsmanagement, Schulleistungen, Schulaufstieg und Schulabschlüsse das
größere Leistungspotential erschließen lassen. Die EU geht mit ihrem
Europäischen Qualitätsrahmen (EQR) diesen Weg denn auch konsequent und
zukunftsorientiert.
Der sich abzeichnende Fachkräftemangel findet sich aber nicht nur bei
Ingenieuren und Technikern. Er wird am deutlichsten auf dem Ausbildungsmarkt.
Die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber geht Jahr für Jahr zurück. Jährlich
bleiben etwa 20.000 offiziell gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt.
Inzwischen merkt es auch der letzte Ausbildungsverantwortliche, dass die
Konzentration auf Schulabgänger mit Abitur und mittlerer Reife nicht mehr
durchzuhalten ist. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben auch schon
damit begonnen, schwächere Auszubildende einzustellen und mit Nachhilfe,
Stützunterricht und ausbildungsbegleitenden Hilfen auf einen anerkannten
Berufsausbildungsabschluss vorzubereiten. Auch die Bundesagentur für Arbeit
verstärkt ihre Anstrengungen in diese Richtung.
Die Frage, warum unser Schulsystem immer noch viel zuviel unterqualifizierte
Abgänger hervorbringt, bleit weiter unbeantwortet. Es gehört zu den nicht
erklärbaren Phänomenen unserer Republik, dass quer über alle konjunkturellen Entwicklungen
hinweg in jedem Jahr etwa 15% der Schulabgänger diese ohne ordentlichen
Abschluss verlassen. Das kann leicht zur sozialen Sprengbombe werden.
Die zweijährige berufliche Erstausbildungen soll auf Niveau 3 und drei- und
dreieinhalbjährige Erstausbildungen auf Niveau 4 des DQR eingestuft werden. Die
Abschlüsse Bachelor und Meister und die diesem vergleichbaren Abschlüsse der
gewerblichen und kaufmännischen Fortbildung werden auf Niveau 6 verortet.
"Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die Entscheidung, Meister und
Techniker dem gleichen Niveau zuzuordnen wie den Bachelor die größte
bildungspolitische Wirkung haben. Denn damit wird deutlich: In Deutschland hat
jeder die Chance zum Aufstieg, über den akademischen Weg genauso wie über den
Weg der beruflichen Bildung", betonte Schavan.
Auf die Einordnung des Abiturs werden wir demnach noch warten müssen, wir bleiben
gespannt!
Wann immer man mit Auszubildenden oder angehenden Ausbildern darüber spricht,
zeigt sich dagegen die Praxis der betrieblichen Ausbildung eher als methodische
Einöde. Dominant sind nach wie vor die Beistellmethode, die man nur mit einigen
Skrupeln als Methode bezeichnen kann, und die unverwüstliche
Vier-Stufen-Methode, die den Namen Methode auch nur mit Einschränkungen
verdient. Die meistens in viel zu geringer Stundenzahl durchgeführten Lehrgänge
zur Vorbereitung auf die Ausbilder-Eignungsprüfung geben der Entwicklung von
Methodenkompetenz wenig oder gar keinen Raum. Das ist das Textbuch zum
Trauerspiel mit dem Titel „Methodenkompetenz für das Ausbildungspersonal“.
Wer als praktizierender Ausbilder über die beiden oben erwähnten Methoden
hinaus will, muss sehen, wo er sich das theoretische Rüstzeug her holt. Unter
„Bücher für Ausbilder“ habe ich einige Rezensionen zum Thema abgelegt und unter
„Texte zum Herunterladen“ finden Sie eine Literaturliste mit weiteren
Hinweisen.
Doch über wissenschaftliches Theoriewissen hinaus sind Unterweisungserfahrungen
notwendig, die mit Hilfe von Reflektion eigenen methodischen Handelns erworben
werden. Methodenkompetenz fällt niemand in den Schoß. Sie muss mühsam erworben
werden. Profitieren davon werden Ausbilderinnen und Ausbilder selbst, ihre
Auszubildenden und nicht zuletzt das gesamte Duale System der Berufsbildung.
Alle sind sie hier versammelt:
Der Stern erstrahlt in seidigem Glanz,.
die Engel jubilieren im himmlischen Tanz.
Hirten und Schafe erwarten ein Wunder,
eine Palme schaut geduldig auf alle herunter.
Ochs und Esel, wie sie so sind,
hoffen auf Mutter, Vater und Kind.
Auf die Protagonisten aber muss man lange warten.
Sie sind wohl in eine Kontrolle der Fatach geraten.
Trotzdem:
Allen Besuchern Frohe Weihnachten!
Im Rahmen der Zuordnung von Qualifikationen im DQR haben sich Bundesregierung,
Wirtschaftsministerkonferenz, Sozialpartner und Wirtschaftsorganisationen
fachlich durch die Matrix des DQR begründet positioniert: Qualifikationen der
Allgemeinbildung und der beruflichen Erstausbildung sollen demnach in der
achtstufigen Abschlussskala den Niveaus 1 bis 4, die der beruflichen
Weiterbildung und der akademischen Bildung den Niveaus 5 bis 8 zugeordnet
werden. Diese Zuordnung steht im Einklang mit europäischen Entwicklungen.
So weit, so gut. Weit gefehlt. Bildungspolitik in Deutschland ohne ideologische
Streiterei geht nicht. Die KMK hat nun in ihrer Plenarsitzung am 20./21.
Oktober 2011 einstimmig den Beschluss gefasst, die allgemeine Hochschulreife
(AHR) und die fachgebundene Hochschulreife (FgbHR) dem Niveau 5 des DQR
zuzuordnen. Die berufliche Bildung soll offensichtlich zudem weitgehend
niedriger bewertet werden als die Hochschulreifen. Die sonst fast immer
untereinander streitenden Mitglieder der KMK widersetzen sich damit bewusst der
Position aller anderen am Erarbeitungsprozess beteiligten Akteure.
Man darf, ja man muss sich fragen, was hier los ist. Kurios wird der
KMK-Beschluss erst recht dann, wenn man berücksichtigt, dass Jahr für Jahr
Tausende Abiturienten eine berufliche Ausbildung beginnen, also sich selbst in
dem Modell der Mehrheit um eine Stufe zurück begeben. Nach der Vorstellung der
KMK wären das sogar zwei Stufen. Soll dieser Weg etwa verhindert werden? Was
aber dann mit den jungen Leuten, die eine der doppelqualifizierenden Ausbildungen
beginnen wollen?
Die alten Gräben scheinen wieder aufgerissen. Dass der Hauptausschuss des
Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) den Zuordnungsvorschlag der KMK als
absolut inakzeptabel, weder inhaltlich unterlegt noch nachvollziehbar begründet
erklärt, wundert angesichts der alten Frontlinien hie Allgemeinbildung, dort
Berufsbildung, kaum noch jemand.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des jetzt schon bestehenden
Fachkräftemangels sieht der Hauptausschuss in dem Beschluss der KMK eine
alarmierende Vorstellung. „Es besteht die Gefahr, dass sich immer weniger
junge Menschen mit allgemeiner Hochschulreife für eine berufliche Ausbildung
entscheiden, wenn ihnen suggeriert wird, dass ihr Schulabschluss höherwertiger
ist als ein Berufsabschluss“. (HA des BIBB)
Immerhin ist auch die KMK bereit, Abschlüsse der beruflichen Fortbildung dem
Bachelor auf Stufe 6 gleichzusetzen. Da werden sich viele Meister, Fachwirte,
Techniker, Berufspädagogen und andere freuen.
zum Anfang
18.
November 2011
Seit 2007 ist die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber um rund 200.000 zurück gegangen.
Das ist ein Viertel der früheren Nachfrage. Auch in diesem Jahr werden am Ende
70.000 bis 80.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt worden sein. Nicht nur die
demografische Entwicklung macht sich auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar,
sondern auch der Trend zu höheren Schulabschlüssen und damit zum Studium. Das
böse Wort von Leerstellen statt Lehrstellen macht bereits die Runde.
In der Übergangsphase zeigt sich ein subtiles Ungleichgewicht: Große
Unternehmen mit begehrten Ausbildungsberufen gehen noch in einer Bewerberflut
unter, während kleine Unternehmen Schwierigkeiten haben, Bewerber zu erreichen.
Probleme bereitet den Stellenanbietern auch die nach wie vor große Diskrepanz
zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei Unternehmen und Bewerbern. Die Wunschkandidaten
zur Besetzung der Ausbildungsplätze werden immer seltener zu finden sein. Die
meisten Unternehmen werden ihre Lehrstellen nur dann besetzen können, wenn sie
bereit sind, auch leistungsschwächere Bewerber einzustellen. Das wird dazu
führen, dass noch mehr Betriebe bereit sein müssen, Mittel und Wege zu finden,
derart schwachen Auszubildenden den Weg zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss
zu ermöglichen, Nachhilfe oder Stützunterricht zu geben bzw.
ausbildungsbegleitende Hilfen einzusetzen. Ausbilden wird für viele Betriebe
teurer werden als bisher.
Ausbildende werden sich auf Jahre hinaus wieder intensiv um Auszubildende
bemühen und ihr Einstellungsverhalten der Entwicklung anpassen müssen. Die
Beschaffung von Auszubildenden wird rationaler und rationeller gestaltet werden
müssen. Warten auf Bewerbungen wird nicht mehr ausreichen. Zur Einstimmung auf
das aktuelle Thema habe ich im Kiehl-Verlag eine kleine Schrift
veröffentlicht, die Sie für € 4,90 hier herunterladen können:
http://www.kiehl.de/produkte/kiehl_w...t_1254809.aspx"
Viele Generationen von Eltern, Lehrern und Lehrherren glaubten fest daran: Wer
fachlich gut ist, wer sein Metier versteht und beherrscht, der kann es auch
unterrichten, der kann es auch lehren. Das führte bei vielen Menschen zu der
irrigen Vorstellung vom „geborenen Erzieher“. Allgemeine, angeborene
Persönlichkeitsmerkmale, so glaubte man, machen den Erfolg von lehren und
unterweisen aus. Frühere Forschungen zu Bedingungen des Lehr- und
Ausbildungserfolges waren demnach auch ganz auf die Persönlichkeit des
Lehrenden gerichtet, in der Familie, in der Schule, in der Lehre und in der
Hochschule. Vor allem in der Forschung nach den Ursachen des
Unterrichtserfolges von Lehrern hat man bereits vor längerer Zeit damit
begonnen, diesen auf bestimmte Charaktermerkmale zurückzuführen. Inzwischen
gibt es zwar Checklisten mit zahlreichen Merkmalen eines „guten“ Lehrers, aber
alle diese Kennzeichen waren schließlich auch für andere Berufe spezifisch.
Auch die Vorstellung, dass bestimmte Bündelungen solcher Merkmale den
„geborenen“ Lehrer ergeben würden, führte nicht weiter. Zwar zeigte die
Forschung, dass allgemeine Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion, Empathie,
Ambiquitätstoleranz, Vorbildbewusstsein und Gewissenhaftigkeit in einem
gewissen Zusammenhang mit verschiedenen Bewährungskriterien des Lehrerberufes
wie Ausbildungsergebnis, Belastungsfähigkeit und Berufszufriedenheit stehen,
dass diese Zusammenhänge aber nur schwach ausgeprägt sind und nur wenig
Rückschlüsse auf den Unterrichtserfolg zulassen. Also nichts ist da mit
"angeboren". Lernen muss man sein Metier, lernen!
Das empirisch gut bestätigte Angebots-Nutzungs-Modell der Wirkweise des
Unterrichts von Andreas Helmke zeigt, dass sich Persönlichkeitsmerkmale in
einem bestimmten Lehrangebot niederschlagen müssen, das wiederum von Lernenden
genutzt werden muss, damit es bei diesen zu messbaren Wirkungen kommt.
.(Helmke, A. (2010). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose,
Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Kallmeyer-Verlag Berlin 3. Aufl.
2011) Das altbekannte didaktische Dreieck von Lernendem, Lehrendem und
Lerngegenstand feiert fröhliche Urständ. Es fällt auf, dass besonders folgende
Merkmale der Lehrer- bzw. Ausbilderpersönlichkeit für den Lernerfolg von
Schülern und Auszubildenden relevant sind:
- Berufliches Wissen und Expertenstatus,
- Persönliches Engagement (emotionale Ansteckung),
- Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit,
- Reflexionsfähigkeit.
Langzeitstudien zeigen auch, wie viel am Lehrerverhalten eingeschliffene
Routine, langjährige Gewohnheit, impliziten Theorien und unreflektierte
Gewissheiten zu verdanken ist. Will jemand im Ernst behaupten, dass Ausbilder
anders ticken? Gegen die genannten Fehlentwicklungen helfen nur Beobachtung,
Bewusstmachung, Fortbildung, Gedankenaustausch und Öffentlichkeit.
Nachlässige, schlampige, uninteressierte Ausbilderinnen und Ausbilder bewirken
nachlässige, schlampige und uninteressierte Auszubildende.
Eine deswegen zunächst von vielen Landesschülervertretungen und dem Deutschen
Gewerkschaftsbund (DGB) im Jahr 2006 begründete Initiative zur Verankerung des
Rechts auf Ausbildung im Grundgesetz führte nach vielen Demonstrationen und
anderweitigen Aktionen im Mai 2008 schließlich zu einer Petition mit 72.554
Unterschriften in den Deutschen Bundestag, mit der die Regierenden
aufgeforderte wurden, endlich tätig zu werden und gegen die immer größer
werdenden Nöte von immer mehr Jugendlichen im Lande statt mit
Lippenbekenntnissen und Notprogrammen endlich ein auswahlfähiges
Ausbildungsplatzangebot herzustellen.
Die Petition lautete: „Mit meiner Unterschrift fordere ich den Bundestag
auf, einen Rechtsanspruch auf eine berufliche Ausbildung im Grundgesetz zu
verankern.“ Über zwei Jahre geschah nichts. Dann, am 30.September 2010,
befasste sich sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit der Petition. Am
24.10.2010 erhalten die Petenten mit Datum 13.10.2010 die Beschlussempfehlung
per Post zugestellt. Darin heißt es: „Vor diesem Hintergrund sieht der
Petitionsausschuss die gemeinsamen Anstrengungen von Bundesregierung und
Wirtschaft im Ausbildungspakt als erfolgreich an; Anlass für parlamentarische
Initiativen im Sinne der Petition besteht daher nicht. Der Petitionsausschuss
empfiehlt, das Petitionsverfahren abzuschließen.“ Das Petitionsbündnis ging
mit der Absage Mitte Dezember 2010 an die Öffentlichkeit und schlussfolgerte:
"Der Spielraum, das Bündnisziel, ein soziales Grundrecht durchzusetzen,
scheint in der marktwirtschaftlichen Verfasstheit der BRD möglicherweise zu eng
zu sein. Insofern wird es auch darauf ankommen, die gesellschaftlichen
Verhältnisse insgesamt dahingehend zu verändern, dass das, was in jeder
vernünftig organisierten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit wäre,
umfassende Bildung und Ausbildung für alle, baldmöglichst Wirklichkeit
wird."
Allein am 30. September 2010 fehlten wieder 126.000 Ausbildungsplätze! Fast
jeder zweite Bewerber wartet inzwischen mindesten ein Jahr auf einen
Ausbildungsplatz. über 400.000 Jugendliche befinden sich im so genannten
Übergangssystem (s. weiter unten!), also in einer "Warteschleife" auf
einen Ausbildungsplatz. Nur 23 Prozent der Betriebe bilden überhaupt noch aus,
obwohl alle Betriebe ausgebildete Fachkräfte nutzen wollen.
Wer aber hofft, dass die Krise bald beendet sein wird und alle Probleme damit
überwunden, der sei gewarnt: Die nächste Krise kommt bestimmt!
Nach jetzt fast vierzig Jahren als Prüfer und Ausschussvorsitzender für die
Ausbildereignungsprüfung, zeitweise sogar in mehreren Kammern, habe ich jetzt
wie ein verzweifelter Boxer "das Handtuch geworfen". Der
entscheidende Grund dafür war, dass wir uns in den Ausschüssen bei der
Beurteilung - vor allem der Präsentation - manchmal fast die Köpfe eingeschlagen
haben. Soviel - bis zu persönlichen Anfeindungen gehende - Auseinandersetzungen
habe ich in früheren Zeiten nicht erlebt. Und das, obwohl die IHK-Nürnberg den
Prüfungsteilnehmern vor der Prüfung in einem Informationsblatt
Beurteilungskriterien für die Präsentation bzw. praktische Durchführung einer
Ausbildungssituation vorgab.
Was haben wir aber davon, wenn wir wissen, dass "Visualisierung
(Medieneinsatz als angemessene Unterstützung zum 'Be-Greifen')" ein
Beurteilungskriterium ist, wir uns aber nicht einigen können, was
"angemessen" ist oder nicht?
Auch bei der Beurteilung der bei uns früher fast ausschließlich praktizierten
Durchführung einer "Ausbildungseinheit" gab es gelegentlich
Kontroversen über die Bewertung einzelner Kriterien oder gar der gesamten
"Unterweisung", die aber schon lange nicht mehr die Heftigkeit der
heutigen Auseinandersetzungen hatten. Schließlich hatte die immer wieder
praktizierte neue Durchmischung der Ausschüsse dazu geführt, dass sich die
Vorstellungen über die Zeit angeglichen haben.
Meiner Meinung nach liegt das Problem aber darin, dass die praktische Prüfung
nicht nur beurteilt, sondern auch noch mit Hilfe eines 100-Punkte-Schemas
bewertet werden muss. Die Verordnung schreibt das nicht vor! Es würde
ausreichen, die Prüflinge danach zu bewerten, ob der PA sie für geeignet hält,
Auszubildende im Rahmen der betrieblichen Ausbildung erfolgreich und
altersgemäß auszubilden oder nicht. Wie sich eine Ausbilderin oder ein
Ausbilder später entwickelt, ob er überhaupt jemals ausbilden wird oder mit
welchem Engagement er das tun wird, steht für uns doch so wie so in den
Sternen.
Ich verstehe sehr wohl, dass sich einige Prüferinnen und Prüfer eine
verbindliche Festlegung und Veröffentlichung von Kriterien zur Beurteilung bzw.
Bewertung der Präsentation bzw. praktischen Durchführung einer
Ausbildungssituation wünschen, verspreche mir aber selbst nichts davon.
Die Wortklauber und -verdreher und die Paragrafenreiter werden sich freuen, die
Nachdenklichen, die Wahrheit auch hinter den Wörtern Suchenden werden
kapitulieren. Wem ist damit wirklich geholfen?
Auch die in den verschiedenen Gesetzes- und Verordnungsänderungen seit 1969 mit
den vorauseilenden Niveauabsenkungen macht die Prüfertätigkeit immer
deprimierender und lästiger.
Die wahre Ursache für die in der Öffentlichkeit zum Ausdruck kommende
Verärgerung scheint mir jedoch darin zu liegen, dass die Verknüpfung von
hoheitlichen Aufgaben (prüfen) und geschäftlichem Interesse als
Lehrgangsanbieter bei den Kammern zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann. Und
so meldet sich dann der alte Murphy hin und wieder aus dem Off.
Erfolg im Beruf und Wohlbefinden im Privaten,
Glück und Gesundheit seien auch dabei!
Darüber hinaus stets mindestens einen Cent im Geldbeutel.«
auf unserem berühmten Christkindlesmarkt
hat mir ein Engelein gezeigt,
was es von der Menschen Weihnachtsrummel hält.
Und einen wichtigen Unterschied sollten wir nicht übersehen: Während das
Fegefeuer nach kirchlicher Lehrmeinung am Ende immer in den Himmel führt, mag
es auch noch so lange dauern, ist der Weg vom Übergangssystem in die reguläre
berufliche Bildung keineswegs gesichert. Eine derartige Heilsgarantie bietet
das Übergangssystem nämlich nicht. Vierzig Jahre nach Einführung der Notlösung
„Übergang“ haben die Instrumente ihren Charakter als kurzfristig notwendige
Interventionsmittel längst verloren und sind zu einem etablierten und obendrein
kostspieligen Bestandteil unseres Bildungssystems geworden. Im Auf und Ab der
Konjunktur schwankt das Übergangssystem wie das Rohr im Wind. Seine heutige
Aufgabe ist weniger der Ausgleich mangelnder Qualifikation, sondern viel mehr
die Nivellierung konjunktureller Schwankungen. Nimmt man noch hinzu, dass mit
Hilfe des Übergangssystems auch noch die sozio-strukturell bedingten
Selektionsprozesse des Bildungssystems reguliert werden sollen, dann kann man
verstehen, wenn Dieter Münk das Übergangssystem als „Kollateralschaden des
dualen Systems“ bezeichnet. Es mag viele Verteidiger des Berufsprinzips in
unserem System beruflicher Bildung erstaunen, wenn Münk gerade darin das
Scheitern der Übergangsmaßnahmen begründet sieht.
Interessierte Leser finden den anregenden und nachdenklich machenden Aufsatz
von Dieter Münk in Nr. 5/2010 der Zeitschrift BWP des Bundesinstituts für
Berufsbildung, Er kann auch von der website des Instituts gegen einen kleinen
Betrag heruntergeladen werden.
Wenn Sie noch mehr über BvB, BVJ, BGJ, BFS, EQ usw. und deren Entwicklung und
Bedeutung für Berufs- und Arbeitspädagogik wissen wollen, dann empfehle ich
nachdrücklich die Lektüre von
Ursula Beicht: Verbesserung der Ausbildungschancen oder sinnlose
Warteschleife? Zur Bedeutung und Wirksamkeit von Bildungsgängen am Übergang
Schule – Berufsausbildung
BIBB REPORT, 3. Jahrgang, Heft 11, Oktober 2009
Herausgeber: Bundesinstitut für Berufsbildung . Dort kostenlos herunter zu
laden.
Lassen Sie mich am Ende meiner Gedanken die Assoziation vom Anfang noch einmal
aufgreifen und dafür Papst Johannes Paul II zitieren: "Der Mensch kann
sich nicht noch einmal neu entscheiden. Er kann im Fegfeuer nicht nachholen,
was er einst auf Erden versäumt hat." Ob es den vielen Jugendlichen,
die im Übergangssystem stecken, gelingen wird, nachzuholen, was sie –
verschuldet oder unverschuldet – versäumt haben, muss angesichts der Tatsache,
dass zur Zeit etwa 50% der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss und 75 % der
Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss sich in einer der diversen
Übergangsmaßnahmen befinden, bezweifelt werden.
Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig
Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.
(Prediger 1.3)
Wenn Menschen in die Jahre kommen, geschieht es immer häufiger, dass es ihnen
Schwierigkeiten bereitet, sich abends daran zu erinnern, was sie morgens
gegessen haben oder gar ob sie überhaupt etwas gegessen haben. Offenbar als
eine Art Ausgleich aktiviert Mutter Natur gleichzeitig das Langzeitgedächtnis.
Plötzlich erinnert man sich glasklar an Zeiten, die fünfzig und mehr Jahre
zurückliegen und längst vergessen schienen.
Damit nicht genug, denn mit den Erfahrungen und den daraus gezogenen Lehren
geht ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis einher, als müsse man allen anderen
beweisen, dass man sich doch noch an manches erinnert. Das verlangt der Stolz
des Alters. Beides zusammen addiert sich zur oft und gern beschworenen
"Weisheit des Alters", deren Schicksal ist bekanntlich, dass
diejenigen, die es angeht, in der Regel gar nichts davon hören wollen, worauf
seltsamerweise das Ende der Welt trotzdem ausbleibt.
Erkenntnisse mit achtzig:
• Mehr Erinnerungen als
Erwartungen
• Nicht an hundert denken, sondern
an 81
• Nicht mehr verlangen, sondern
danken
• Mehr auf den Weg achten als
auf das Ziel
• Dem eigenen Gedächtnis
misstrauen
• Das Unabwendbare gelassen
erwarten
Allen Gratulanten danke ich dafür, dass sie sich an mich erinnert und mich
ihrer guten Wünsche für würdig erachtet haben.
zum Anfang
10. März 2010
Als Hauptursache für die Misere werden mangelndes Leistungsvermögen und
unzureichende schulische Qualifikation genannt. Unstrittig kommen solche
Jugendliche in den meisten Fällen aus problematischen sozialen Milieus. Dennoch
darf die Politik und darf auch die Gesellschaft nicht hinnehmen, dass sich
Armut schicksalhaft fortpflanzt.
Selbst wenn die Bundesbildungsministerin im Entwurf des Berufsbildungsberichtes
2010 die Zahl von 47,3 Prozent aller Schulabgänger, die nicht reif für eine
Berufsausbildung sind, gerne schönreden will, diese Quote ist einer
„Bildungsrepublik“ unwürdig. Da hilft es auch nicht, wenn die Ministerin
gebetsmühlenartig darauf hinweist, dass in dieser Zahl auch Schulabgänger
früherer Jahre versteckt seien. So leicht dürfen sich Politikerinnen und
Politiker nicht aus der Verantwortung stehlen.
Vielleicht erscheint es Ihnen zu radikal, aber ich sage:
Erfolg im Beruf und Wohlbefinden im Privaten,
Glück und Gesundheit seien auch dabei!«
Nichts ist mehr so, wie es an seinem Anfang war.
Alles hat sich gewandelt.
Keiner ist dort, wo er hin wollte.
Weshalb freuen wir uns dennoch auf
ein neues Jahr?
Die gleichen Zahlenspiegeleien hier und dort.
In Dresden waren hohe Erwartungen geweckt worden. Die Kanzlerin und die
Ministerpräsidenten der Länder hatten bis zu 60 Milliarden Euro Mehrausgaben
pro Jahr für Bildung und Forschung in Aussicht gestellt. „Bildung muss oberste
Priorität haben“, wurde gebetsmühlenartig herunter geleiert. Und Frau Schawan
vergisst selten in ihren Reden zu erwähnen: „Das duale System ist das
Flaggschiff unseres Bildungssystems!“ Aber auch für die Damen und Herren
unserer Regierungen gilt das der Bibel entlehnte Sprichwort: „An ihren Taten
sollt ihr sie erkennen!“
Und da sieht es trüb aus. Auf zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP)
sollten bis 2015 die Ausgaben für Bildung und Forschung steigen, bis zu 60
Milliarden Euro pro Jahr waren im Gespräch. Geblieben sind statistische
Tricksereien – und sowohl der Bund als auch die Länder machen sich nicht einmal
die Mühe das zu verbergen. Das Schönreden geht sogar so weit, dass die
Pensionskosten für Lehrer und Professoren, das Kindergeld für Volljährige und
Weiterbildungskosten für Hartz-IV-Empfänger den Bildungsetats zugerechnet
werden. Warum nicht auch das Kindergeld für Schulkinder, sind die Mütter doch
die Nachhilfelehrer der Nation. Und weil wegen der Wirtschaftskrise das BIP
schrumpft, können die Bundesländer plötzlich sogar strahlend vermelden: Ziel so
gut wie erreicht! Wenn das nicht an Volksverdummung grenzt, was dann.
Merke: Wer einen Gipfel bezwingen will, sollte vorher seine Ausrüstung
gründlich untersuchen.
Die neu geregelten Fortbildungsabschlüsse lauten:
1. Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter
Aus- und Weiterbildungspädagoge / Geprüfte Aus- und Weiterbildungspädagogin
2. Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter
Berufspädagoge / Geprüfte Berufspädagogin.
Beide Verordnungen sind im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und damit
rechtsgültig. (BGBl I Nr. 56 vom 26. August 2009, Seite 2927ff) Ihr Wortlaut kann
im Internet unter www.bundesgesetzblatt.de herunter geladen werden.
Die Teilnahme an der Prüfung zu 2 setzt u.a. die erfolgreiche Ablegung der
Prüfung zu 1 voraus.
Das ist der Einstieg. Es ist zu erwarten, dass das bibb dazu Rahmenpläne für
Vorbereitungslehrgänge erarbeiten und veröffentlichen wird. Wer bis dahin einen
solchen Lehrgang anbietet, wird wohl einige Fantasie aufbringen müssen, die
vorgegebenen Rahmen mit Inhalten zu füllen. Auffallend ist auf den ersten
Blick, dass inhaltliche Teile sich in beiden Verordnungen wiederfinden, die
dann wohl in der Ausgestaltung taxonomisch differenziert werden müssen.
Die hier und da oft zitierte "Durchlässigkeit" zum Hochschulstudium
ist und kann auch in diesen Verordnungen nicht geregelt werden. Sie gehört in
die Hochschulgesetzgebung und diese ist weitgehend Ländersache bzw.
Angelegenheit der Hochschulautonomie. Welche Beschäftigungsmöglichkeiten die so
Geprüften in der Wirtschaft finden werden, steht noch in den Sternen. Wir
dürfen gespannt sein.
Soviel Prozent des Bruttosozialproduktes geben wir in Deutschland jährlich für
Bildung aus.
"Oh!"
werden Sie sagen und weiter frühstücken.
Zum Vergleich: Dänemark 7,7 : Schweden und Portugal 7,1 : Vereinigtes
Königreich 6,1 : Frankreich 6,0
Von den alten EU-Ländern gibt nur Griechenland (2,3) weniger für Bildung aus
als wir.
Zwei Institutionen, die eigentlich zur Zusammenarbeit verpflichtet sein sollten
und von denen mindestens die eine bei der anderen formal mitwirkt,
veröffentlichen fast gleichzeitig einen jeweils eigenen und vom anderen
durchaus verschiedenen Rahmenplan für die Lehrgänge zur Vorbereitung auf die
Ausbilder-Eignungsprüfung.
Wer bisher noch nicht wusste, wie Berufsbildung in der BRD funktioniert, der
hat es jetzt schriftlich: chaotisch!
Im Juni 2009 veröffentlicht der DIHK Publikationen Service seinen Rahmenplan,
am 3. Juli 2009 das BIBB den seinen. Dass beide nicht am gleichen Tag
erschienen, ist offenbar nur der Tatsache geschuldet, dass im BIBB der
Hauptausschuss den Entwurf formal beschließen muss.
Wenn Sie beide Pläne nebeneinander legen, werden Sie kaum glauben wollen, dass
beide vorgeben, sich auf die AEVO von 2009 zu beziehen. Formal und inhaltlich
könnten die Unterschiede kaum größer sein. Es wird sicher noch viel über die
Verschiedenheit zu diskutieren sein. Zunächst aber frage ich mich, wer wird
denn nun welchen Rahmenplan benutzen?
Wird in den IHK-Lehrgängen der Plan des DIHK benutzt und bei anderen
Bildungsträgern der des BIBB?
Wie werden sich die Prüfungsausschüsse bei den Kammern auf die Tatsache
einstellen, dass Prüflinge nicht nur aus verschiedenen Lehrgängen kommen,
sondern auch nach verschiedenen Rahmenplänen mit unterschiedlichen
Stundenvorgaben unterrichtet wurden?
Sprechen wir einmal wenigstens kurz und nur als Einstieg in eine umfangreichere
Diskussion, die ich erwarte, über die Unterschiede
a) zum alten Rahmenplan:
Dessen Handlungs- und Situationsorientierung wurde aufgegeben. Der Rahmenplan
des BIBB macht eine Kehrtwendung zurück zur Lernzielorientierung, der des DIHK
sucht sein Glück noch weiter hinten in der Gestaltung alter Lehrpläne und formuliert
Lerninhalte. Der alte RP enthielt methodische Hinweise und regte an, die
Methoden mit Hilfe der Methoden zu erlernen, handlungsorientiert eben. Er
stellte den Lernenden und seine Aktivität in den Mittelpunkt, die neuen Pläne
sind dozentenorientiert. So kann man auf jeden Fall schon mal die erforderliche
Stundenzahl reduzieren. Es ist zu befürchten, dass Themen und Ziele wieder
abgehakt werden. Für gemeinsames Erarbeiten und vertiefende Erfolgssicherung
wird keine Zeit mehr sein.
Der alte Rahmenplan hatte seine Schwächen und ich habe darüber oft geredet und
geschrieben. Die neuen können ihm aber nicht das Wasser reichen. Wird Frau
Hensge sich freuen oder ärgern?
b) untereinander:
Der unterschiedliche strukturelle Ausbau wurde bereits erwähnt: hier Themen,
dort Lernziele, Handlungssituation passé! Besonders kurios erscheint mir, dass
der RP des DIHK zwar auf Lernzielformulierungen verzichtet, aber die
pädagogisch längst umstrittenen Lernzieltaxonomien wieder zum Leben erweckt.
Während das BIBB immerhin 115 Stunden für den Vorbereitungslehrgang für nötig
hält, ist der DIHK schon mit 90 zufrieden, erwartet aber Einiges darüber
hinaus: "Es ist seitens der Bildungsträger sicherzustellen, dass der
Selbstlernprozess aktiv gesteuert und der Lernfortschritt durch die
Lehrgangskonzeption überprüfbar ist."(Seite VII) Da höre ich doch die
Rechenmaschinen schon klappern, die die Stunden herunterrechnen. Warum nicht
gleich Hausaufgaben einbauen?
Das sind nur erste Eindrücke, ich fürchte, es wird noch mehr kommen.
Nach der AEVO von 1999 sollten die Prüfungskandidaten im Rahmen des praktischen
Teiles der Prüfung eine „Ausbildungseinheit“ als Unterweisung praktisch durchführen
oder dem Prüfungsausschuss präsentieren. Der Begriff Ausbildungseinheit war
weder in der Verordnung noch in der einschlägigen Literatur definiert, wurde
aber ohne viel Murren angenommen.
Aus dem Grundwort "Einheit" dürfte sich immerhin ergeben, dass es
sich dabei um einen thematisch geschlossenen Teil der Ausbildung handelt, der
nicht mehr unterteilt werden kann, wenn der Sinnzusammenhang nicht verloren
gehen soll. Das können Handlungsabläufe sein, aber auch Kenntnisbereiche, die
im Rahmen der für die praktische Prüfung vorgegebenen Zeit lehrend und lernend
bewältigt werden können. Für diesen Fall bot sich die praktische Durchführung
in Form einer Unterweisungsprobe an. Dafür konnten dann verschiedene Methoden
der Arbeitsplatzunterweisung gewählt werden, z.B. die Vier-Stufen-Methode oder
der Arbeitsplatzdialog.
Wurde eine Ausbildungseinheit ausgewählt, die zwar einen Sinnzusammenhang
darstellt, sich jedoch in der kurzen Zeit der praktischen Prüfung nicht als
Unterweisung realisieren lässt, bestand die Möglichkeit, sie dem
Prüfungsausschuss zu präsentieren. Dabei stellte der Prüfling dar, wie er die
Ausbildungseinheit lehren würde, wenn er die dazu notwendigen Bedingungen
vorfände. Vor allem kaufmännische Ausbildungseinheiten sind oft so komplex,
dass sie in den 15 bis 20 Minuten des praktischen Anteils der Prüfung gar nicht
vollständig zu behandeln sind. Hier bot sich die Präsentation an. Auch
anspruchsvolle Ausbildungsmethoden, wie die Fallstudie oder die
Leittextmethode, konnten in dem angegebenen Zeitrahmen nicht realisiert werden.
Doch dafür war dann eine Präsentation angebracht.
So weit, so gut.
Die neue AEVO sieht für den praktischen Teil der Ausbilder-Eignungsprüfung die
Präsentation bzw. die praktische Durchführung (hier ist die Reihenfolge umgekehrt
worden) einer „Ausbildungssituation“ vor. Auch dieser Begriff ist nicht
definiert, nur so weit ergänzt, dass es sich um eine „berufstypische“
Ausbildungssituation handeln muss.
In einigen Monaten werde ich als Prüfer entscheiden müssen, ob mir die Kandidaten
eine Ausbildungssituation präsentieren bzw. vorführen. Offen gestanden: Ich
fühle mich bei dem Gedanken nicht wohl.
In der wirtschafts- und berufspädagogischen Diskussion der letzten mindestens
zehn Jahre hat sich im Rahmen der Lernfelddiskussion der Begriff
„Lernsituation“ durchgesetzt und wurde auch weitgehend anerkannt definiert.
Kann ich davon ausgehen, dass die „Ausbildungssituation“ der AEVO mit der
„Lernsituation“ der Berufspädagogik übereinstimmt? Wenn ja, warum hat man dann
den eingespielten Begriff nicht verwandt?
Philipp Ulmer, im BIBB zuständig für die AEVO, hat mit seiner Ko-Autorin Katrin
Gutschow auf Seite 51 in Heft 3/2009 des BIBB-Organs „Berufsbildung in
Wissenschaft und Praxis“ den neuen Begriff wie folgt definiert: „Unter
‚Ausbildungssituation’ wird eine Situation verstanden, die ein typisches
Element einer Dienstleistung oder einer Produktion wirklichkeitsnah abbildet
und zugleich dem erforderlichen didaktischen Gehalt der Ausbildung Rechnung
trägt.“
Noch ein Mal offen gestanden: klüger bin ich jetzt nicht.
Lernsituationen werden in der pädagogischen Literatur anders beschrieben bzw.
definiert.
Ich versuche einmal mein Problem an konkreten Beispielen aufzuhängen:
Kann das Thema „Beurteilungsgespräch“ als eine Ausbildungssituation dem
Prüfungsausschuss präsentiert werden?
Wird die Durchführung einer Unterweisung zum Thema „Umgang mit dem
Messschieber“ mit Hilfe der Vier-Stufen-Methode dem oben definierten Anspruch
einer „Ausbildungssituation“ gerecht?
Je mehr ich nachdenke, desto mehr Fragen stellen sich mir.
Jetzt muss auch die Wirtschaftskrise als Ursache für die längst Alltag gewordene
Mangelerscheinung herhalten. Irgend etwas oder irgend jemand muss ja Schuld
daran sein. "Demografie und Wirtschaftskrise hinterlassen erkennbare
Spuren im Ausbildungsmarkt.", stellen DIHK und ZDH in einer gemeinsamen
Erklärung fest. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Wissen sie
doch, dass die Spur schon weit hinter die Wirtschaftskrise hinaus weist und zu
ihren Ursachen nicht zuletzt die mangelnde Bereitschaft vieler Unternehmen
gehört, Berufsausbildung als dringende und durchaus eigennützige Aufgabe
anzunehmen.
Bis Ende Mai 2009 wurden bei den Industrie- und Handelskammern 133.167 neue
Ausbildungsverträge registriert, das sind 8.075 oder 5,7 Prozent weniger als im
Vorjahr. Bei den Handwerkskammern wurden im gleichen Zeitraum 35.385 neue
Ausbildungsverträge gezählt, 9,8 Prozent weniger als im letzten Jahr.
Mit einem gemeinsamen Aktionsplan wollen der Deutsche Industrie- und
Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
jetzt gegen die Flaute ankämpfen. Kommt uns das nicht bekannt vor? Lesen Sie
die Pressemitteilung der Verbände vom 05.06.2009 und Sie werden feststellen:
Viel Wind und wenig Segel, alte Hüte und kalter Kaffee. Wie lange wird es noch
dauern, bis die Verbandsfunktionäre erkennen, dass die Mitgliedsunternehmen
sich von den Jubelarien nicht zum Mitsingen überzeugen lassen. Kurzsichtigkeit,
dein Name war schon immer Unternehmer.
Wäre es nicht zu mehrdeutig, möchte ich sagen: "Armes Deutschland!".
In den Hochschulen scheint sich die Entwicklung zu drehen. Die neuen
Bachelorabschlüsse erweisen sich als "Jungbrunnen". Sollte sich
dieser Werdegang stabilisieren, kann er für die Ausbildung im dualen System zur
Gefahr werden. Wenn ein Neunzehnjähriger vor der Entscheidung steht, eine
dreijährige (oder gar 3,5jährige) duale Ausbildung zu machen oder ein
dreijähriges Studium mit Bachelorabschluss, dann wird er sich wohl zu Letzterem
entschließen. Der verstärkte Andrang zu den Fachhochschulen im letzten und in
diesem Jahr scheint meine Vermutung zu bestätigen.
Sie werden bemerkt haben, dass ich für diesen Beitrag nur die männliche
Variante gewählt habe. Das hat seinen guten Grund: Frauen sind in allen
geschilderten Fällen deutlich jünger.
Die AEVO von 1998 benutzte für den praktischen Teil der Ausbilder-Eignungsprüfung
das Wort "Ausbildungseinheit" für das, was präsentiert oder
durchgeführt werden sollte (§ 3 Abs 4 AEVO). Dieser völlig offene Ausdruck
hinterließ zunächst Ratlosigkeit, führte dann aber aus der Not zu
Definitionsversuchen, z.B. von mir:
"Aus dem Grundwort "Einheit" dürfte sich jedoch ergeben, dass es
sich dabei um einen thematisch geschlossenen Teil der Ausbildung handelt, der
nicht mehr unterteilt werden kann, wenn der Sinnzusammenhang nicht verloren
gehen soll. Das können Handlungsabläufe sein, aber auch Kenntnisbereiche, die
im Rahmen der für die praktische Prüfung vorgegebenen Zeit lehrend und lernend
bewältigt werden können." (Adalbert Ruschel: Die
Ausbildereignungsprüfung. Vorbereitung auf die schriftliche und praktische
Prüfung. 3., völlig neue Auflage, Ludwigshafen 2007,Seite 191)
Die neue AEVO (2009) verwendet an derselben Stelle das Wort
"Ausbildungssituation". Sollte damit dieselbe Sache gemeint sein wie
1998, fragt man sich doch, warum es eines neuen Wortes bedarf. Unstrittig ist,
dass "Situation" als Grundwort in manchen pädagogischen Fachtermini
durchaus benutzt wird, z.B. Lernsituation oder Gesprächssituation. Die
Naturwissenschaftler definieren "Situation" über Raum und Zeit,
Sozialwissenschaftler definieren "soziale Situation" zusätzlich über
die beteiligten Personen und die gesellschaftlichen, politischen und
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Zur Beschreibung von Lehr- und
Lernsituationen reicht das alles noch nicht aus. Hier müssen Lernziele,
Methoden und Transfermaßnahmen mit einbezogen werde. Vorbereitungs- und
Nachbereitungsphase gehören zwar nicht direkt zur Lernsituation, beeinflussen
diese aber als feed-forward-strategie bzw. feed-back-strategie deutlich.
Bleibt für mich die Frage, ob Prüflinge diesem Anspruch im Rahmen der praktischen
Prüfung überhapt gerecht werden können. Schließlich sollen sie die Auswahl und
Gestaltung der Ausbildungssituation in den 30 Minuten Prüfungszeit ja auch noch
in einem Prüfungsgespräch, pardon: Fachgespräch gegründen, pardon: erläutern.
Auch das sind neue Wörter für erprobte alte. Wenn der 2. Teil der praktischen
Prüfung ein Fachgespräch sein soll, wird sich einiges ändern müssen!
Die Literaturkenner unter meinen Lesern haben sicher sofort bemerkt, dass meine
heutige Überschrift Goethes Faust, Teil I, entnommen ist. Lassen Sie mich mit
der Fortsetzung des Textes schließen, sie passt so schön hierher:
Mephistopheles:
Im ganzen - haltet Euch an Worte!
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewissheit ein.
Schüler: Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.
Mephistopheles:
Schon gut! Nur muss man sich nicht allzu ängstlich quälen;
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten lässt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte lässt sich trefflich glauben,
Von einem Wort lässt sich kein Jota rauben.
Aufgemerkt: Die zweite Studierzimmerszene im Faust ist voller Ironie. Die AEVO
dagegen ist tiefster Ernst.
Was ist neu, fragen wir lieber was ist anders an der neuen AEVO?
Als Jacob Burghardt, der Schweizer Philosoph und Kulturwissenschaftler, 1889 in
einem Brief von den "furchtbaren Vereinfachern" (franz.: terribles
simplificateurs) sprach, konnte er nicht ahnen, wie oft diese zwei Wörter
später zitiert werden würden. Ich komme nicht umhin, sie auch hier zu bemühen.
Die einst völlig zu Recht hochgelobten sieben Handlungsfelder wurden auf vier
verkürzt. Sinn und Absicht dieser Kürzung kann ich nicht erkennen, denn jetzt
wabern und wabbeln die bisherigen Lerninhalte ohne jede Stringenz in den neuen
Handlungsfeldern umher. Die früheren Handlungsfelder 1 und 2 sind bis zur
Unkenntlichkeit vermischt, wobei das Handlungsfeld (1) "Allgemeine
Grundlagen legen" nahezu pulverisiert wurde. Die zukünftigen Ausbilder
sollen wohl nicht mehr über Grundlagen unseres Berufsausbildungssystems
nachdenken, sondern einfach das tun, was man ihnen zu tun übriglässt.
Die bisherigen Handlungsfelder 4 (Am Arbeitsplatz ausbilden), 5 (Lernen
fördern) und 6 (Gruppen anleiten) wurden in ein Handlungsfeld (3)
zusammengeworfen. Lese ich dann unter § 3 Abs. 1 Satz 1 die Zielsetzung dieses
komplexen Handlungsfeldes, wird mir Angst und Bange: "Das Handlungsfeld
nach § 2 Nummer 3 umfasst die berufs- und arbeitspädagogische Eignung,
selbstständiges Lernen in berufstypischen Arbeits- und Geschäftsprozessen
handlungsorientiert zu fördern." Da sind den Autoren mit der Begeisterung
für das selbstständige Lernen wohl die Gäule durchgegangen. Gibt es denn nur
noch Fertigkeiten und Kenntnisse, die selbstständig erlernt werden können und
müssen? Sind Ausbilderin und Ausbilder nur noch als Lernbegleiter gefragt?
Welche Methodenkompetenz wird denn für das Ausbildungspersonal der Zukunft
angesteuert?
Hoffentlich lässt der Rahmenstoffplan für die Lehrgänge nicht noch lange auf
sich warten, auch die Übersicht zum Lehrgangsaufbau für die bisherige AEVO war
ein nützliches Instrument für die Umsetzung der Verordnung. Kommt da noch
etwas? Eine Kröte steckt mir noch im Hals: Auch für die dritte Version der AEVO
haben sich die politisch Verantwortlichen nicht dazu durchringen können, die
Verordnung auch für den Bereich der freien Berufe verbindlich zu machen. So
werden auch in Zukunft Ärzte, Anwälte und ähnlich pädagogisch naturbegabte
Wesen weiterhin frisch, fromm, fröhlich, frei ohne Qualifikationsnachweis
ausbilden können. Was würde wohl Turnvater Jahn dazu gesagt haben?
Fazit: Unsere Bildungsministerin wird sich Gedanken darüber machen müssen, ob
das von ihr so gern zitierte "Flaggschiff" unserer Bildungsflotte
durch das Wirken so qualifizierter Ausbilderinnen und Ausbilder frischen Glanz
erhalten kann. Mir geht bei diesen Bildern der britische Lord Nelson nicht aus
dem Kopf, ahoi!
"Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir", bei der Abiturfeier
gar: Non scholae, sed vitae discimus!
Das Zitat stamme von dem römischen Schriftsteller und Philosophen Seneca und
stehe im 106. der Briefe an Lucilius über Ethik (Epistulae morales ad
Lucilium), wird vielleicht noch hinzugefügt. Dort heißt es aber tatsächlich:
Non vitae, sed scholae discimus.
Schon Seneca beklagte also, dass die Erziehung in der Schule und die unnütze
Fülle an Stoff kaum dazu geeignet sei, die jungen Menschen auf das Leben
vorzubereiten - eine Klage, die sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert
hat und heute besonders häufig von Arbeitgeberseite vorwurfsvoll vorgetragen
wird. Ob man für das Leben oder für die Schule lernt, scheint von jeher eine
Frage des Standpunkts gewesen zu sein. Die Wirtschaft erwartet von den Schulen
gut qualifizierten Nachwuchs, der möglichst passgenau in die Produktions- oder
Dienstleistungsprozesse eingegliedert werden kann. Junge Menschen mit Problemen
und Defiziten sind da eher unerwünscht.
Aktuelle Diskussionen, die sich mit den zeitgemäßen Anforderungen an schulische
Bildung in einer modernen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft befassen,
konzentrieren sich fast ausnahmslos auf marktrelevante und verwertbare
berufliche Fachkompetenzen. Vielerorts mangelt es an der Einsicht, dass
schulische Bildung auch Lernen für ein Leben jenseits von Erwerbsarbeit zu sein
hat. Viele Probleme Jugendlicher und Heranwachsender resultieren aus
eingeschränkten Fähigkeiten bei der Bewältigung des Alltags und fehlender
Informationen dazu.
Die Frage, wie Schule auf eine verantwortungsbewusste, alltagsorientierte
Berufs- und Lebensplanung vorbereiten kann, muss gesellschaftlich gestellt,
diskutiert und beantwortet werden. Welche Qualifikationen und Kompetenzen
unsere Schülerinnen und Schüler für ihre künftigen Rollen im Leben brauchen,
als erwerbstätige Frauen und Männer, als kritische Konsumentinnen und
Konsumenten, als Mütter und Väter, aber auch als mündige Bürgerinnen und
Bürger, die informiert, konfliktfähig und sozial engagiert Gesellschaft
mitgestalten wollen, kann nicht nur von Seiten der Wirtschaft entschieden
werden, von dort vielleicht sogar am allerwenigsten.
Um neben der Wissensvermittlung einen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung
leisten zu können, bedarf es Zeit und eines kontinuierlichen und möglichst
ungestörten Prozesses. Schulen sind nicht Experimentierfelder, schon gar nicht
zur Schaffung des homo oeconomicus. Integration in der Schule darf für
niemanden in einer Sackgasse enden. Das Recht auf Arbeit und einen angemessenen
Platz in der Gemeinschaft haben alle. Um den Weg dazu zu ebnen, ist es Aufgabe
der Schule, ausgehend von der Erfahrungs- und Erlebniswelt der Einzelnen,
Schülerinnen und Schüler auf die gleichberechtigte Ausübung ihrer
staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten, ebenso wie auf die Arbeitswelt
vorzubereiten. Denn erst dann lernen sie wirklich für das Leben.
seine Kisten voller Geld,
Wiesen, Wälder, Äcker, Reben –
Klugheit, Schönheit, Ruhm der Welt,
doch wenn alles würde wahr,
was man wünscht zum neuen Jahr,
dann erst wär’ es um die Welt,
glaubt es, jämmerlich bestellt.
Vater von zwölf Söhnen und einer Tochter,
Befreundet mit Johann Heinrich Pestalozzi
Wie ist nun dort der Stand der Dinge?
Frau Schawan lässt also z.Z. von mehreren wirtschaftszweigabhängigen
Ausschüssen Vorschläge für eine neuerliche!!! Novellierung der AEVO
ausarbeiten. Dabei gibt es offenbar heftige Kontroversen zwischen DHKT und
DIHKT. Das Handwerk will unbedingt die sieben Handlungsfelder erhalten, die
Industrie sie auf vier verringern. Noch nicht bekannt sind die Stellungnahmen
der übrigen Zweige, z.B. des öffentlichen Dienstes und der Hauswirtschaft. An
eine Wiedereinführung der Prüfungspflicht nach AEVO im Jahre 2009 glaubt so
recht niemand mehr. Es hat den Anschein, als schiebe die Ministerin die
Entscheidung vor sich her bis nach der Wahl 2009. Bis Herbst 2010 wird die
jetzige Regelung dann wohl bestehen bleiben.
Wenn Sie sich für die Vorgänge im Rahmen der Aussetzung des Nachweises der
Ausbildereignungsprüfung im Jahr 2003 und deren Folgen interessieren, suchen
Sie auf dieser website unter "Texte zum Herunterladen" nach. Dort
sind reichhaltig Quellen zu finden.
Selten war der Berg so groß und die lächerliche Maus so klein wie gestern (22.
Oktober 2008) beim großmundig angekündigten „Bildungsgipfel“ in Dresden. Da
hatte doch die Kanzlerin monatelang die Bergwanderung zum Gipfel als den Weg
zur „Bildungsrepublik“ gepriesen – und was kam nun heraus? Ein winziges
Mäuschen, das man nur mit einem Mikroskop wahrnehmen kann, aber für Mikroskope
fehlt in der Bundesrepublik das Geld.
Genug der Metaphern: Beschlossen wurden Selbstverständlichkeiten und sogar
diese nur halbherzig. Lehrermangel, zu viele Schul- und Ausbildungsabbrecher,
fehlende Chancengleichheit, Akademikermangel, im internationalen Vergleich
erhält das deutsche Bildungssystem seit Jahren schlechte Noten. Gelöst ist nach
dem Gipfel keines der Probleme. Die Herren Ministerpräsidenten haben der
Kanzlerin die Pfauenfedern gestutzt. Selbst Minimalziele, wie die Halbierung
der Zahl der Schulabbrecher, wurden verwässert. Grenzt nicht das Auftreten
einiger Ministerpräsidenten schon an Peinlichkeit, wenn sie verlangen, der Bund
solle sich, wenn er Sozialpädagogen an Schulen für unverzichtbar halte, auch an
den Kosten beteiligen? Die Ministerpräsidenten pochen auf ihre Länderhoheit in
Sachen Bildung: Zahlen dürfe der Bund schon, reinreden aber nicht. Anstatt die
Verantwortung stärker an die Schulen zu verlagern, wie es uns die im
PISA-Vergleich erfolgreichen Länder vormachen, wollen die Länderfürsten die
Zügel weiter straff in der Hand halten, aber ihren Erfolg messen lassen, wollen
sie auch nicht.
Wem die Finanzierungsprobleme unseres Bildungssystems Sorgen machen, der sollte
sich erst einmal die inhaltlichen und formalen Ungereimtheiten ansehen. Die
grundlegende Frage, wie aus Schulen als Orte der Wissensvermittlung Orte werden
sollen, die Neugier wecken und Selbstständigkeit fördern, darüber wurde beim
Bildungsgipfel überhaupt nicht gesprochen.
Andererseits zeigt sich die Bundesministerin für Bildung und Forschung auch
nicht gerade einfallsreich. Ihr Denkanstoß zur Trennung der Schüler in Buben-
und Mädchenklassen ist ein lachhafter Rückfall ins 19. Jahrhundert. Aufbruchstimmung
sähe anders aus. So wird unsere Bildungspolitik wohl eher das bleiben, was sie
ist: fantasielos, mutlos, ziellos, kraftlos, ergebnislos.
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16. Oktober 2008
Und dann sieht und hört man, wie viel Geld die Regierung(en) in das
Bankensystem pumpen und fragt sich insgeheim: Cui bono? (Wem nutzt das?)
Unterstützt die Regierung wirklich die Bedürftigen? Zweifel sind angebracht.
„Was hat das mit der beruflichen Bildung zu tun?“, höre ich Sie fragen. Erste
Antwort: „Geld - ausgegeben oder bereitgestellt - fehlt an anderer Stelle, z.B.
in der Bildung.“ Aber die Zusammenhänge sind noch subtiler. Die Bundesregierung
hat entschieden und will das im Rahmen des Bildungsgipfels am 22. Oktober ds.
Js. verabschieden, zusammen mit den Bundesländern an Firmen einen
Ausbildungsbonus zu zahlen, mit dessen Hilfe 100.000 zusätzliche
Ausbildungsplätze geschaffen werden sollen. Ob dieser Bonus, dessen
Vergabekriterien recht bürokratisch gestaltet sind, nicht nur zu
Mitnahmeeffekten führen wird, wird sich noch zeigen. Doch mehr noch:
Nach einer einschlägigen Untersuchung zieht der Bremer Berufsbildungsforscher
Felix Rauner sogar folgende Schlussfolgerung: "Es besteht kein Anlass, die
Ausbildung zu subventionieren, wie die Kosten-Nutzen-Untersuchungen zeigen. Es
besteht das Risiko, dass mit Subventionen Fehlentwicklungen gefördert werden.
Betriebe, deren Ausbildung hohe Kosten verursacht, bedürfen der Beratung, wie
sie zugleich ihre Ausbildungsqualität und die Ausbildungsrentabilität erhöhen
können. Interessanterweise zeigt unsere Untersuchung, dass eine höhere Ausbildungsqualität
in der Regel auch rentabler ist." Denn Betriebe, die ihre Lehrlinge gut
ausbilden, machten damit unter dem Strich sogar Gewinn. Zu diesem Schluss kommt
Felix Rauner in einem Beitrag für die Wochenzeitung ZEIT.
Die Parallele der Ereignisse besteht nicht nur in deren zeitlicher Nähe,
sondern auch in der offensichtlichen Tatsache, dass, wer am lautesten trommelt,
am ehesten bedient wird. Bedürftigkeit scheint mir in beiden Fällen nicht das
Kriterium für die Zuwendung zu sein.
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10. Oktober 2008
Die berufliche Ausbildung durchläuft zur Zeit einen Wandlungsprozess, der ihre
Strukturen zu zerreißen droht. Er zieht sich nicht nur durch Ziele, Inhalte,
Methoden und Wertschätzung. Er erfasst auch mit voller Kraft alle an der
Ausbildung Beteiligten. Für die betrieblichen Ausbilderinnen und Ausbilder, vor
allem die hauptamtlichen, hat der Wandel schon heute erhebliche Konsequenzen.
Deshalb müssen sie über die Ursachen für die Veränderungen ihrer
Ausbildungstätigkeit und die sich daraus ergebenden Folgen immer wieder
gründlich nachdenken und sich austauschen.
Folgende Thesen sollen dazu anregen:
1. Das Ansehen der betrieblichen Ausbildung hat zugunsten der schulischen
Bildung gelitten. Deshalb streben Jugendliche (und ihre Eltern) immer öfter
höhere schulische Abschlüsse an. Die Entscheidung für eine betriebliche
Ausbildung wird eher als eine Notlösung betrachtet.
2. Die berufliche Ausbildung wird immer mehr zu einer Ausbildung junger
Erwachsener. Das Durchschnittsalter der Auszubildenden liegt inzwischen
deutlich über dem Volljährigkeitsalter. Der klassische Lehrling – 15 Jahre alt
mit Hauptschulabschluss – ist in vielen Ausbildungsberufen gar nicht mehr zu
finden.
3. Viele Auszubildenden haben heute schon einen höheren Schulabschluss gemacht
als ihre Ausbilder. Ausbilderinnen und Ausbilder müssen häufig Fertigkeiten und
Kenntnisse vermitteln, die sie sich selbst erst aneignen müssen. In manchen
Kenntnisbereichen hat sich das Ausbilder-Auszubildender-Verhältnis umgedreht,
lernt der Meister vom Lehrling.
4. Die manuellen Geschicklichkeiten verlieren in den meisten Ausbildungsberufen
an Bedeutung. An ihre Stelle treten „Schlüsselqualifikationen“ wie
Eigeninitiative, Entscheidungsfähigkeit, Kreativität, analytisches Denken u.ä.
Diese sind mit tradierten Methoden nicht zu vermitteln.
5. Ausbilderinnen und Ausbilder laufen Gefahr, im „Schonraum“ zentralisierter
Ausbildung von der aktuellen Entwicklung in Wissenschaft und Technik abgehängt
zu werden. Fachkompetenz wird wieder wichtiger werden.
6. Die auf eine lebenslange Berufskarriere ausgerichtete Ausbildung wird
unvermeidlich mit der flexibleren, auf Aktualität ausgerichteten Fortbildung
verknüpft werden und so ihre vorherrschende Stellung im Rahmen der beruflichen
Entwicklung verlieren. Weiterbildner gewinnen an Einfluss und werden wichtiger
als Ausbilder.
Die hier nur rudimentär beschriebenen Entwicklungen in der beruflichen
Ausbildung bedrohen existentiell die Stellung und das Ansehen der
Ausbilderinnen und Ausbilder. Früh erkannt, wohin der Weg gehen könnte, heißt
aber auch, den Gefahren nicht chancenlos gegenüber zu stehen. Mit Hilfe
abgestimmter Fortbildung und Aufgabenerweiterung lässt sich der Entwicklung
jetzt noch entgegentreten. Tatenlos stehen bleiben jedoch, heißt zurückfallen.
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20. Juni 2008
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat die bisherigen
Reformbemühungen der Länder unter die Lupe genommen und kommt zu dem Fazit:
"Die Länder scheinen insgesamt auf einem guten Weg." Sagt nicht das
Sprichwort: Der Schein trügt? Oder war es doch Goethe ("Diesseits und
Jenseits"), der das zuerst entdeckte? Zurück zum Thema!
Anders als die statisch angelegten PISA-Studien untersucht der IW-Check Schule
anhand von fünf Aspekten, welche und wie viele bildungspolitische Ziele die
Bundesländer in ihre Reformkonzepte aufgenommen haben, ist also dynamisch
angelegt. Die Reformaspekte Bildungspolitik, Qualitätssicherung,
Systemmanagement, Schulkultur und Lehren und Lernen hat das Institut untersucht
und mit Schulnoten (!) bewertet.
Das Ergebnis der Untersuchung als Ganzes ist erfreulicher als es die
PISA-Studien waren. Das am besten aufgestellte Land (Berlin : 2) und das am
schlechtesten eingestufte (Thüringen : 3) unterscheidet nur eine Notenstufe.
Alle Bundesländer sind bemüht, ihre Hausaufgaben zu machen. Nicht uninteressant
ist am Rande, dass der PISA-Sieger in Deutschland, Bayern, sich als wenig
reformfreudig zeigte. Die Gesamtnote 3 plus reichte deshalb auch nur fürs
Mittelfeld.
Doch es gibt nach wie vor noch erhebliches Verbesserungspotenzial. So mangelt
es weitgehend an Führungsinstrumenten für die Schulleitungen und an
Leistungsanreizen für Lehrerinnen und Lehrer. Um die Neuordnung des
Besoldungsrechtes machen alle Länder noch immer einen großen Bogen. Außerdem
zeigt die Studie, dass deutliche Diskrepanzen bestehen zwischen der politisch
gewollten Selbstständigkeit der einzelnen Schule einerseits und den realen
Entscheidungskompetenzen der Schulleitungen andererseits. Manche Politiker
weisen in ihren Stellungnahmen darauf hin, dass man die Bildungspolitik nicht
den Interessen der Wirtschaft unterwerfen dürfe. Wo sie Recht haben, haben sie
Recht. Aber unbestritten dürfte auch sein, dass Wirtschafter von
"Systemmanagement" und "Qualitätssicherung" immer noch mehr
verstehen als Lehrer, Schulleiter und Ministerialbeamte zusammen. Also,
Bench-Marking ihr Schulemacher und Bildungspolitiker, lernen von denen, die es
besser können!
Die Studie ist auch für Ausbildungsverantwortliche interessant. Sie ist im
Internet als kostenloser Download angeboten unter: www.insm-bildungsmonitor.de
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22. Mai 2008
Seit Jahrzehnten wird an den Problemen herumgebastelt, ein Sonderprojekt nach
dem anderen wird entworfen, die Misere der beruflichen Bildung aber wird nicht
beseitigt. Zugegeben, mit dem Altwerden der Protagonisten verblassen manche
Erinnerungen, andere werden geschönt oder gar verherrlicht. Mein
Erinnerungsvermögen reicht aber durchaus noch aus, mir wieder vorzustellen, wie
wir Beteiligten an der Berufsbildung in den sechziger und siebziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts des Lobes voll waren über das duale System der
Berufsbildung in der BRD - und wie sehr wir darauf gehofft und gewartet haben,
dass wenigstens die mit uns befreundeten Länder der Erde dieses so erfolgreiche
System zu übernehmen gedächten. Die relativ stabile wirtschaftliche Konjunktur
dieser Jahre hat uns alle dazu verführt, die Schwächen des Systems zu
übersehen, vor allem dessen Trägheit und Konjunkturabhängigkeit.
Jetzt aber, nach mehr als zwei Jahrzehnten voller Probleme, müssten wir doch
gelernt haben, dass weder Aussitzen noch Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte
der Wirtschaft uns die scheinbar heile Welt von ehedem wieder zurückbringen
werden.
Grundsätzlich bieten sich zwei Auswege an: Da ist zum einen die
Ausbildungsplatzumlage. Die Unternehmen können sich dann auszuchen, ob sie
selbst ausbilden oder sich lieber freikaufen wollen. Diese Lösung könnte das
duale System noch retten. Der zweite Weg wäre eine glatte Kehrtwende: die
weitgehende Verstaatlichung der beruflichen Ausbildung.
Ich höre schon den Aufschrei, der immer dann ertönt, wenn man diesen zweiten
Weg nur erwähnt. Dieser Aufschrei ist angesichts der Entwicklung von Ausbildung
an Fachschulen oder allerhand staatlich geförderter Maßnahmen mehr als
heuchlerisch. Kommt noch hinzu, dass sich unsere Nachbarstaaten wohl nicht von
den Segnungen unseres Systems überzeugen lassen werden und es nur eine Frage
von Zeit ist, wann die Zwänge aus der Europäischen Union übermächtig werden.
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12. April 2008
Die Zahlen lassen sich so interpretieren und zurechtbiegen, dass sie zu dem
jeweiligen politischen Weltbild randlos passen. Während Regierung und
Arbeitgeberverbände den Erfolg ihres Ausbildungspaktes feiern, sehen die
Gewerkschaften und Teile der opposition gerade diesen Pakt als gescheitert an.
Der nüchterne Beobachter sieht die Wahrheit wohl wieder einml eher in der
Mitte. Obwohl für das vergangene Jahr die zweithöchste Zahl an
Ausbildungsplätzen seit der Wende abgeschlossen wurden, ließe sich erfolgreich
wetten, dass wieder Tausende Ausbildungsplatzsucher leer ausgehen und sich in
die sich jährlich neu bildende Warteschleife einordnen werden und diese wachsen
lassen. Von den 735000 Ausbildungsplatzbewerbern von 2007 waren bereits mehr
als die Hälfte "Altbewerber".
Anfang 2008 hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer Qualifizierungsinitiativen
beschlossen, den Betrieben eine Ausbildungsprämie zu zahlen, die dabei helfen
soll, diesen Altbewerbern einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen.
Initiativen dieser Art hat es schon viele gegeben, mehr als Notlösungen waren
sie bisher nicht. Die Zahl der nicht versorgten Bewerber um die knappen
Ausbildungsplätze ist eher gestiegen als dass sie abgenommen hätte. Euphorie
ist deshalb mit dem neuen Ausbildungsbonus nicht zu verbinden, denn auch er hat
seine Tücken. Weder wird er der Vielfalt der Bewerber gerecht, noch schließt er
Missbrauch auf Seiten der Anbieter aus.
Mit dem "Gesetz zur Verbesserung der Ausbildungschancen
förderungsbedürftiger junger Menschen" soll neben der Zahlung einer Prämie
für zusätzliche Ausbildungsplätze eine befristete Berufseinstiegsbegleitung
probeweise eingeführt werden. Wenn genügend qualifizierte Einstiegsbegleiter
gefunden werden sollten, könnte damit zumindest solchen Bewerbern geholfen
werden, deren Schulkarriere nicht erfolgreich verlaufen ist. Mehr als eine
Notlösung ist das aber auch nicht. Sollte es nämlich stimmen, dass die
Betroffenen trotz aller Bemühungen weder ausbildungswillig noch
ausbildungsfähig sind, fiele die Schuld an der Misere wieder auf das
Bildungssystem zurück und die Wirtschaft wäre wieder einmal fein raus. Doch das
Ende dieses "Schwarzer-Peter-Spiel" zeichnet sich bereits ab, denn
mit einem Blick auf die wirtschaftliche Erholung hat das Handwerk bereits vor
einem Lehrlingsmangel gewarnt. Sollen in absehbarer Zeit auch schon
Auszubildende aus dem Ausland angeworben werden?
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14. März 2008
Für die Zwischenzeit ermächtigt das Gesetz die Landesregierungen zum Erlass
eigener Anrechnungsverordnungen. Es sind also die Länder, die aktiv werden
sollen und müssen, indem sie Für und Wider der im Gesetz angelegten
Perspektiven und die Implikationen möglicher Rechtsverordnungen abwägen bzw.
Alternativen bedenken.
Aus dieser Ermächtigung ist ein föderales Chaos, sagen wir gnädig Wirrwarr,
entstanden. Die Umsetzung des Gesetzes bedarf der Mitwirkung von (mindestens)
drei Aktionsebenen: der Länder, der Berufsschulen und der Betriebe, wenn sie
die wesentliche Botschaft des Gesetzes, dass nämlich die schulische Ausbildung
mit einem dem klassischen Dualen System vergleichbaren fachpraktischen bzw.
betrieblichen Ausbildungsanteil gekoppelt werden muss, nicht leichtfertig
übersehen will. Die Länderbemühungen sollten mit dem Ziel geführt werden, die
schulischen und die betrieblichen Kapazitäten zu bündeln, um im Sinne des
Gesetzes Synergieeffekte zu erzielen, z.B. die Ausbildungschancen vieler
Schulabgänger zu verbessern.
Von der Möglichkeit, Rechtsverordnungen zu erlassen, ist bisher von den Ländern
nur wenig Gebrauch gemacht worden. Im Einzelnen sind dabei drei
unterschiedliche Strategien zu beobachten, die vom Gesetz geschaffenen
Möglichkeiten auf Länderebene umzusetzen:
Strategie 1: Erlass von Rechtsverordnungen, die die Anrechnung
berufsfachschulischer Ausbildungszeiten regeln. Diese Rechtsverordnungen sind
länderspezifisch ausgestaltet; sie beziehen sich auf bestimmte Berufe und
betonen den regionalen Konsens, z.B. Baden-Württemberg.
Strategie 2: freiwillige Vereinbarungen zwischen Ländern und Kammern bzw.
Dachverbänden, z.B. Rheinland-Pfalz.
Strategie 3: inhaltliche Beibehaltung des Status quo vor der BBiG-Novelle.
Eine Bundestagsentschließung zur BBiG-Novelle, wonach der Hauptausschuss des
BIBB eine Empfehlung zur bundeseinheitlichen Anwendung der neuen
Anrechnungsregelungen erarbeiten sollte, blieb bisher ohne Folgen.
Manche Betriebe sind allen Anrechnungen schulischer Zeiten auf die
Ausbildungszeit gegenüber skeptisch: sie befürchten, dass eine so organisierte
Ausbildung zu wenig Praxisanteile enthalte, dass damit die Ausbildungsqualität
sinke, dass dies alles zu Lasten des Dualen Systems gehe und dass
Verschulungstendenzen verstärkt würden. Die für die Zukunft befürchtete
Verschulung des Dualen Systems jedoch ist längst Realität. Wer das bedauert,
darf die Schuld dafür nicht bei dem Gesetzgeber sehen, sondern sollte sie den
Verantwortlichen aufbürden, die nicht mehr ausbilden wollten, aus welchen
Gründen auch immer.
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04. März 2008
"Die zeitlich befristete Aussetzung der Ausbilder-Eignungsverordnung
(AEVO) hat zu mehr Ausbildungsbetrieben und neuen Ausbildungsplätzen geführt.
Der Zuwachs fällt jedoch geringer aus als erwartet. Zugleich gibt es Anzeichen
dafür, dass die Neuregelung, die am 3. Mai 2003 beschlossen worden ist,
negative Auswirkungen auf die Qualität der Ausbildung hat."
Wäre die Angelegenheit nicht zu ernst, könnte man amüsiert sein zu sehen, wie
sich die Berichterstatter in Konjunktiven baden, um die so verursachte Zunahme
der Zahl an Ausbildungsplätzen zu belegen und sich um die magische Null herum
zu lavieren.
Da haben wir es fast schwarz auf weiß: Eine unwesentliche Zahl an zusätzlichen
Ausbildungsplätzen gegen einen erheblichen Verlust an Ausbildungsqualität!
Zugegeben: verkürzt, aber im Wesentlichen richtig: Die Qualität der Ausbildung
auf den zusätzlich gewonnenen (nicht einmal das ist wirklich erwiesen)
Ausbildungsplätzen lässt mehr als zu wünschen übrig (siehe Abb. 4 im Report!).
Unternehmen mit qualifizierter Ausbildung haben schon immer auf professionelle
Ausbilder gesetzt und wollen das auch weiter tun.
Wem also ist bisher mit der Aussetzung der AEVO geholfen worden? Den Jugendlichen
wohl kaum, denn wer will schon einen unzureichend ausgebildeten Bewerber
einstellen? Der wohlfeile Spruch: Besser eine Ausbildung, wie auch immer, als
gar keine Ausbildung! war schon immer ein dummer Spruch - und das wird jetzt
noch bestätigt.
"Was nun?", spricht Zeus. Aus "stets gut unterrichteten
Quellen" ist zu erfahren, dass die Aussetzung um ein weiteres Jahr
verlängert werden soll. Während dieser Zeit soll die Verordnung
"entschlackt" werden. Wer ist nur auf diese gloreiche Idee gekommen.
Die erste Version der AEVO bestand von 1972 bis 1999. Die zweite soll nun nach
acht bis neun Jahren, während denen sie dann sechs Jahre nur eingeschränkt
gültig war, schon wieder novelliert werden.
Aktionismus als Fassnachtskostüm für inhaltliche Leere. Wer kann sich darüber
noch wundern? In hektischen Zeiten, wie diesen, fehlt zum Nachdenken einfach
der Atem! Soweit sich Leserinnen und Leser meiner Website mit der Aussetzung
der AEVO bisher nicht beschäftgt haben, bitte ich sie, weiter unten auf dieser
Seite den Kommentar vom Januar 2007 zu lesen und sich unter "Texte zum
Herunterladen" zu bedienen.
zum Anfang
20. Februar 2008
Die Analyse von Herrn Rauner halte ich für glaubwürdig und nützlich, seinen
Verbesserungsvorschlag dagegen für kontraproduktiv. Aus seinen Ausführungen
kann ich den gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen der
Berufsausbildung nicht erkennen. An diesem aber sollten sich die Subventionen
durch die öffentliche Hand messen lassen. Und nach meinem Dafürhalten sind es
gerade nicht diejenigen Unternehmen, welche Erträge mit der Ausbildung
Jugendlicher erwirtschaften, die der Gesellschaft einen Gefallen tun. Was
helfen uns billig ausgebildete Arbeitskräfte, die nach der Ausbildung der
Gesellschaft mehr Kosten verursachen als sie ihrem Ausbildungsbetrieb Ertrag
eingebracht haben. Herr Rauner hat bei seinen Ausführungen vergessen zu
erwähnen, wann er einen Ausgebildeten für ausreichend oder gar vorzüglich
ausgebildet hält. Die statistische Zahl der Auszubildenden, die ihre Abschlussprüfung
bestanden haben, sagt darüber nur sehr wenig bis gar nichts aus.
Wenn Sie das Thema interessiert, lesen Sie weiter unter "Texte zum
Herunterladen" den Beitrag "Ausbildungskosten"!
zum Anfang
20. Januar 2008
Das fehlende Bindeglied wird durch die im novellierten BBiG festgehaltene
Möglichkeit, dass auf Antrag der Auszubildenden das Ergebnis berufsschulischer
Leistungsfeststellungen auf dem Zeugnis ausgewiesen werden kann (§ 37 Abs. 3
Satz 2 BBiG) eher schmerzlich vermisst als hinzu gefügt.
Neugierig geworden? Dann laden Sie sich unter "Texte zum
Herunterladen" meine Gedanken dazu herunter.
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03. Januar 2008
Laut Bundesagentur für Arbeit gab es darüber hinaus noch Bewerber- und
Stellenmeldungen für das bereits begonnene Ausbildungsjahr, weil
Ausbildungsverträge wieder gelöst oder Jugendliche die Ausbildung nicht
angetreten hatten. Auch dieses Ärgernis begleitet die Erstausbildung in
Deutschland seit Jahrzehnten ungelöst.
Das duale System der Berufsausbildung wird zunehmend fleckiger, der alte Glanz
ist schon lange dahin. Die Wirtschaft schafft es nicht, die notwendige Zahl von
Ausbildungsplätzen zur Verfügung zu stellen, da hilft auch kein Pakt mit der
Regierung.
Besonders problematisch ist weiterhin die Situation der so genannten
"Altbewerber". So werden diejenigen Personen bezeichnet, die bei der
BA als Lehrstellensuchende gemeldet sind und die Schule bereits im Vorjahr oder
noch früher verlassen haben. Mit bundesweit rund 385.000 Personen stellen sie
inzwischen mehr als die Hälfte aller registrierten Bewerber und Bewerberinnen.
Die Erfolgschancen dieser Jugendlichen auf eine betriebliche Lehrstelle sind
vor allem dann äußerst gering, wenn ihr Schulentlassdatum bereits zwei Jahre
oder länger zurückliegt.
Genau das ist das Elend der Anderen.
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31. Dezember 2007
(Auszug)
Und wieder hier draußen ein neues Jahr -
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Wird's fördern das, worauf ich gebaut,
Oder vollends es verderben?
Gleichviel, was es im Kessel braut,
Nur wünsch' ich nicht zu sterben.
Mögen wir dort Gehör finden. Amen
Um so erstaunlicher ist, dass in unserem Land seit Jahrzehnten Jahr für Jahr
eine Katastrophe abläuft, die kaum noch beachtet wird und ganz sicher nicht
Furcht und Erschrecken auslöst: Jedes Jahr verlassen hunderttausend Jugendliche
die Schule ohne Abschluss und bilden die "lost generation" auf dem
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Der Einstieg ins Berufsleben ist ihnen von allem
Anfang an versagt, zumindest sehr erschwert. Und das geschieht in einem Land,
das im Aufschwung zusehends Fachkräfte braucht und schon jetzt oft nicht mehr
findet.
Der Markt, der doch angeblich alles regelt, versagte und versagt bei der
Ausbildung kläglich (bei der Weiterbildung nicht minder). Die Abhängigkeit des
dualen Ausbildungssystems von der Konjunktur fördert seinen Untergang. Seit
einigen Jahren melden exportstarke Branchen der deutschen Wirtschaft
Stellenzuwächse - und fahren gleichzeitig die Ausbildung massiv zurück.
Es mutet schizophren an, wenn Jugendliche mit ihrer (erzwungenen) Entscheidung,
etwas anderes als die eigentlich erwünschte betriebliche Ausbildung zu
beginnen, zur Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt beitragen. Indem sie
fragwürdige Alternativen (Praktika, jobben, Schule) wählen, gelten sie offiziell
als "vermittelt", obwohl sie weiterhin auf der Suche nach einem
Ausbildungsplatz sind.
Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass diese Tendenzen nicht zusammen
passen. Von der Bundesagentur für Arbeit ist zu hören, dass sie jährlich fast
hunderttausend Problemjugendliche überbetrieblich und auf Kosten der
Beitragszahler ausbildet. Ist das noch die viel beschworene Selbstverantwortung
der Wirtschaft im Rahmen der Nachwuchsförderung?
Aber auch Bund und Länder tragen an der Misere ihren Schuldanteil. Die unerträglich
hohe Zahl an Schulabbrechern kommt doch nicht aus heiterem Himmel. Die
Versäumnisse in der Integration von Migrantenkindern und die unglaublich
miserablen Grundkenntnisse deutscher Schülerinnnen und Schüler auf nahezu allen
Gebieten machen es den Unternehmen nicht leicht, sich in der Ausbildung des
Nachwuchses zu engagieren. Die Verantwortlichen für die Berufsbildung in
Deutschland müssen endlich anfangen präventiv, zukunftsorientiert und
nachhaltig zu planen und zu gestalten und nicht erst dann einzugreifen, wenn
das Kind bereits im Brunnen liegt.
(ein Haiku)
Herbst, der Jugend fremd,
drängt er im Alter sich auf,
mahnend und warnend.
Diese Entwicklung verdanken wir in hohem Maße der Bildungspolitik der
Europäischen Union. Die meisten europäischen Länder stehen heute vor der
Herausforderung, alle Arbeitnehmer, auch die potentiellen, auf die
wissensbasierte Wirtschaft vorzubereiten, die auf Flexibilität und
Anpassungsfähigkeit höchsten Wert legt. Die zunehmende Bedeutung des
lebenslangen Lernens wurde sowohl im Bologna-Prozess (1999) als auch im
Lissabon-Prozess (2000) betont. Die Ergebnisse beider Prozesse wurden erstmals
im Maastrich-Kommuniqué verschmolzen, in dem die Notwendigkeit einer
Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung
und die gegenseitige Anerkennung von Qualifikationen ausdrücklich erwähnt
wurden.
Die vom CEDEFOP im April 2007 in Thessaloniki organisierte Agora-Konferenz „Auf
dem Weg zu einem europäischen Berufsbildungsraum“, zu der Entscheidungsträger
aus Politik, Forschung und den beteiligten Sozialverbänden eingeladen waren,
nahm sich des Themas wieder an und legte ihren Schwerpunkt auf drei Bereiche:
1. Der Frage des Zugangs von der beruflichen Erstausbildung zur
Hochschulbildung und damit der Parität zwischen beruflicher und allgemeiner
Bildung.
2. Der Frage, wie in die Hochschulbildung berufliche Qualifikationen integriert
und wie sie dort entwickelt werden sollen.
3. Die Auswirkung von Initiativen wie dem Bologna-Prozess und dem Europäischen
Qualifikationsrahmen (EQR) auf die beiden Bildungsbereiche und schließlich auch
auf den Arbeitsmarkt.
Wegen der offenkundigen sozioökonomischen Bedeutung der diskutierten Themen
wurden die Beiträge zunächst als Entwürfe strukturiert, deren endgültige
Fassung, einschließlich Diskussionsbeiträgen und Schlussfolgerungen daraus,
erst in einer Sonderausgabe der Europäischen Zeitschrift für Berufsbildung des
CEDEFOP irgendwann 2008 veröffentlicht werden sollen.
Gottes Mühlen arbeiten langsam, aber die der EU offenbar noch langsamer.
zum Anfang
27. August 2007
Bis heute sind die Ansichten darüber gespalten, ob die fehlende
Ausbildungsreife die Hauptursache für die Lehrstellenmisere sei, oder ob es
sich bei den Hinweisen darauf nur um einen Gauklertrick handele, um von anderen
Ursachen des gegenwärtigen Lehrstellendefizits abzulenken.
Neu an der Entwicklung ist sicher, dass die Anforderungen in der Arbeitswelt in
den letzten Jahren rapide gestiegen sind. Damit einhergehend wuchsen auch die
Anforderungen in den Ausbildungsberufen und die Ansprüche der Betriebe an das
Leistungsniveau der Bewerber. Deshalb kann es durchaus sein, dass heute jemand
nicht mehr als "ausbildungsreif" gilt, der früher noch ohne Probleme
eine Lehre erfolgreich durchlaufen hätte können. Weitgehender Konsens besteht
andererseits darüber, dass selbst vorhandene Ausbildungsreife heute keine Garantie
mehr für einen Ausbildungsplatz sei und dass umgekehrt auch jemand mit
schlechten Schulnoten durchaus ausbildungsreif sein könne.
Bleibt die Frage offen: Was ist eigentlich Ausbildungsreife? Offensichtlich
ist, dass in der Öffentlichkeit nahezu jeder etwas anderes darunter versteht,
wie das meistens so ist, wenn wissenschaftlich definierte Fachbegriffe in die
Umgangssprache übernommen werden.
Im Alltagssprachgebrauch werden die Wörter Ausbildungsreife,
Ausbildungsfähigkeit, Berufseignung und Ausbildungseignung häufig synonym
verwendet. So klagen viele Betriebe pauschal darüber, dass sie keine
„geeigneten“ Bewerber für die angebotenen Ausbildungsplätze fänden, ohne dass
deutlich würde, weshalb die Jugendlichen „nicht geeignet“ sind. Liegt es an der
mangelnden Ausbildungsreife, an der fehlenden Eignung für den jeweiligen Beruf
oder an den spezifischen Anforderungen des einzelnen Betriebes für den
konkreten Ausbildungsplatz oder an sonstigen, nicht eignungsabhängigen
Vermittlungshemmnissen? Die Gründe genau zu kennen, wäre aber nicht zuletzt
deshalb hilfreich, um entscheiden zu können, woran es mangelt und was
wirtschafts- und bildungspolitisch getan werden müsste, um Probleme bei der
Besetzung von Ausbildungsstellen zu beheben und Jugendliche beim Übergang von
der Schule in den Beruf wirkungsvoll zu unterstützen. Denn wie eine
Unternehmensbefragung des BIBB von 2005/06 zeigt, halten die Arbeitgeber eine
Verbesserung der Ausbildungsreife für eine zentrale Maßnahme, um mehr
Ausbildungsplätze schaffen zu können.
Die wissenschaftliche Diskussion unterscheidet seit Jahren zwischen
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07. August 2007
Was manche Leute so reden, wenn das mediale Sommerloch nach Füllmaterial
schreit. Nicht nur Parteipolitiker, nein, auch Verbandsfunktionäre wollen sich
ihres verbalen Mülls medienwirksam entladen. Immer schön rin in das Sommerloch
damit! Vielleicht bleibt ja doch wenigstens ein Quäntchen davon als
Ablenkungsmasse für eigene Fehler in der öffentlichen Diskussion erhalten. Wo
in Deutschland heute Fachkräfte fehlen, haben das doch nicht die Arbeitnehmer
zu verantworten, sondern die Arbeitgeber und Manager, die sich von der betrieblichen
Berufsausbildung immer mehr zurück gezogen haben. Zwischen 1999 und 2005 sei
die Zahl der Betriebe, die ihren Mitarbeitern Qualifizierungsprogramme bieten,
um sechs Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt dieser Tage
passend zur Forderung des DIHK mit. Das alte Unternehmer-Ethos, wonach
berufliche Aus- und Fortbildung ganz selbstverständlich zum eigenen Auftrag
zählte, hat vielerorts kurzfristigem Gewinnstreben Platz gemacht.
Arbeitnehmer in Deutschland, wenn sie denn ordentlich ausgebildet wurden,
können sich mit Fachkräften aus aller Welt messen. Die weltweit nachgefragten
Exportgüter aus unserem Land werden doch nicht nur von Robotern angefertigt.
Wann und nicht zuletzt wo machen denn die Manager ihre Fortbildung? Oder haben
diese keine mehr nötig? Angesichts so mancher an die Öffentlichkeit gelangten
Fehlleistung habe ich da meine Zweifel.
Von welcher Fortbildung spricht eigentlich der Herr DIHK-Funktionär? Sollte er
die Anpassungsfortbildung meinen, dann wäre seine Forderung an Chuzpe kaum zu
übertreffen. Der überwiegende Teil der Erhaltens- und Anpassungsfortbildung
vollzieht sich seit je in den Betrieben und zwar weitgehend am Arbeitsplatz (on
the job) oder in seiner Nähe (near the job). Dabei werden sowohl Arbeitgeber-
als auch Arbeitnehmerinteressen berücksichtigt. Über- oder außerbetrieblich
erfolgt Anpassungsfortbildung nur so weit, wie grundlegende Inhalte vermittelt
werden sollen, die sich etwa aus neuen Rechtsgrundlagen, grundsätzlichen
organisatorischen oder technologischen Veränderungen ergeben. Wegen der Dynamik
technischer und organisatorischer Prozesse in der Wirtschaft, kann man davon
ausgehen, daß der Bedarf an Erhaltens- und Anpassungsfortbildung immer
kurzfristig auftritt und umgehend durch geeignete betriebliche Bildungsmaßnahmen
befriedigt wird. Die dabei notwendige Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität
sperren sich gegen jegliche Form der überbetrieblichen Regelung. Es ist nicht
Sache der Arbeitnehmer, für die Bewältigung wirtschaftlicher Veränderungen ohne
Gegenleistung einzustehen.
Da ich davon ausgehe, dass der Herr Hauptgeschäftsführer diese Zusammenhänge
sehr wohl kennt, muss ich annehmen, dass seine Bemerkung auf die
Aufstiegsfortbildung zielte. Diese ist seit eh und je finanziell und während
ihrer Freizeit von den aufwärtsstrebenden Arbeitnehmern abgeleistet worden.
Hier haben auch die IHKn und die HWKn über ihre Ordnungsfunktion als
Prüfungsinstanzen immer schon Wertvolles geleistet und nicht zuletzt als
Bildungsträger die Vorbereitungslehrgänge auf die Prüngen vielfach selbst
organisiert.
Wenn in den letzten Jahren die Bemühungen um Fachwirte-, Fachkaufleute- und
Meisterabschlüsse rückläufig waren, so liegt das weniger am Streben der
Arbeitnehmer, sondern viel mehr an den fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten, die
seit den Zeiten des vielgerühmten Lean-Managements entfallen sind. Mich würde
gar nicht wundern, wenn es dem Herrn Verbandsvertreter mit seiner Forderung in
erster Linie darum gegangen wäre, die Lehr(Leer)gangslöcher seiner
Mitgliedskammern wieder zu füllen.
Für diejenigen, die sich mit Erhaltens-, Anpassungs- und Aufstiegsfortbildung
näher vertraut machen wollen, habe ich einen Text zum Herunterladen bereit
gestellt: "Fortbildungsmöglichkeiten".
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11. Juni 2007
Da hatte es der berühmte Esel des Buridan noch vergleichbar gut: Er stand in
einem Dilemma zwischen zwei gleichen Heuhaufen und konnte sich nicht
entscheiden, von welchem er fressen wollte. Er ist elend verhungert.
Die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik haben unser Berufsbildungssystem
mit ihrer Entscheidungs- und Reformträgheit in ein Trilemma rutschen lassen,
aus dem es nicht von selbst wieder heraus finden wird.
Es handelt sich um ein Lückentrilemma, das sich manifestiert in
– einer Lehrstellenlücke,
– einer Qualitätslücke und in
– einer Fachkräftelücke.
Wo die Ausbildungsplatznachfrager bisher zu wenig Ausbildungsplätze vorfanden,
dort werden schon bald ganze Branchen „händeringend“ nach Auszubildenden
suchen. Die gut qualifizierten Jugendlichen aus bürgerlichen
Mittelschichtfamilien finden schon heute den gewünschten Ausbildungsplatz,
haben ihn immer schon gefunden. Den Verlierern des Schulsystems aber werden
sich die frustrierten Ausbildenden zugesellen. Mehr noch, viele Arbeitgeber
werden erleben, wie sich die Sünden der Väter an den Söhnen rächen. Die von den
Arbeitgebern als „nicht ausbildungsreif“ stigmatisierten Jugendlichen, die in
immer üppiger werdenden Warteschleifen auf einen Ausbildungsplatz hoffen,
fehlen schon jetzt als Fachkräfte in den Betrieben. „Wer suchet, der findet!“,
passt in die Bibel, aber nicht in den Handlungs- und Erfahrungshorizont von
Auszubildenden und Ausbildenden. Schon heute ist die Zahl der sogenannten
Altfälle bei Weitem größer als die der Erstbewerber. Was mag in einem
23jährigen vorgehen, der eine Anpassungsmaßnahme nach der anderen durchlaufen
hat und immer noch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt angelangt ist.
In einem Interview mit der GEW-Zeitschrift „Erziehung und Wissenschaft“ vom
Juni 2007 sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit,
Frank-Jürgen Weise: „Man wird deshalb entscheiden müssen, ob die BA
pragmatische Lösungen wie das Übergangssystem weiterführen soll oder ob das ganze
System zu hinterfragen ist.“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Aussitzen wird die
Probleme nicht überwinden, sondern verstärken. Selbst die grauen Haare auf
meinem Kopf können nicht verhindern, dass mir angesichts des Redens und Redens
und Laufenlassens der Zorn des Christenmenschen hochsteigt.
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03. Mai 2007
Wir haben diese Maßnahme damals hier und in foraus.de heftig kritisiert und
viele Ausbilderinnen und Ausbilder haben sich danach meinem Protestbrief an die
Ministerin angeschlossen - ohne Erfolg, wie wir schmerzlich erfahren mussten.
Auch meine Petition an den Bundestag hat zwar einigen Wirbel ausgelöst, aber
schließlich doch keinen Erfolg gebracht.
Zur Zeit evaluiert das BMBF die Maßnahme mit Hilfe einer Befragung u.a. von
Ausbilderinnen und Ausbildern.
Der Hauptausschuss des BIBB bestätigt jetzt eindrucksvoll unsere damaligen
Befürchtungen. In seiner Stellungnahme zum Berufsbildungsbericht der
Bundesregierung konstatiert er:
Nicht nur der erhoffte Zuwachs an Ausbildungsplätzen blieb aus. Wer glaubt denn
daran, dass die ohne Ausbilder-Eignungsprüfung zugelassenen Ausbilderinnen und
Ausbilder sich später doch noch qualifizieren müssen? Niemand! Sie werden
möglicherweise noch Jahrzehnte als Amateure ihres Gewerbes Jugendliche auf eine
immer schwieriger werdende Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten vorgeben.
Die Bundesregierung hat dem Berufsbildungssystem nicht wieder gutzumachenden
Schaden zugefügt.
Einen Auszug aus der Stellungnahme des BIBB-Hauptausschusses zum
Berufsbildungsbericht finden Sie unter "Texte zum Herunterladen".
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27. März 2007
Dieses Ziel soll nun mit einem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF, siehe
weiter unten) sowie einem Europäischen Kreditpunktesystem für die berufliche
Bildung (ECVET) angegangen werde. Im Hochschulbereich ist ein vergleicbares
System mit ECTS bereits etabliert. Als gemeinsamer Rahmen, der beide
Kreditsysteme verbinden soll, ist der EQF gedacht. Seine Aufgabe ist es, eine
auf alle Bildungssysteme in Europa anwendbare gemeinsame Beschreibung von
Qualifikationen zu ermöglichen, ohne ein Bildungssystem zu bevorzugen oder zu
diskreminieren.
Der EQF sieht acht hierarchisch aufgebaute Niveaustufen vor und umfasst sowohl
die berufliche wie auch die Hochschulbildung. Das Neue daran - im Gegensatz zu
der alten Anerkennungsrichtlinie - ist, dass er ausschließlich die Lernergebnisse
betrachtet, nicht Dauer, Ort oder Form der Ausbildung. Die Lernresultate werden
in Form von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen beschrieben. Durch den
EQF werden endlich auch solche Kompetenzen in die Bewertung mit einbezogen, die
jeder Mensch in seiner Biografie informell erwirbt, durch learning by doing
etwa.
Ohne Zweifel läutet der EQF damit einen Paradigmenwechsel ein, weg von einem
zertifizierten hin zu einem kompetenz- bzw. outcome-orientierten Bildungswesen.
Die Kommission empfiehlt in ihrem Entwurf ausdrücklich, dass die
EU-Mitgliedstaaten bis 2009 eigene nationale Qualifikationsrahmen an den EQF
ankoppeln sollen. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Arbeit am NQR
bereits weit fortgeschritten, aber von Misstrauen begleitet. Vor allem die
Gewerkschaften - aber nicht nur diese - befürchten, dass es zu einer Erosion
von Beruf und Beruflichkeit kommen könnte und damit zu noch mehr
Marktabhängigkeit unserer Berufsbildung als bisher.
So ist das mit der Europäischen Union: Recht zu machen jedermann, ist eine
Kunst, die auch sie nicht kann. Sie schon gar nicht.
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05. Januar 2007
Wie viele Betriebe, und vor allem welche, das wirklich waren, ist nie
veröffentlicht worden. Die Qualität der Ausbildung wurde auf dem Altare der
fehlenden Ausbildungsplätze geopfert.
Nach der Rechtsänderung müssen Ausbilderinnen und Ausbilder für
Ausbildungsverhältnisse, die vom 1. August 2003 bis 31. Juli 2008 bestehen oder
eingerichtet werden, den gesonderten Qualifizierungsnachweis nach der
Ausbilder-Eignungsverordnung nicht mehr vorlegen. Prompt ging die Zahl
derjenigen, die die Prüfung dazu ablegten von 59.913 im Jahre 2002 auf 44.066
im Jahre 2005 zurück. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei den
Ausbildungsplätzen ist größer geworden.
Als der geplante Erlass bekannt wurde, habe ich – mit vielen anderen –
versucht, ihn zu verhindern, was schließlich zu einer Eingabe an den Bundestag
führte (siehe unter "Texte zum Herunterladen"). Das hat zwar im
verantwortlichen Ministerium einigen Ärger verursacht, aber keinen Erfolg
gezeitigt.
Die im Mai 2003 beschlossene Rechtsänderung ist auf fünf Jahre befristet. Sie
soll nun im Rahmen einer bundesweiten Betriebsbefragung evaluiert werden. Den
Auftrag dazu hat das BIBB erhalten. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen
folgende drei Fragen:
• Bekanntheit der Maßnahme: Inwieweit ist den Betrieben die Aussetzung der AEVO
bekannt?
• Quantitativer Effekt: Wie viele zusätzliche Ausbildungsbetriebe und
Ausbildungsplätze lassen sich auf die Aussetzung der AEVO zurückführen?
• Qualitativer Effekt: Lassen sich durch den Verzicht auf eine formale
Bescheinigung der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung des Personals
Rückschlüsse auf die Ausbildungsqualität ziehen?
Nach einer ersten Erprobungsphase des Erhebungsinstruments soll die
Haupterhebung im kommenden Frühjahr durchgeführt werden. Die Ergebnisse der
Betriebsbefragung werden voraussichtlich Mitte 2007 vorliegen.
Die Evaluation in Ehren, aber hätte man das Geld dafür nicht schon in eine
Untersuchung der Notwendigkeit der Aussetzung investieren können? Muss der
Schaden erst bewiesen werden, den man hätte vermeiden können?
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25. Dezember 2006
Und haben neuen Muth:
Ein neues Jahr, ein neues Glück!
Die Zeit ist immer gut.
Ja, keine Zeit war jemals schlecht:
In jeder lebet fort
Gefühl für Wahrheit, Ehr' und Recht
Und für ein freies Wort.
Jahr für Jahr werden um die Zeit der Ausbildungsplatzsuche und -vergabe die
Klagen der Arbeitgeber und ihrer Verbände über die unzureichenden Kenntnisse
der Ausbildungsplatz-Bewerber, vor allem in Rechnen und Rechtschreibung
gebetsmühlenartig über die Medien verbreitet. Schuld sind demnach vor allem die
Schulen und natürlich die Eltern. Nicht ausbildungsfähige Jugendliche kann man
doch unmöglich als Auszubildende einstellen - richtig gebrüllt, Löwe! So
schnell löst sich dann das Promblem der fehlenden Ausbildungsplätze.
Vor langer Zeit, als Auszubildende noch knapp waren, fanden die alle einen
Ausbildungsplatz, kaum zu glauben! Hatten damals die Schulabgänger keine
Defizite? Ich kann's nicht glauben! Der vom antiken Autor Terenz stammende und
bei uns längst zum Sprichwort mutierte Satz von den Zweien, die nicht dasselbe
bewirken, wenn sie dasselbe tun, kommt mir regelmäßig in den Sinn, wenn ich die
von Autoren der Bildungsgesellschaft des DIHK erstellten überregionalen
Aufgaben für den schriftlichen Teil der Ausbilder-Eignungsprüfung in die Hand bekomme.
Wenn deren Autoren ausgebildete Ausbilder sind - und davon gehe ich aus, dann
kann ich Herrn Terenz nicht widersprechen.
Um nicht als jemand da zu stehen, der mit einem Rundumschlag alle und jeden
treffen will, nehme ich den hier in Nürnberg zuletzt vorgelegten Aufgabensatz
PA 16-116 als Beispiel.
Zunächst das Positive: Der Aufgabensatz umfasste inhaltlich alle
Handlungsfelder der Ausbilder-Eignungsverordnung, was bisher keineswegs immer
so war.
Formal zeigte sich jedoch eine ganze Reihe, zum Teil irreführender Fehler.
1. Auf der Lösungsschablone fehlte die Aufgabe 61.
2. Für Aufgabe 39 waren in der Aufgabenstellung zwei Lösungen als richtig
angegeben, auf dem Korrektublatt dagegen nur eine.
4. Die Aufgabenstellung für die Ausgangssituation zu den Aufgaben 17 bis 21 war
äußerst verwirrend. Im einführenden Aufgabentext werden die Prüflinge
aufgefordert, sich zu entscheiden, “welche der nachfolgenden ‘Gedanken’ ...
richtig bzw. sinnvoll sind”. In den Antwortalternativen werden aber
“Aktivitäten” und “Absichten” gegenüber gestellt. Auf den Lösungsblättern der
Prüflinge waren denn auch an dieser Stelle auffallend viele Korrekturen zu
finden.
5. Im Rahmen der Ausgangssituation zu den Aufgaben 45 bis 50 waren die
Satzanfänge zu den Lösungsalternativen bei fünf Aufgaben unterstrichen, bei der
sechsten dagegen nicht.
6. In der Aufgabe 16 war die semantische Differenzierung zwischen lehren und
lernen nicht beachtet worden.
7. Wieder einmal ist die Zahl der formal-sprachlichen Fehler erheblich.
Aus Antworten auf frühere Anmerkungen weiß ich, dass diese Tatsache den
Verantwortlichen nur in so fern Sorge macht, als sich daraus Sinnentstellungen
ergeben könnten. Ich sehe das anders. Für mich gilt die alte Pädagogenregel
“Schlampige Lehrer bewirken schlampige Schüler” auch für Prüfungsaufgaben. Ich
meine damit ausdrücklich nicht deutlich erkennbare Druckfehler wie “anlagen”
statt “anlegen”. Sondern: Da steht in einer Aufzählung ein Nebensatz, zu dem
jetzt der Hauptsatz fehlt. Da steht die Verneinung an der falschen Stelle, da
werden Präpositionen falsch verwendet, Adverbien und Verben werden bunt
gemischt, im Gliedsatz fehlt das finale Verb, es wird falsch dekliniert und
falsch konjugiert, die Satzanfänge werden einmal groß und dann wieder klein
geschrieben, so als wäre die deutsche Sprache eine Schlamperkiste, aus der
jeder das heraus nehmen kann, was ihm gerade gefällt.
Da frage ich mich doch, hat denn die “Organisation zur Förderung der
IHK-Weiterbildung mbH” keinen Lektor für die Aufgabentexte – oder schließt der
Haftungsausschluss des “mbH” auch die Verantwortung für die sprachliche
Formulierung der Texte mit aus?
Liebe Leser, Sie mögen all das für kleinkariert halten, aber mein pädagogischer
Eros ist nicht klein zu kriegen und ich mache auch nicht den Versuch dahin gehend.
Wer sich mit einem derart viel versprechenden Beinamen (Förderung der
IHK-Weiterbildung) schmückt, müsste sich auch seiner Vorbildfunktion bewusst
sein.
Und zum Schluss, meine Damen und Herren, werden Sie hoffentlich auch meinen
Ärger verstehen über das jährlich wiederkehrende Lamentieren in den Medien über
die Defizite der Ausbildungsplatz-Bewerber.
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2. Juli 2006
Beurteilungen und Bewertungen von Leistungen und Leistungsverhalten sind
untrennbar mit der betrieblichen Ausbildung und deren Zielen verbunden. Bereits
bei der Auswahl und Einstellung von Auszubildenden ist es von großer Bedeutung,
nicht nur die Eignung, sondern auch die Neigung eines Bewerbers für den
jeweiligen Ausbildungsberuf möglichst genau zu erfassen, gründlich zu
beurteilen und angemessen zu bewerten. Fehlentscheidungen in diesem Verfahren
werden nicht nur den Betrieb, sondern auch den Auszubildenden und
möglicherweise den Ausbildungsmarkt belasten. Man denke nur an die Bedeutung
der Ausbildungsabbrüche.
Die Personalbeurteilung ist heute unter Personalleuten, Ausbildern und
Führungskräften kaum noch umstritten, auch Gewerkschafter stimmen ihr
grundsätzlich zu. Die Gemeinsamkeit gilt jedoch nicht für alle Formen der
Durchführung und Inhalte der Beurteilung. Insbesondere die
Verhaltensbeurteilung ist umstritten. So strittig sie jedoch für die
erwachsenen Mitarbeiter auch sein mag, für die Auszubildenden ist auch sie
zwingend erforderlich und zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben. Wie sollten
die Verantwortlichen sonst die Einhaltung ihres Ausbildungsplanes und den
Erfolg oder Misserfolg ihrer Ausbildungs- und Erziehungsmaßnahmen überhaupt
feststellen? Das Ausbildungsergebnis kann sich nur im Verhalten zeigen und muss
damit auch über dieses beurteilt werden.
Für detailliertere Informationen öffnen Sie bitte unter Texte zum Herunterladen
die Titel:
»Beurteilung von Auszubildenden» und »Beurteilungsgespräche mit
Auszubildenden»
zum Anfang
11. Juni 2006
Mit dieser lakonischen Feststellung sollen in früheren Zeiten die Herren
Stabsgefreiten in der Kleiderkammer den neuen Rekruten ihre Uniformteile
angepasst haben. Ähnlich lakonisch klang die Begründung der damaligen
Bundesregierung, als sie am 1. März 1997 mit der Novellierung des JarbSchG den
volljährigen Auszubildenden die Anrechnung von Berufsschulzeiten auf die
betriebliche Ausbildungszeit deftig reduzierte:
„Ziel der Aufhebung des § 9 Abs. 4 JArbSchG ist es, erwachsene Auszubildende
außerhalb der Berufsschulzeit intensiver als bisher in den Betrieb zu
integrieren, hierdurch die betriebliche Ausbildung zu intensivieren und die
Bereitschaft der Betriebe, insbesondere des Handwerks, zu erhöhen,
Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.“
Das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) gilt nur für junge Menschen unter 18
Jahren, gleich, ob sie als Auszubildende oder als Arbeitnehmer beschäftigt
werden (§ 1 Abs. 1 JArbSchG). Die bis zum 28. Februar 1997 geltende Ausnahme,
nach der die Regelungen des § 9 Abs. 1 bis 3 JArbSchG für jugendliche
Berufsschüler auch auf volljährige Auszubildende anzuwenden waren (§ 9 Abs. 4
JArbSchG) mit der Folge, dass auch diese u. a. nur an einem von zwei
Berufsschultagen in der Woche nach dem Berufsschulunterricht im Betrieb beschäftigt
werden durften, wurde im Zuge der beabsichtigten Korrektur vermutlich
ausbildungshemmender Vorschriften aufgehoben, „weil die Gleichbehandlung
erwachsener Auszubildender mit Jugendlichen aus Gründen des Gesundheitsschutzes
nicht mehr als gerechtfertigt angesehen wurde.“ (vgl. Bundestagsdrucksache
13/5494 S. 9).
Seit der Abschaffung des §9 Abs 4 JarbSchG fehlt es an einer Anrechnungsregel
für die volljährigen Auszubildenden, so dass die Summe der Berufsschulzeiten
und der betrieblichen Ausbildungszeiten in der Kalenderwoche für diese Gruppe
sogar größer sein kann als die regelmäßige tarifliche wöchentliche Arbeitszeit.
Dem Fetisch „Schaffung von Ausbildungsplätzen“ wurden bisher schon viele Opfer
gebracht. Ob sie erhört wurden, mögen meine Leser jeder für sich selbst
beurteilen.
Für detailliertere Informationen öffnen Sie bitte unter Texte zum Herunterladen
den Titel:
»Freistellung volljähriger Auszubildenden für die Berufsschule»
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29. April 2006
Das Berufsbildungssystem der Bundesrepublik Deutschland wird hierzulande von
Politikern und anderen, nicht selten selbst ernannten Experten gerne als
Vorbild für alle Welt eingestuft. Das erinnert ein wenig an Wilhelm des Zweiten
(Das war der mit dem hochgezwirbelten Schnurrbart) Hybris: "Am deutschen
Wesen soll die Welt genesen!"
Wahrscheinlich wissen die meisten der wohlfeilen Claqueure unseres dualen
Systems nur wenig oder garnichts darüber, wie andere Staaten ihre Berufsbildung
organisieren. Diese terra incognita auf der Bildungslandkarte füllen die
Kurzanalysen aus, die das bibb dazu erarbeitet hat. Sie informieren
überblickartig, aber durchaus qualifiziert, über Die Berufsbildungssysteme der
meisten europäischen und einiger außereuropäischer Länder. Für jedes
vorgestellte Land werden sowohl außerschulische als auch schulische
Bildungsmöglichkeiten dargestellt. Die Länderanalysen stellen einerseits die
Besonderheiten des jeweiligen Systems heraus und zeigen andererseits die im
beschriebenen Staat üblichen Wege,einen Berufsabschluss zu erlangen. Zusätzlich
werden die gesetzlichen Grundlagen und die an der Bildung beteiligten
Institutionen vorgestellt.
Für den interessierten Bundesbürger lassen die Übersichten erkennen, wie sehr
unterschiedlich die nationalen Strukturen sind und dass die vollzeitschulische
Variante der Berufsausbildung bei weitem überwiegt. So darf es uns nicht
wundern, dass die Bemühungen der Europäischen Kommission zur Vereinheitlichung
der beruflichen Bildung sich eher an solchen Strukturen orientieren als am
dualen System der Bundesrepublik Deutschland. Diese Tendenz kann auch der von
der Kommission vorgelegte Entwurf zum Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) zur
Bewertung beruflicher Kompetenzen nicht verbergen.
Sie finden die Länderberichte unter www.bibb.de, Rubrik Wissenslandkarte,
Internationales, Kooperationen.
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09. April 2006
"Der Worte sind genug gewechselt,
Lasst mich auch endlich Taten sehn;
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn."
- Faust I, Vers 214 ff.
Nach einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
vom 07.04.2006 will Frau Schavan mit neuen Strukturen in der Aus- und
Weiterbildung den Arbeitsmarkt in Deutschland nachhaltig positiv gestalten.
"Mit einer neuen Kultur der Ausbildung werden wir in Deutschland die
Zukunft der Beschäftigung sichern", sagte sie in Berlin. Lobenswert, sehr
lobenswert. Endlich kommt da mal einer auf die Idee!
Als Instrument zur Erreichung dieses beachtenswerten Vorsatzes soll ein von ihr
berufener "Innovationskreis für berufliche Bildung" herhalten. Welch
ein großartiger und umwerfender Gedanke! Ein Gremium zur Lösung eines Problems,
das gab es doch noch nie! Und dass dieser Innovationskreis, wie die Ministerin
sagt, "die Denkfabrik für die Weiterentwicklung des Flaggschiffs unseres
Bildungssystems" sein wird, kann man erst richtig verstehen, wenn man
dessen Zusammensetzung erfährt: hochrangige Repräsentanten aus Unternehmen,
Wissenschaft, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Ländern! Wenn das nicht
der neue Besen ist, auf den wir alle gewartet haben! Der wird den
Hauptausschuss des bibb spurlos hinweg fegen, denn wahrlich: "Der Worte
sind genug gewechselt." Die Bereitschaft zur Kooperation in der
beruflichen Bildung sei ein gutes Zeichen für eine neue Verbindlichkeit, meinte
die Ministerin. "Wir brauchen Ergebnisse, die unsere jungen Menschen auch
konkret in Arbeit bringen", sagt sie auch. Glaubt denn die Ministerin
wirklich, dass die "Heilige Allianz" der Vier: Wirtschaftsverbände,
Gewerkschaften, Bund und Länder zu durchgreifenden Reformen in der beruflichen
Bildung, zur Gestaltung des wirtschaftlichen Strukturwandels auf dem
Ausbildungsmarkt , zur Einbettung der dualen Ausbildung in die europäische
Bildungslandschaft, sowie zur besseren Verzahnung zwischen Schulen und
Unternehmen überhaupt fähig und willens ist?
Wenn das so wäre, warum ist es nicht längst geschehen? Gelegenheit dazu hat es
doch genug gegeben.
Sollte jedoch der bisherige Anschein nicht trügen, werden sich die Mitglieder
dieses Gremiums weiterhin die jeweiligen Positionen plakatartig entgegen
halten. Konzeptionelle, reflektierende und methodische Annäherungen an die neue
Ausgestaltung des Bildungssystems ist von ihnen nach der bisherigen Erfahrung
nicht zu erwarten.
Ich habe mit Goethe begonnen; ich will auch mit ihm enden:
"Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
- Faust I , Vers 765
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20. März 2006
Dieser Rahmen ist ein Vorschlag der Europäische Kommission zur Fortschreibung
des sogenannten Kopenhagen-Prozesses zur Entwicklung eines Europäischen
Qualifikationsrahmens. Mit seiner Hilfe soll über eine Outcome-Orientierung die
Transparenz von Qualifikationsniveaus verbessert und auf diesem Weg die
Mobilität der Arbeitskräfte in der Europäischen Union gefördert werden. Im Juli
2005 nannte der zuständige Kommissar Jan Figel bei der Vorstellung des EQR zwei
Hauptmerkmale:
• Der EQR ist ein gemeinsamer und neutraler Bezugsrahmen, der alle
Bildungsabschlüsse einer einheitlichen Systematik von Niveaustufen zuordnen
lässt.
• Der EQR orientiert sich ausschließlich an Lernergebnissen.
Der europäische Qualifikationsrahmen ist aber auch ein Instrument, das die
Bildungssysteme und die vermittelten Kompetenzen transparenter machen und die
Durchlässigkeit zwischen unterschiedlichen Bildungswegen und –systemen fördern
soll.
Auf einer Konferenz in Glasgow haben bereits im September 2005
Berufsbildungsfachleute aus der EU Vorschläge und Anregungen zum EQR
eingebracht, die im Internet unter
http://europa.eu.int/comm/education/policies/2010/glasgow/report.pdf abzurufen
sind.
Tragendes Prinzip des EQF ist die ausschließliche Orientierung an
Lernergebnissen ("learning outcomes"). Diese sind die im Rahmen eines
Bildungsganges oder auf informellem Wege erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten
und Fähigkeiten ("knowledge, skills and competences").
Ausbildungsdauer, Ausbildungsort (Schule, Betrieb, Hochschule,
Bildungseinrichtung) und Ausbildungsform (duale Ausbildung, Lernen am
Arbeitsplatz, Studium etc.) spielen explizit keine Rolle.
Die bisherige Berufsbildungspolitik der EU empfiehlt zwar hier und da die
weitere Entwicklung arbeitsplatz- und betriebsnaher Berufsbildungssysteme,
orientiert sich aber deutlich an den schulischen Systemen der meisten
Mitgliedsländer. Während Spanien und England z.B. bereits über einen nationalen
Qualifikationsrahmen verfügen, hat Deutschland erst vor dem Hintergrund der
Beratung über den Europäischen Qualifikationsrahmen damit begonnen, einen
nationalen Rahmen zu entwickeln. EQR und das duale System der Bundesrepublik
sind eben nur schwer unter einen Hut zu bringen. Vor allem die Orientierung am
Berufsprinzip und an der Kooperation von Staat und Sozialpartnern erschweren
die Integration unseres Systems in EU-Vorstellungen und Pläne.
Am 31. Dezember 2005 endete das europaweite Konsultationsverfahren zum Entwurf.
Unter anderen haben auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft eine
grundlegende Stellungnahme zum Entwurf abgegeben. Dabei weisen sie darauf hin,
dass das Gelingen eines EQF in Europa entscheidend von seiner Ausrichtung am
Bedarf der Wirtschaft und am Nutzen für die Unternehmen abhängt. Non putassem!
Hat da jemand etwas falsch verstanden? Die EU ist doch mehr als die einstige
EWG – oder doch nicht? Sonst würden sich aber die Briten freuen und die Polen
und vielleicht noch einige andere.
Sollt ich mich hier wirklich so geirrt haben? Ich dachte, dass vor allem die
Arbeitnehmer von einem Qualifikationsrahmen profitieren sollten: mehr
Freizügigkeit, mehr employability, mehr Chancengleichheit, mehr
Beschäftigungschancen. So irrt der Mensch, wenn er lange genug lebt.
Auch der Hauptausschuss des BIBB hat eine Stellungnahme zum Vorschlag
abgegeben. Einleitend wird dort betont: „Der Hauptausschuss des Bundesinstituts
für Berufsbildung begrüßt die Entwicklung eines Europäischen
Qualifikationsrahmens, der als übergreifendes Transparenz-, Vergleichs- und
Übersetzungsinstrument nicht nur die Mobilität zwischen den Bildungssystemen,
sondern auch die berufliche Mobilität im Europäischen Arbeitsmarkt fördert.“
Das hört sich doch schon etwas anders an. Aus der Sicht des Hauptausschusses
ermöglicht eine derartige Ausrichtung des geplanten Qualifikationsrahmens auch
die Möglichkeit, auf nationaler Ebene die Durchlässigkeit zwischen der
beruflichen Bildung und der Schul- und Hochschulbildung zu befördern. „Unter
diesen Bedingungen spricht sich der Hauptausschuss dafür aus, einen
bildungsbereichsübergreifenden nationalen Qualifikationsrahmen für die BRD zu
entwickeln.“
Obwohl die EU-Verwaltung keine systempolitische Zuständigkeit für den
Bildungsbereich hat, ist mit dem EQF ein grundlegendes und bedeutsames
Reformwerk auf den Weg gebracht, das mittelbar auch Folgen für die nationalen
Bildungssysteme haben wird. Da wird man gespannt sein dürfen, wie viel von
unserem beruflichen Bildungssystem danach übrig bleiben wird. Die erwähnten
Stellungnahmen und die anderer Institutionen (BMBF und KMK, DGB, IG-Metall,
GEW) sind unter den einschlägigen Internetanschriften (siehe Links!)
nachzulesen.
Inzwischen hat das Bundesinstitut für Berufsbildung Vertreter von 16
Berufsbildungsinstitutionen aus verschiedenen europäischen Staaten am 20. und
21. März 2006 nach Bonn eingeladen. Das "Partnerschaftstreffen" soll
vornehmlich dem Austausch von Erfahrungen über die Entwicklung eines European
Qualifications Framework (EQF) zur Bewertung beruflicher Kompetenzen dienen,
bietet aber darüber hinaus auch Gelegenheit, neue Kontakte zu kn%uuml;pfen und künftige
Kooperationsfelder zu identifizieren.
der die Botschaft hört, seine Schafe allein lässt
und neugierig los rennt, das Kind zu sehen,
oder derjenige, der die Botschaft hört und
trotzdem bei seinen Schafen bleibt,
falls der Wolf kommt?
Verantwortungsbewusstsein, auch für andere,
gehört zu den Schlüsselqualifikationen,
meinen die Berufspädagogen.
Na, denn:
Mögen Ihnen im neuen Jahr
alle Entscheidungen leicht fallen
und mögen Sie immer
die richtigen treffen!
Dazu noch Glück, Gesundheit und alles Gute
wünsche ich Ihnen für das Jahr 2006.
Nach der Bundesagentur für Arbeit wurden in diesem Jahr bis zum Stichtag
bundesweit 10,9% weniger Ausbildungsplätze als 2004 gemeldet, aber auch 1,9%
weniger Bewerber. Dass die Lücke im Osten der BRD größer ist als im Westen,
überrascht niemanden mehr. Die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber lag im
August um 7,9% über dem Vorjahresniveau. Das sagt die Bundesagentur. Aber das
ist doch noch nicht alles und schon gar nicht das letzte Wort. Da fehlt doch
noch was! Richtig, es fehlt der statistische Widerspruch, ohne den das Spiel
nicht läuft, siehe hier unter 13. August 2005 und die Glaubwürdigkeit der
Statistik. So weist denn auch jetzt der DIHK darauf hin, dass die Zahl der bis
Ende Juli eingetragenen neuen Ausbildungsverträge um 1,4% über dem
entsprechenden Vorjahreswert liegt. Das aber soll nach Meinung des DIHK kein
Widerspruch sein zur Aussage der BA. Und das wiederum erinnert mich an Marie
von Ebner-Eschenbach:
"Die Leute, denen man nie widerspricht, sind entweder die, welche man am
meisten liebt, oder die, welche man am geringsten achtet." (Aphorismen)
Nun raten Sie mal, für wen was gilt!
Hugh, ich habe gesprochen!
Treue Begleiter mir einst, Schritt für Schritt,
Sehnsucht und Hoffnung, die gingen stets mit.
Ihr holprigen Wege, worin lag euer Sinn,
alle meine Jahre, wo seid ihr hin?
Nun ist also auch diese Hürde genommen, die 75 sind übersprungen, die alten
Freuden sind geblieben, die alten Schmerzen auch. Die Welt hat sich nicht
verändert, ich auch nicht? Doch, sicher, das Älterwerden bringt einige neue,
vielleicht letzte Freiheiten mit sich, wenn auch nicht plötzlich und nur weil
man gerade mal so 75 geworden ist. Man braucht nicht mehr jung zu sein, nicht
mehr tüchtig, nicht mehr erfolgreich, nicht mehr leistungsfähig, nicht mehr
anerkannt, nicht mehr entscheidungskräftig, nicht mehr willensstark, nicht mehr
gesund, nicht mehr adrett, nicht mehr haupterhobens usw. usw. ad aeternam.
Wenn jemand aber glauben sollte, dass mir das gefiele, dann irrt er sich
gewaltig. Die Liste enthält genau das alles, was mir fehlt, amen!
So fließt die Zeit dahin, ich schwimme mit, mal recht, mal schlecht. Die
Kondition lässt nach und zögernd frage ich mich: "Wie lange noch?"
So lange meine liebe Frau und die Kinder mich noch begleiten, kann ich das
unabwendbare Ende allerdings geduldig abwarten.
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13. August 2005
Die Statistik als angewandte Disziplin der Mathematik dient zwar grundsätzlich
der genauen Erfassung von Daten, um auf deren Basis verlässliche Aussagen zu
treffen oder Prognosen abzugeben. Doch tatsächlich sind dem Missbrauch und der
Manipulation Tür und Tor geöffnet, so dass gegenüber der Beweiskraft solcher
scheinbar objektiver Zahlen Skepsis immer angebracht erscheint. Das Misstrauen
gilt in besonderem Maße gegenüber den Zahlen, die uns die
Ausbildungsplatz-Statistik liefert. Zur Beurteilung der Ausbildungsplatz-Lücke
liefern die Datenquellen (BIBB, IAB, DIHK u.a.) eher verwirrende als erhellende
Zahlen. Doch egal, auf welche Statistik man blickt, eines haben alle gemeinsam:
Die Zahlen sind durchwegs erschütternd. So zeugt es geradezu von Hilflosigkeit,
wenn das BIBB feststellt, die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen werde seit
Jahren stark unterschätzt. Danach verschwänden mehr als 100.000
Lehrstellensuchende aus der Statistik, weil sie in berufsvorbereitende
Maßnahmen, in schulische Bildungsgänge oder in Jobs für Ungelernte auswichen
und damit aus der Statistik für noch nicht vermittelte Bewerber herausfielen,
selbst dann, wenn sie weiterhin intensiv nach einem Ausbildungsplatz suchten.
Das bedeutet aber konkret, dass diese Jugendlichen dann nicht mehr zur
Zielgruppe der Aktionen zur Nachvermittlung nach dem Ausbildungspakt gehören.
So entstehen Warteschleifen, die helfen, die Nachfragestatistik zu schönen.
Aber auch auf der Angebotsseite gibt es einen statistisch nicht erfassten Teil,
ein latentes Angebot an Ausbildungsplätzen, das rasch aktiviert werden könnte,
wenn den Unternehmen bessere Rahmenbedingungen geboten würden. Über die Dunkelziffern
in Angebot und Nachfrage zu forschen, wäre eine nützliche Aufgabe für
Statistiker - aber wer gibt dafür den Auftrag und übernimmt die Kosten? Ganz
sicher nicht die, die sich vor den Ergebnissen fürchten.
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03. August 2005
Derzeit fehlen in Deutschland fast 170.000 Lehrstellen. Um diese Lücke zu
schließen, fordert der DIHK-Chef Ludwig Georg Braun flexible
Ausbildungsvergütungen. Er schlug das Modell «Drei für zwei» vor: Das Modell
sieht vor, die Vergütung für zwei Ausbildungsplätze auf drei Lehrlinge
aufzuteilen, wenn ein zusätzlicher Ausbildungsplatz bereitgestellt werde.
Bereits am Wochenende hatte Braun die Senkung der Lehrlingsgehälter auf 270
Euro gefordert. Und das, obwohl schon viele Unternehmen bei so manchen
Ausbildungsberufen mehr verdienen als sie hineinstecken.
Wer die Jugendlichen aus den Betrieben in die Schulen vertreiben will, ist mit
solchen Forderungen auf dem richtigen Weg dahin. Will Präsident Braun die
Ausbildungsplatzlücke damit schließen, dass er die potentiellen Auszubildenden
vergrault? Oder will er eine Art "Ausbildung light" einführen?
Niemand kann gewährleisten, dass mit der Reduzierung der Ausbildungsvergütung
eine nennenswerte Zahl von Ausbildungsplätzen geschaffen werden würde.
Versprechungen hat es bisher ja nun wirklich schon genügend gegeben,
eingehalten wurden sie alle nicht. Den Nachteil tragen schon heute die
Jugendlichen und ich fürchte in Zukunft auch die Betriebe.
"Das duale System würde an Attraktivität verlieren", gibt jedenfalls
der Hauptgeschäfstführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Gerd Lutz, zu bedenken.
"Die leistungsstärkeren Bewerber würden nicht mehr den Weg in das Handwerk
finden."
Auch die Bereitschaft, sich an anderen Orten zu bewerben, würde drastisch
sinken: "Wenn man sich die hohen Benzinpreise und die gestiegenen Preise
im öffentlichen Personennahverkehr anschaut, dann könnten die Auszubildenden
mit derart geringem Einkommen ihre Mobilität nicht mehr finanzieren." Schon
jetzt haben viele Auszubildende einen Nebenjob und andere können sich keine
Unterkunft am Ausbildungsort mehr leisten. Eine Kürzung der Vergütungen würde
die regionale Mobilität der jungen Leute drastisch einschränken, und damit die
Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschärfen.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat L.G. Braun eben so
deutlich widersprochen und sich gegen eine generelle Kürzung der
Ausbildungsvergütung ausgesprochen. Es könne zwar sein, «dass es im
industriellen Mittelstand helfen würde», sagte Verbandssprecher Alexander
Legowski am 1. August 2005 im ZDF. Einige Branchen müssten aber mit höheren
Vergütungen werben, um überhaupt Auszubildende zu bekommen.
Es wundert wohl niemand, dass Brauns Vorschlag bei den Gewerkschaften heftige
Ablehnung hervorgerufen hat. Das sei eine «Schnapsidee» und ein «absurdes Stück
Sommer-Theater», sagte DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer im Interview mit
der Netzeitung.
Und es muss wohl auch der Scheinwelt der Bühne zugerechnet werden, wenn die Arbeitgeberseite
auch noch am Lack des Jugendarbeitsschutzgesetzes kratzt. Ich frage mich, wer
von den Herren, die das für anderer Leute Kinder fordern, die eigene
minderjährige Tochter nachts nach 22 Uhr in einem Restaurant arbeiten ließe,
nur weil dann dort erst der Rubel rollt.
Mir fällt zu Alldem ein Spontispruch der Achtundsechziger ein:
Vielleicht war die deutsche duale Ausbildung in Betrieb und Schule einstmals
ein Erfolgsmodell gewesen, heute jedoch steht sie international im Abseits, zum
Schaden unserer Unternehmen und erst recht unserer Auszubildender.
Als vor einer Woche anlässlich einer Tagung zum Thema "Ausbildung in
Bayern - Ausbildung in Europa" der bayerischen Arbeitgeber einer der
nahezu 200 Teilnehmer anregte, die Theorieprüfung bei der Kammer abzuschaffen
und statt dessen das Berufsschulzeugnis aufzuwerten, erhielt er stürmischen
Applaus. Ist ein Schuft, wer darin ein Bekenntnis zur rein schulischen
Ausbildung sehen will?
Ob die Vorstellung von Berufen und Beruflichkeit im Zeitalter von Kompetenzen
und Profilen noch zeitgemäß sind, fragten sich auch die Teilnehmer am
diesjährigen "Kontaktseminar deutschsprachiger Institute der
Berufsbildungsforschung", zu dem das IAB in Nürnberg eingeladen hatte.
Auffallend waren die disziplinären Unterschiede bei der Definition von
"Beruf" oder "Berufskonzept" zwischen Berufspädagogen,
Soziologen und Arbeitswissenschaftlern.
Insgesamt wurde jedoch eine "Stabilität von Beruflichkeit"
festgehalten. Popularistische Krisenprognosen seien nur auf einzelne Elemente
von Beruflichkeit bezogen und vernachlässigten insbesondere die dauerhaften
Funktionen von Beruflichkeit. Eine Alternative zum Berufskonzept sei noch nicht
in Sicht.
Am Ende der Tagung wurde festgehalten, dass das Berufskonzept zwar intuitiv
einfach erscheine, aber inhaltlich sehr schwer zu erfassen sei. Deshalb mussten
wohl auch viele Fragen offen bleiben oder konnten nur in Ansätzen diskutiert
werden, z.B. Was macht eigentlich den Beruf aus? Wo liegen Unterschiede zu
anderen Konzepten wie "Kompetenz" oder "Employability"?
Detailliertere Informationen finden Sie unter www.iab.de/iab/veranstaltungen
Wieder, wie schon seit zwei Jahrzehnten und mehr, ist die Lage auf dem
Ausbildungsmarkt trostlos, sind viele Schulabgänger ratlos und die
Verantwortlichen hilflos. Das Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen wird
den Bedarf wieder einmal nicht decken können. Obwohl die Zahl der Bewerber
gegenüber dem Vorjahr insgesamt etwas sinkt, klafft die Schere zwischen Angebot
und Nachfrage immer weiter auseinander. Das bekommen immer deutlicher die
Schulen zu spüren. Dort tummelt sich eine steigende Zahl von
"Altbewerbern" in so genannten Warteschleifen und bemüht sich, ihre
Ausbildungschancen mit dem Erwerb höherer Abschlüsse zu verbessern.
Gleichzeitig müssen aber auch Realschüler und Abiturienten erfahren, dass ihre
Aussichten beim Berufsstart schlechter werden. Selbst unter den noch nicht
vermittelten Bewerbern hat fast die Hälfte Mittlere Reife oder Abitur. Der
Verdrängungswettbewerb schlägt auch hier voll durch.
Der Mangel an Ausbildungsplätzen zieht sich quer durch alle Berufsgruppen und
ist bei den am meisten nachgefragten Ausbildungsberufen, besonders im Waren-
und Dienstleistungsbereich sowie bei Organisations-, Verwaltungs- und
Büroberufen am deutlichsten ausgeprägt. Beim bundesweiten "Tag des
Ausbildungsplatzes" am 30. Mai warben die Arbeitsagenturen in 46.855
Betrieben 14.466 zusätzliche Ausbildungsplätze ein. Ein "optimistisches
Signal", wie Heinrich Alt, der Vizechef der Bundesagentur für Arbeit
meint. Gleichzeitig aber vermeldet die Bundesagentur bisher 370.000
Ausbildungsplätze, das sind immerhin zehn Prozent weniger als im Vorjahr und
reicht nicht aus, den Engpass zu überwinden. Vielleicht schaffen das die rund
800 Akquisiteure, die bundesweit im Auftrag der Kammern unterwegs sind, um neue
Ausbildungsplätze und Plätze für EQJ's (Einstiegsqualifizierung für Jugendliche
nach dem neuen BBiG) zu sammeln. Mancher Ausblider wird sich noch an das
Kommando erinnern: "Auf der Stelle treten, marsch"! Fazit: Viel
Bewegung, wenig Fortschritt.
Sollte diesem Eindruck entgegen gearbeitet werden, dann ist es höchste Zeit,
den Begriff semantisch zu definieren, zu präzisieren und in seinem
Verwendungszusammenhang kritisch zu reflektieren. Wenn wir dem Begriff ein
brauchbares und stabiles Fundament geben wollen, müssen wir den Chimborazzo der
Rhetorik verlassen und uns in die Niederungen der täglichen pädagogischen
Feinarbeit begeben, Karrnerarbeit leisten. Vor allem aber müssen wir uns für
die begriffliche Differenzierung von Sozialkompetenz von der Vorstellung
verabschieden, dass es „richtige“ oder „falsche“ Sozialkompetenz gibt, aber
auch von dem Aberglauben, dass ein Anspruch auf Allgemeingültigkeit für eine
bestimmte Definition gegenüber allen anderen erhoben werden könne.
Ein anerkanntes, etabliertes, theoretisch schlüssig abgeleitetes und empirisch
überprüftes Strukturkonzept für die Sozialkompetenz gibt es bisher nicht. Die
Literatur enthüllt denn auch eher eine verwirrende Vielfalt an vagen
Andeutungen und unstrukturierten Inhaltsumschreibungen als präzise
Bedeutungsfestlegungen. Synonyme (unterschiedliche Bezeichnungen für den
gleichen Sachverhalt) und Homonyme (gleicher Begriff für unterschiedliche
Sachverhalte) reichen sich unter den Definitionen einträglich die Hand. Wörter
werden einmal als Oberbegriffe, dann als Unterbegriffe verwendet, Argumentationsketten
werden entworfen und an anderer Stelle verworfen. Es scheint so, als habe jeder
Autor seine eigene Definition – und für Ausbilderinnen und Ausbilder gilt das
wohl auch. Dieter Euler schreibt schon 1997: „Im Gesamtbild entsteht der
Eindruck, ‚Sozialkompetenz’ diente als Schublade für die Sammlung all jener
Fähigkeiten, die im ‚sozialen Umgang miteinander’ als erstrebenswert bewertet
oder gar für unverzichtbar gehalten werden.“
Einigkeit in den Definitionen scheint zumindest darin zu bestehen, dass es sich
bei der Sozialkompetenz nicht um einen primären und deutlich abgegrenzten
Lerninhalt handelt, der mit Hilfe geeigneter didaktisch-methodischer Mittel
unmittelbar den Lernenden zu vermitteln ist. Sozialkompetenz als
Globalkonstrukt setzt sich vielmehr aus deutlich differenzierbaren
Einzelfertigkeiten, Kenntnissen und Einstellungen zusammen, die sich teilweise
überschneiden oder ergänzen, teilweise aber auch widersprechen. Deshalb wage
ich die These:
Vom Gelingen dieses Prozesses wird die Einbindung des Lernenden in den Berufs-,
Tätigkeits- und Entwicklungsbereich während seines gesamten Berufslebens
abhängen.
Das Vorbild von Ausbilderinnen und Ausbildern wird länger vorhalten – und auch
vorhalten müssen – als jeder fachlich vermittelte Lerninhalt.
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20. April 2005
HELMUT PÜTZ
Prof. Dr. phil., Präsident des Bundesinstitutes für Berufsbildung, Bonn. In
BWP 2/2005 Seite 4
Berufsbildungsreformgesetz – Nach 35 Jahren neuer Schwung für die berufliche
Bildung
„Wichtig ist, dass das 'Berufsprinzip' (das „Berufskonzept“) erhalten bleibt
und innerhalb des Berufsprinzips weitgehende Modularisierung entsprechend den
Ansprüchen der Betriebe und der Jugendlichen gestaltbar bleibt. Damit schafft
das neue Gesetz die Gewährleistung für die Zukunftsfähigkeit unserer
beruflichen Aus- und Weiterbildung mit der Verbindung von Berufspraxis und
Fachtheorie gemäß meiner dialektischen These:
‚Weil das Berufskonzept für die eigentliche spätere Berufstätigkeit
immer stärker obsolet wird, ist es von wachsender Bedeutung für die erste,
grundlegende Berufsbildung (Berufsausbildung) und mit seiner Vermittlung von
berufs- und fachübergreifenden Qualifikationen, von Berufsreife
und Kompetenz bleibt es konstitutiv für berufliche Sozialisation,
berufliche Weiterbildung, Lebensbegleitendes Lernen, für Mobilität und
Flexibilität.’ “
HERMANN SCHMIDT
Prof. Dr., ehemaliger Generalsekretär des Bundesinstitutes für
Berufsbildung. In: Ausbilder-Handbuch, 75. Erg.-Lfg. – März 2005, Nr. 2.1
Ist der große Wurf misslungen?
Zur Reform des Berufsbildungsgesetzes
„Die Koalitionsfraktionen und die CDU/CSU-Fraktion stellten der Verabschiedung
des Gesetzes einen Entschließungsantrag voran, in dem sie die dem dualen System
zugrunde liegenden Prinzipien, das duale Prinzip, das Berufsprinzip und das
Konsensprinzip ausdrücklich bestätigen. Im Gesetz wird aber das Berufsprinzip,
das den eigentlichen Kerngedanken der dualen Ausbildung ausmacht und in seiner
bisherigen Formulierung einen hohen Anspruch an so genannte Ausbildungsberufe
stellte, umgedeutet und im Effekt ausgehöhlt.“
Schmidt führt als Beweis für seine These zwei Beispiele an:
1. den Verzicht auf „eine breite berufliche Grundbildung“ in der
Legaldefinition von Berufsausbildung in § 1 BBiG;
2. die Neudefinition der Stufenausbildung, in der er die Gefahr sieht, dass
damit die ehemaligen Anlernberufe wieder eingeführt werden sollen.
Im „Regelfall Stufenausbildung“ sieht Schmidt einen Beleg dafür, „dass das
Berufsprinzip für zahlreiche Ausbildungsberufe zugunsten der Modularisierung
aufgegeben werden soll“.
Für die Überschrift zu diesem Beitrag habe ich einen Schnippsel aus einem
Goethezitat entnommen. Hier ist die ganze Stelle:
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich glauben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
(Faust I, Studierzimmer)
Die schließlich mit großer Mehrheit im Bundestag und im Bundesrat beschlossene
Reform des BBiG wurden erkauft mit einem Verzicht auf wichtige Reformvorhaben.
Ein anderes Beispiel für den Reformverzicht sind die ursprünglich geplanten
regionalen Berufsbildungsausschüsse. Sie scheiterten in erster Linie am
Widerstand der Kammern und am scheinbar nicht zu widerlegenden Argument der
Bürokratisierung. Wie sehr die Reform aber gerade die verrufene
Bürokratisierung fördert, zeigt die Regelung der Voraussetzungen für die
Zulassung von Berufsfachschülern zu den Abschlussprüfungen der Kammern.
Nachdem die formale Qualifizierung der Ausbilder durch das zeitliche Aussetzen
der Ausbilder-Eignungsprüfung bereits weitgehend aufgegeben wurde, wird nun
auch der Anspruch an die fachliche Eignung durchlöchert. Eine abgeschlossene
Berufsausbildung oder gar eine Meisterprüfung kann durch eine "angemessene
Zeit" praktischer Tätigkeit im Beruf ersetzt werden.
Das alles ist schon schlimm genug. Schlimmer aber ist, dass einers der unserem
System zugrunde liegenden Grundsätze, das Berufsprinzip, zu bröckeln beginnt.
1. Vergleichen Sie mal die Definition von "Berufsausbildung" in § 1
alt und neu! Die "breite berufliche Grundbildung" wurde gestrichen.
2. Die Stufenausbildung wurde neu definiert und als "Regelfall der
geordneten Berufsausbildung anerkannt". Es besteht die Gefahr, dass auf
diesem Wege die ehemaligen Anlernberufe wieder eingeführt werden.
Halten wir fest:
Die Koalition hat mehr von ihren ursprünglichen Reformenansätzen aufgegeben,
als der Qualität und der Attraktivität unseres dualen Ausbildungssystems gut
tun dürfte.
Immer, wenn derartig erstaunliche Kompromisse gelingen, muss man befürchten,
dass das Ergebnis der kleinste gemeinsame Nenner sein wird. So scheint mir auch
hier, dass der längst überfällige große Wurf einer umfassenden
Berufsbildungsreform mit der Novelle nicht gelungen ist. Es tröstet kaum zu
wissen, dass wenig mehr ist als gar nichts. Wesentliche Probleme bleiben
ungelöst, weil sich niemand wagen wollte oder konnte, an die eigentliche
Ursache für die Unfähigkeit zur Reform unseres Systems der Berufsbildung heran
zu gehen. Diese liegt in der im Grundgesetz angelegten Dualität der Zuständigkeiten
von Bund und Ländern einerseits und dem koplizierten Geflecht der beteiligten
Interessengruppen und Akteure andererseits. Dieses Kompetenzgerangel wurde von
der Reform nicht abgeschafft, hat sie wohl auch nicht abschaffen können.
So lassen wir denn das Werk die Meisterin loben und warten geduldig auf
"den Segen von oben". Permesso: 2005 ist Schillerjahr!
Die wichtigsten Änderungen in Kurzform:
1. Schulische Ausbildungsgänge werden aufgewertet. Sofern die jeweilige
Landesregierung im Einvernehmen mit dem Landesausschuss für Berufsbildung eine
entsprechende Verordnung erlässt, werden Absolventen vollzeitschulischer
Ausbildungsgänge zukünftig zur Abschlussprüfung der Kammern zugelassen.
2. Im Bereich des Prüfungswesens gibt es neue Regelungen: gestreckte
Abschlussprüfungen, Prüfungsausschüsse können für einzelne Prüfungsgegenstände
gutachterliche Stellungnahmen Dritter einholen, z.B. Berufsschullehrer.
3. Auszubildende haben das Recht, ihre Berufsschulnoten in das Abschlusszeugnis
der zuständigen Stelle aufnehmen zu lassen.
4. Die Möglichkeiten zur Verbundausbildung werden gestärkt.
5. Die Stufenausbildung wird aufgewertet.
6. Auch die Berufsbildungsausschüsse bei den zuständigen Stellen gewinnen an
Bedeutung, sie werden verstärkt auch für Qualitätsfragen der beruflichen
Bildung zuständig sein.
7. Das Berufsbildungsförderungsgesetz (regelte das bibb) ist mit einigen
Änderungen in das BBiG integriert worden.
Aber, aber: Der Nachweis berufs- und arbeitspädagogischer Kenntnisse
(Ausbilder-Eignungsprüfung) ist immer noch eine Kannvorschrift und damit dem
Wechselspiel von Einführung und Aussetzung anheimgestellt.
Über Details informiert die Website des Ministeriums, Download: die_reform_berufliche_bildung.pdf
Die ehrgeizige Selbstdarstellung von Bundes- und Länderregierungen im Rahmen
der konkurrierende Gesetzgebung wirft wieder einmal alle Zeitpläne der
Reformvorhaben durcheinander. So lange der Streit über regionale
Berufsbildungskonferenzen, BIBB-Kompetenzen, Zugangsvoraussetzung für die
Ausbildung, Anrechnungen von Berufsschulleistungen, neue Prüfungsformen,
verbindliche Anrechnung von bestimmten Vorbildungen, Zulassung von
Vollzeitberufsschülern zur Abschlussprüfung anhält, gilt das bewährte Gesetz
von 1969 und bleibt die vage Hoffnung, dass ein neues Gesetz nicht kostbares
Porzellan zerschlagen, sondern dem alten durch ein paar Goldauflagen neuen
Glanz verleihen wird.
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8. November 2004
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Die Öffentlichkeit wird - wie seit Jahren um diese Jahreszeit - mit der
Beschwörungsformel der Kölner Fassnachtsakteure beschwichtigt: Et is noch immer
jut jejangen! Was bleibt, ist die Hoffnung, dass über Weihnachten und Neujahr
das Ausbildungsplatzdebakel ebenso aus der öffentlichen Aufmerksamkeit
verschwinden wird wie die Diskussion um die Ausbildungsabgabe. Wenn sich dann
die jährliche Tragödie (siehe unten) im Frühjahr 2005 wieder abzuzeichnen
beginnt, kann man ja getrost die alten Argument wieder hervorholen. Geholfen
haben sie doch bisher immer - und wenn nur um Zeit zu gewinnen.
Frau Bulmahn und der brandenburgische Kultusminister Steffen Reiche haben
jüngst in Berlin die neueste Ausgabe des OECD-Berichtes "Education at a
Glance" (Bildung auf einen Blick 2004) vorgestellt. Darin werden
Bildungsbeteiligung, Bildungsabschlüsse, Bildungsinvestitionen sowie
Erwerbstätigkeit und Erwerbseinkommen in Beziehung zur Bildungsqualifikation in
den OECD-Staaten und einer Reihe weiterer Staaten dargestellt und miteinander
verglichen. Ein Blick in den Bericht lohnt sich.
Die dort zu Wort kommenden Experten stellen dem einstigen Zugpferd unter den
Industrienationen, der Bundesrepublik Deutschland, ein schlechtes Zeugnis aus.
Die Bildungspolitik habe in der BRD kaum Fortschritte gemacht. Während andere
Nationen ihre Politik auf den Wachstumsfaktor Bildung ausgerichtet hätten, habe
Deutschland diese Seite sträflich vernachlässigt.
Nicht überall schneidet die Bundesrepublik schlecht ab. Wenn die Analyse der
OECD betont, wie wichtig es für das Wirtschaftswachstum ist, ausreichend
Bildungsangebote für junge Menschen bereit zu stellen, so zeigt sie auch, dass
es hierzulande im internationalen Vergleich (7,9% im Durchschnitt) nur wenig
Jugendliche gibt, die sich weder in einem Beruf noch in der Ausbildung befinden
(4,7%). Der Bericht zeigt auch, was wir natürlich längst wissen, dass bei uns
der überwiegende Teil der Jugendlichen im dualen System ausgebildet wird und
wurde. Berufsfachschulabschlüsse spieleten dagegen eine weit geringere Rolle.
Vergleicht man dagegen die Erwerbslosenrate der beiden Gruppen, fällt ins Auge,
dass die Berufsfachschulabgänger mit 7% deutlich besser abschneiden als die
Abgänger aus dem dualen System mit 10%. Das wird wohl Wasser auf die Mühlen der
Reformer des Berufsbildungsgesetzes leiten (siehe unten: Leitlinien und
Eckwerte).
Politik wolle das Bundesverfassungsgericht mit dem Urteil eigentlich nicht
machen, sagte der Vizepräsident des Gerichtes bei der Urteilsverkündung. Doch
wahrscheinlich hat das Gericht genau das getan, denn in der
Föderalismuskommission werden jetzt diejenigen Ländervertreter Auftrieb
bekommen, die schon immer die Zuständigkeit des Bundes in der Bildungspolitik
kritisch gesehen haben - und damit wären wir dann bei der beruflichen Bildung.
Denn sowohl mancher Ministerpräsident und nicht wenige Mitglieder dieser
gemeinsamen Kommission von Bundestag und Bundesrat würden gerne den
Bundesländern zu deren jetzt schon umfangreichen Kompetenzen im Bildungsbereich
auch noch die Verantwortung für den betrieblichen Teil der Berufsausbildung
übertragen. Eine derart simple, nur von machtpolitischen Zielen geprägte
Betrachtungsweise lässt wenig Gestaltungswillen erkennen. Trägheit wird als
Treue zur Tradition kaschiert und Vertrauen in die Kraft der Routine als
Leistungsorientierung gerechtfertigt. Auf, auf, vorwärts in die Vergangenheit.
Überall in unserem Bildungswesen fällt die Abneigung gegen Veränderungen auf,
und der Widerwille, die gesamte Siuation einmal gründlich überdenken und
eingefahrene Verhaltensweisen verändern zu wollen. Wenn aber über Kompetenzverschiebungen
im Bildungsbereich zwischen Bund und Ländern beraten werden soll, dann doch nur
in eine Richtung: hin zum Bund.
Die Verlagerung der Kompetenzen in der Berufsbildung vom Bund auf die Länder
würde meines Erachtens die fundamentalen Unterschiede zwischen schulisch
organisierten Bildungsbereichen einerseits und der auf das engste mit dem
Beschäftigungssystem verküpften beruflichen Aus- und Fortbildung andererseits
ignorieren. Fatale Folgen gingen damit einher:
- der Verlust von Ausbildungschancen für Jugendliche,
- der Verlust der Einheitlichkeit von Berufsausbildung und
Aufstiegsfortbildung,
- der Verlust von Transparenz, Vergleichbarkeit und Übersichtlichkeit von
beruflichen Abschlüssen,
- der Verlust von Rechtssicherheit im Rahmen der beruflichen Bildung in der
BRD,
- die Einschränkung der regionalen, beruflichen und Aufstiegsmobilität
und nicht zuletzt der Verlust von jetzt schon geringer Akzeptanz für die
Abschlüsse des deutschen Berufsbildungssystems im internationalen Wettbewerb
und die damit verbundene Abkoppelung vom zunehmend internationaler werdenden
Beschäftigungssystem.
Möge uns politische Einsicht und Weisheit vor alldem bewahren.
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1. Juli 2004
Die Inhalte waren gar nicht so neu. Der Begriff verweist auf eine altbekannte
Grundfrage der Pädagogik: Können kognitive und emotionale Fähigkeiten ohne
Verbindung mit Wissen erworben werden?
Die Antworten darauf lassen sich historisch an einigen Gelehrtenstreits
festmachen:
- Bildung oder Ausbildung,
- materiale oder formale Bildung,
- fachliche oder überfachliche Qualifizierung,
polarisierten Generationen von Wissenschaftlern und Bildungspraktikern.
Mit seinem Konzept der kategorialen Bildung hat Wolfgang Klafki bereits 1959
eine dialektische Synthese der Gegensätze vorgeschlagen und dabei die
„Schlüssel-Metapher“ schon vorweg genommen. In Bildung sieht er die Erschließung
der Welt für den Menschen und zugleich die Aufgeschlossenheit des
Menschen für die Welt. Grundlegende, transferierbare und prozeßunabhängige
Qualifikationen hatten Berufs- und Wirtschaftspädagogik schon seit langem
gefordert.
Als sich Dieter Mertens der Problematik zuwandte, tat er das aus der Sicht der
Arbeitsmarkt- und Flexibilitätsforschung. Angesichts der hohen Veralterungsrate
(Obsoleszenz) des einmal erworbenen schulischen Wissens einerseits und der
geringen Prognostizierbarkeit künftiger Anforderungen an das
Qualifikationsniveau von Arbeitskräften andererseits empfiehlt er die Betonung
vielseitig verwendbarer, relativ formaler Fähigkeiten, die nicht nur
beruflicher Leistung, sondern auch gesellschaftlicher Beteiligung und
personaler Entwicklung dienen.
"Schlüsselqualifikationen sind demnach solche Kenntnisse, Fähigkeiten
und Fertigkeiten, welche nicht unmittelbaren und begrenzten Bezug zu
bestimmten, disparaten praktischen Tätigkeiten erbringen, sondern vielmehr
a) die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als
alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt, und
b) die Eignung für die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren)
Änderungen und Anforderungen im Laufe des Lebens."
(Dieter Mertens: Schlüsselqualifikationen. Thesen zur Schulung für eine moderne
Gesellschaft. MittAB, H.1/1974)
In einem späteren Aufsatz unterscheidet Mertens vier Arten von
Schlüsselqualifikationen:
- Basisqualifikationen: Fachübergreifende Qualifikationen höherer
Ordnung, Voraussetzung für die Anwendung von Wissen und Können und vertiefendem
vertikalen Transfer,
z.B.: Fähigkeit zur Kooperation oder zum kreativen Denken,
Entscheidungsfähigkeit.
- Horizontalqualifikationen: Horizonterweiternde Qualifikationen,
Fähigkeit zum Umgang mit Informationen, Informationen über Informationen,
Fähigkeit zur Kommunikation,
z.B.: Schnell-Lese-Methoden, Fragetechnik, Argumentationstechnik,
Zuhörtechnik.
- Breitenelemente: Ubiquitäre (überall vorkommende) Ausbildungselemente,
fachübergreifende Allgemeinbildung,
z.B.: Geografische Grundkenntnisse, Rechtschreibkenntnisse, Lerntechniken.
- Vintage-Faktoren: Generationsbedingte und -übergreifende
Bildungsdifferenzen durch Veränderungen im Schulsystem und in den
gesellschaftlichen Erwartungen,
z.B.: Informationstechnische Grundkenntnisse Mengenlehre, Linguistik.
(Dieter
Mertens: Schlüsselqualifikationen. In: Horst Siebert (HrsG.): Begründung gegenwärtiger
Erwachsenenbildung. Braunschweig 1977, S. 99f)
Der ganzheitliche Ansatz der Schlüsselqualifikationen stand und steht im klaren
Gegensatz zur partikularistischen Lernzielscholastik der späten sechziger
Jahre. Im Vergleich zu den bisherigen normativen Vorgaben der Berufsausbildung
zielte das Konzept der Schlüsselqualifikationen darauf, durch Kenntnisse,
Fertigkeiten und Berufserfahrung auf eine höhere Form beruflicher
Handlungefähigkeit zu kommen.
Kaum eine andere Veröffentlichung hat jemals so viele didaktische Überlegungen
ausgelöst wie die Forderung nach Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. Sie
war zumindest zwei Jahrzehnte lang das Topthema der beruflichen Bildung in
Deutschland.
Wie häufig sonst auch, wird ein metaphorischer und dazu noch plausibler Begriff
(Wer hat nicht schon viele Schlösser mit passenden Schlüsseln geöffnet?) in der
Praxis inflationär benutzt, vor allem von denen, die sich damit als Insider zu
erkennen geben wollen – und das sind immer noch viele. So wird unter dem
Etikett „Schlüsselqualifikation“ inzwischen von jedem fast all das subsumiert,
was ihm pädagogisch lieb und teuer ist. Nicht zuletzt bei
Ausbilder-Eignungsprüfungen kann man erleben, wie unterschiedlich der
Erwartungshorizont auf die Frage nach den Schlüsselqualifikationen bei vielen
Prüfern ist. Leuchtende Augen und zustimmendes Kopfnicken bewirken Antworten
wie Pünktlichkeit, Sauberkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit. Da sind sie dann
wieder, die normativen Erziehungsziele, die statischen Arbeitstugenden, die
plötzlich als Errungenschaften der pädagogischen Moderne fröhliche Urständ
feiern. Da muss doch jemand etwas falsch verstanden haben. Schließlich hatte
Mertens für Schlüsselqualifikationen als Mittel zur Lösung noch unbekannter
Zukunftsaufgaben plädiert, nicht für „formale Kräftebildung“ aus der Schublade
der Pädagogik.
Wenn Begriffe zu Leerformen, zu Plastikwörtern werden, mit denen jeder jedes
verbinden kann, dann wird es höchste Zeit, sie aus dem Verkehr zu ziehen. Nach
dreißig Jahren spricht denn auch vieles dafür, den ausufernden Begriff
„Schlüsselqualifikation“ aufzugeben.
Das Konzept Schlüsselqualifikationen war die pädagogische Antwort auf die hohe
Veralterungsrate des fachlichen Wissens und die zunehmende Komplexität der
beruflichen und lebensweltlichen Anforderungen. Bis heute haben sich die damit
verbundenen Hoffnungen jedoch nicht erfüllt. Es gibt bisher keine überzeugenden
empirischen Belege dafür, dass mit Hilfe intentionaler Bildungsmaßnahmen bei
den Lernenden eine nachhaltige Schlüsselqualifizierung erfolgt wäre. Dazu
müssten Schlüsselqualifikationen didaktisierbar und transferierbar sein – und
das sind sie nicht.
Zwei didaktische Kernfragen sind mit Hilfe des Konzeptes
Schlüsselqualifikationen bestenfalls partiell beantwortet worden, keineswegs
befriedigend: die Inhaltsfrage und die Transferfrage. Deshalb spricht auch Rolf
Dubs zu Recht von einem Dilemma der Schlüsselqualifikationen. “Dort, wo
Schlüsselqualifikationen ohne Bezug auf Inhalte nur im Sinne von
Fähigkeitskatalogen umschrieben werden, findet kein Transfer statt.“ (Dubs)
Kritiker des Konzeptes „Schlüsselqualifikationen“ bezweifeln auch, ob die
„persönlichen charakterlichen Grundfähigkeiten“ überhaupt als
Schlüsselqualifikationen bezeichnet werden können. Schmiel stellte 1988
folgende vier Kriterien als Merkmale für Schlüsselqualifikationen vor:
1. Schlüsselqualifikationen müssen berufsübergreifend wichtig sein.
2. Sie müssen modernen technologischen Anforderungen der Zeit entsprechen.
3. Sie müssen helfen, menschliches humanes Verhalten zu sichern.
4. Sie müssen Veränderungen bewältigen helfen.
Doch selbst wer diesem Merkmalskatalog zustimmen will, sieht sich mit dem
Bedeutungsverfall des Begriffes Schlüsselqualifikation in der Praxis
konfrontiert, die Wissenschaft hat ihn wohl schon längst aufgegeben. An seine
Stelle ist der Kompetenzbegriff getreten, der anders als der
Qualifikationsbegriff die Subjektseite des Lernens betont. Damit verschieben
sich die didaktischen Akzente von der fremdgesteuerten Instruktion zur selbstgesteuerten
Konstruktion von Lebenswirklichkeiten und der selbstverantwortlichen Gestaltung
lebenswichtiger Kompetenzen, die mehrheitlich auf Wissen basieren.
Es bleibt abzuwarten, wann die heute hochgelobten Kompetenzvorstellungen an
ihre Grenzen stoßen und durch neue ersetzt werden: tempi passati!
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15. Juni 2004
- die Beteiligung von Betrieb und Schule an der Ausbildung,
- der offene Zugang, der die Teilnahme aller ermöglicht,
- die Chancengleichheit, die allen Beteiligungswilligen gleiche Möglichkeiten
und Aussichten eröffnen soll,
- das Berufskonzept, das die Orientierung an einem anerkannten Ausbildungsberuf
verbindlich festlegt,
- das Konsensprinzip, mit dem die paritätische Beteiligung von Bund und Ländern
einerseit wie Arbeitgebern und Arbeitnehmern andererseits an den
Ausbildungsregelungen verbindlich festgelegt worden war,
galten als unumstößliche gesellschaftlich akzeptierte Grundsätze.
Ende Februar 2004 hat die Bundesministerin für Bildung und Forschung Leitlinien
und Eckwerte zur ersten größeren Reform der beruflichen Bildung seit 1969
vorgelegt und eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Sicherung der Qualität der
Berufsausbildung in Deutschland angekündigt. Mit den "Leitlinien"
gibt sie den Rahmen der Reform vor und liefert damit gleichzeitig die
Überschriften für die "Eckwerte".
Leitlinien:
- Ausbildung für alle ermöglichen,
- regionale Verantwortung fördern,
- internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern,
- Qualität und Verlässlichkeit erhalten,
- Flexibilität ausbauen.
Hinter diesen Leitlinien verbergen sich teilweise Ansätze und Maximen der
Berufsbildungspolitik aus den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts, finden sich aber auch bemerkenswerte Neuerungen. So soll z.B.
Leistung in der Berufschule in die Ausbildungsabschlussprüfungen eingerechnet,
die Ausbildung in den Berufsfachschulen aufgewertet, den Berufsschullehrern
volles Stimmrecht in den regionalen Berufsbildungsausschüssen zugestanden,
berufliche Bildungsleistung beim Studium stärker berücksichtigt, Ausbildung im
Ausland angerechnet und die Flexibilität des BBiG weiter verstärkt werden.
Eckwerte:
Die geplante Novellierung des BBiG wird die in unserem System der
Berufsausbildung enthaltenen Prinzipien verstärken:
- die Dualität der Lernorte Betrieb und Schule,
- die Bindung der Ausbildung an einen anerkannten Ausbildungsberuf,
- das Streben nach Konsens zwischen Bund, Ländern und den Sozialpartnern.
Damit wird der von vielen Seiten geforderten "Endberuflichung" und
"Modularisierung" der Berufsausbildung eine deutliche Absage erteilt
- ein deutlicher Widerspruch zur angestrebten stärkeren Flexibilität.
Maßnahmen zur Sicherung eines ausreichenden Angebotes an Ausbildungsplätzen:
Das Problem der nicht ausreichenden Ausbildungsplätze ist in der Bundesrepublik
zur Dauererscheinung geworden (siehe unten!). Mit teilweise bereits in der
Praxis erprobten Maßnahmen will die Bundesregierung gegensteuern:
- Regionale Berufsbildungsausschüsse sollen wichtige Kompetenzen in der
Berufsbildungsplanung übertragen bekommen.
- Abgänger zwei- oder dreijähriger Berufsfachschulen sollen einen
Rechtsanspruch auf Zulassung zu Abschlussprüfungen erhalten.
- Die Anrechnungsverordnungen für Berufsfachschulen und Berufsgrundschuljahr
sollen aufgehoben werden und damit die obligatorische Anrechnung schulischer
Leistungen auf die Berufsausbildung.
- Die bereits erfolgte Aussetzung der Ausbilder-Eignungsverordnung für fünf
Jahre wird vom BMBF bereits als Reformschritt bezeichnet, muss aber angesichts
des Qualitätsverlustes eher als Rüchschritt gesehen werden.
- Ausbildungsordnungen sollen flexibel gestaltet und ihre Erarbeitung gestrafft
und vereinfacht werden.
- Die Entwicklung neuer Ausbildungsberufe soll deutlicher als bisher an
nachhaltigen Beschäftigungsmöglichkeiten orientiert werden.
- Im Falle der Blockade durch einen Partner des Konsensprinzips soll der Bund
zügig von seinem Entscheidungsrecht Gebrauch machen können.
- Abschlussprüfungen sollen "gestreckt", also in mehreren Teilen
abgelegt werden können.
- Absolventen zweijähriger Ausbildungsberufe können nach zusätzlicher
zweijähriger Berufspraxis zur Abschlussprüfung eines einschlägigen dreijährigen
Berufes zugelassen werden.
- Ein nationaler Berufsbildungsrat zur Beratung der Bundesregierung in
Grundsatzfragen der Berufsbildung soll gebildet werden.
Die Empfehlung des Eckwertepapieres, beruflich erworbene Qualifikationen auf
ein anschließendes Hochschulstudium anzurechnen, müssen positiv bewertet
werden. So auch die geplante Stärkung regionaler Gestaltungs- und Abstimmungsmöglichkeiten
und sogar der noch zaghafte Versuch, sie zu institutionalisieren und durch
Einbeziehung weiterer Akteure zu stabilisieren. Noch ist allerdings die
Abgrenzung einzelner Rechte und Funktionen der Gremien eher nebulös als
konsequent. Das gilt auch für die Beurteilung anderer Eckwerte, manches bleibt
unklar oder gar mehrdeutig, zum Beispiel die Bedingungen zur Einführung von
zweijährigen Kurzberufen, die Methoden zur Beschleunigung der
Neuordnungsverfahren für anerkannte Ausbildungsberufe. Auch die Vorstellungen
zum Prüfungswesen sind noch halbherzig, besonders, wenn es um die Anrechnung
von Berufsschulleistungen geht.
Die größte Enttäuschung bereiten die Eckwerte jedoch beim Thema Fortbildung.
Die Chance, auf der Grundlage der Bundeskompetenz für die berufliche
Weiterbildung wenigstens einige Eckpunkte hinsichtlich Qualität, Zugang und
Finanzierung zu setzen, bleibt offensichtlich ungenutzt. Da werden Erinnerungen
an 1969 wach!
Auf die weitere Diskussion der "Eckwerte" darf man gespannt sein.
Derartige Lobsinger können oder wollen nicht wahrhaben, dass es sich bei dem
Ausbildungsstellenmangel nicht um einen kurzzeitigen bildungspolitischen
Kälteeinbruch handelt, sondern um eine bereits längerfristig wahrnehmbare
Systemkrise. Seit die Betriebe ihre Rationalisierungsbestrebungen konsequent
auf die Beschleunigung aller Abläufe richten, auch auf die des Lernens, ist
eine auf Dauer ausgerichtete Berufsausbildung mit ihrer Orientierung an
weitgehend stabilen Berufsvorstellungen überfordert. Die Tendenz zu
kurzfristigen und hoch flexiblen Managemententscheidungen steht dem Zeitmuster
und der Gründlichkeit als Erfolgskriterium der Berufsausbildung diametral
entgegen. Weil heute niemand weiß, welche Qualifikationen morgen gefragt sein
werden, können Ausbildungsberufe, die drei und mehr Jahre dauern, junge Leute
nicht annähernd punktgenau auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten.
Auch der beschleunigte Wandel in den Lerninhalten verlangt nach flexibleren
Organisationsformen als sie die Berufsausbildung mit ihren Bindungen an
Ausbildungsdauer, Berufsbild und Ausbildungsrahmenplan heute ermöglicht. Selbst
die rigide duale Aufteilung in Betrieb und Berufsschule sollte nicht länger als
Organisationsform unantastbar sein, wenn es um die Verbesserung von
Effektivität und Effizienz der Berufsausbildung geht. Was wir schon seit
einiger Zeit wissen ist, dass Betrieb und Schule nicht parallel zueinander
ausbilden müssen. Was wir hinterfragen müssen, ist darüber hinaus, ob der
Anteil von Betrieb und Schule für alle Ausbildungsberufe gleich sein muss.
Die Bundesregierung ist der Ausbildungskrise bisher im Wesentlichen mit
Appellen an die Wirtschaft und einzelnen Programmen begegnet und hat im &Uu
ml;brigen auf eine Entlastung durch eine bessere Konjunktur sowie den Rückgang
der Schülerzahlen gesetzt. Es sieht so aus, als ob sie jetzt bereit wäre, die
strukturellen Ursachen der Krise zu erkennen: seine Abhängigkeit von der
Konjunktur und den davon wiederum abhängigen Entscheidungen der Wirtschaft.
Nach Rom führen viele Wege, nicht nur das duale System. Um im Bilde zu bleiben:
Unsere Politiker und Verbandsfunktionäre reparieren die alte Chaussee, ohne
Erfolg, wie die Aussetzung der Ausbildereignung zeigt. Wer immer nur Neueres
statt Neues produziert, wird Probleme hervorbringen, statt sie zu beseitigen.
Es wird höchste Zeit, nach neuen Wegen zu suchen, die Berufsausbildung zu
pluralisieren. Ansätze dazu sind doch bereits vorhanden. Wir brauchen Mut, sie
zu entwickeln. Ein Blick in die Planung der Bundesregierung zu einem neuen
Berufsbildungsgesetz läßt von diesem Mut jedoch noch wenig erkennen.
Adalbert Ruschel
Ein-Küken-Familie
durchsetzt,
haben die Hühner ein Rentenproblem
Dass Ihnen die Broiler nicht knapp werden
- und auch sonst nichts -
wünsche ich Ihnen und allen Ihren Lieben
für 2004 und darüber hinaus
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