von
Adalbert Ruschel
Die Wissenschaft
Die Wissenschaft, sie ist und bleibt,
was einer ab vom anderen schreibt.
Doch trotzdem ist ganz unbestritten,
sie immer weiter fortgeschritten.
(Eugen Roth: Tierleben, München 1988, Seite 6)
Jahr für Jahr bestehen mehr als 50.000 Männer und Frauen in der Bundesrepublik Deutschland die Ausbilder-Eignungsprüfung und qualifizieren sich damit für eine Tätigkeit als Ausbilderin bzw. Ausbilder. Danach werden sie allerdings weitgehend sich selbst überlassen. Wenn sie nicht das Glück haben, von einem "alten Hasen" in ihre Aufgaben eingewiesen zu werden, brauchen sie mehr oder weniger lange, um sich einzuarbeiten, auch dann nur mit großen Anstrengungen. Mit den hier in lockerer Reihenfolge vorgestellten Fachbüchern will ich engagierten aber noch unsicheren Ausbilderinnen und Ausbildern helfen, einen Weg zu finden, auf dem sie sich Schritt für Schritt die notwendige Handlungskompetenz aneignen können. Bei der Auswahl der Bücher werde ich in erster Linie darauf achten, dass diese dazu geeignet sind, den Ausbildern ihre tägliche Praxis zu erleichtern: methodisch und erzieherisch.
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Der Untertitel des Buches weist auf die Zielgruppe hin: Ausbilder, Ausbildungsbeauftragte, Berufsschullehrer, Dozenten in der beruflichen Weiterbildung und
nicht zuletzt auch Auszubildende und deren Erziehungsberechtigten. Dieser Personenkreis ist von verschiedenen Gesetzen und Verordnungen des
Berufsbildungsrechts gleichermaßen betroffen und hat deshalb ein originäres Interesse an gründlicher Information dazu. Hier wird sie ihm
geboten.
Das Berufsbildungsrecht wird dominiert vom Berufsbildungsgesetz (BBiG), das sich zwar in 35 Jahren Praxis bewährt hat, 2005 aber durch das
Berufsbildungsreformgesetz modernisiert wurde. Das neue Berufsbildungsgesetz trat am 1. April in Kraft. Es ersetzt die alte, aus dem Jahre 1969 stammende
Version. Damit sich die Ausbildungspraxis auf die Neuerungen einstellen kann, legt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die 18., neu
bearbeitete Auflage des Rechtsratgebers Berufsbildung vor. Ausbildung im Ausland, Modernisierung des Prüfungsrechts, z. B. durch gestreckte
Abschlussprüfung, und die künftige Struktur des Bundesinstituts für Berufsbildung sind Schwerpunkte der Reform, die im aktuellen Rechtsratgeber
erläutert werden. Der DIHK-Klassiker beantwortet zudem aktuelle Fragen zu Aus- und Weiterbildung, Prüfungsrecht, Jugendarbeitsschutz,
Betriebsverfassung, Mutterschutz, Elternzeit und Erziehungsgeld, Wehr- und Zivildienst aus der Praxis für die Praxis.
Bei der Behandlung vertragsrechtlicher Fragen wird vom Text des Ausbildungsvertragsmusters ausgegangen, das der ehemalige Bundesausschuss für
Berufsbildung bereits 1972 beschlossen hat.
Rechtsratgeber sind in aller Regel nicht gerade im Stil belletristischer Bücher geschrieben. Die Sprache des Rechtes ist spröde und das gilt auch für die dazu gehörenden Ratgeber. Dem Autor des vorliegenden Werkes, gelingt es jedoch, diese Sprachbarriere zu überspringen. Seine Sprache ist griffig, verständlich und informativ. Das kann auch der Laie verstehen.
Niemand erwartet von einem Praxisratgeber, dass er Generationen überlebt, das gilt vor allem für einen Bereich, der sich schnell ändern kann und ändert. Handlichkeit geht vor Haltbarkeit. Wichtig ist jedoch die typografische Gestaltung und die ist hier vorbildlich. Die Texte sind übersichtlich angeordnet, klar gegliedert und gut lesbar. Schon die Kapitelüberschriften erleichtern die Themensuche.
Dem Autor ist mit dem Ratgeber Berufsbildung ein nützliches Handwerkszeug für die Praxis der Zielgruppe gelungen. Ein Buch, das in die Handbücherei jeder Ausbilderin und jedes Ausbilders gehört und in die der Unternehmen allemal.
Die Sammlung enthält die höchstrichterliche Rechtsprechung zum Berufsbildungsgesetz. Darüber hinaus sind Entscheidungen zu zahlreichen anderen Gesetzen enthalten, soweit diese die berufliche Bildung betreffen (z.B. GG, AFG, AZO, Ausbilder-Eignungsverordnungen, BetrVG, Bundesurlaubsgesetz). Dadurch entsteht ein umfassendes Bild von der Entwicklung und Vielfalt der Rechtsprechung zum Berufsbildungsrecht.
Die DIHK-Broschüre bietet praxisnahe Rechtstipps und gibt Antwort auf Fragen, die sich in einem Ausbildungsbetrieb stellen, wie z.B.
Wie wird man Ausbilder? Müssen Azubis die Berufsschulzeit nacharbeiten? Was passiert, wenn der Lehrling die Prüfung nicht besteht?
Hauptdarsteller der Publikation sind der IHK-Ausbildungsberater Ackermann und der Unternehmer Ungeduld. In Dialogen zwischen den beiden werden
rechtliche Sachverhalte rund um die betriebliche Ausbildung klar und verständliche erläutert.
Der Comiczeichner Guido Bock hat die Broschüre liebevoll illustriert und die beiden Figuren Ackermann und Ungeduld damit auch optisch zum Leben erweckt.
Die Broschüre kann beim DIHK Publikationen Service bestellt werden. Fax: 02225 8893595, E-Mail: bestellservice@verlag.dihk.de,
oder auf der DIHK-Website in der Rubrik "Publikationen".
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Dazu noch weitere Tipps:
Peter Sander:
Praxishilfe Berufsausbildungsrecht
- Rechtssicher in allen Fragen der betrieblichen Ausbildung -
Fachverlag Deutscher Wirtschaftsdienst, Kön 2001, 184 Seiten DIN A5 broschiert,
Euro 19,95
ISBN: 3-87156-307-2
Das Buch bündelt die wichtigsten Rechtsinformationen zu einzelnen Feldern der Berufsausbildung und gibt wertvolle Tipps und Anregungen für
Ausbilderinnen und Ausbilder, inkl. Musterverträge, Formulierungshilfen und Checklisten
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Franz-Heinrich Fredebeul:
Rechtsprechung zur Berufsbildung.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), 224 Seiten DIN A4.
Fundgrube für Insider und Laien.
Zu der hier angesprochenen Publikation ist leider keine aktuelle Neuauflage erhältlich. Darüber hinaus ist gegenwärtig auch nicht geplant,
hierzu eine Neuauflage zu erstellen. Zum einen bietet die Loseblattsammlung "Entscheidungssammlung zum Berufsbildungsrecht (EzB) von Horst D. Hurlebaus
(Herausgeber) Luchterhand in Wolters Kluwer Deutschland, nicht gebunden, einen umfassenden Überblick insb. über die ältere Rechtsprechung,
zum anderen enthält die IT-gestützte Datenbank "juris" hochaktuelle Informationen zur jüngsten Rechtsprechung auch zum Berufsbildungsrecht,
allerdings kostenpflichtig.
Der Untertitel des Buches weist diese deutlich aus: Ausbilder, Führungskräfte und Personalentwickler. Darüber hinaus dürften aber auch noch Studierende, Berufsschullehrer, Trainer in der Weiterbildung und überhaupt alle mit Personalverantwortung beauftragte Mitarbeiter angesprochen werden. Dieser Personenkreis ist angesichts der stürmischen Vermehrung pädagogischer und bildungspolitischer Fachbegriffe nicht selten überfordert und steht vor einem Berufsdilemma. Einerseits fehlt ihm die Zeit, alle wichtigen einschlägigen Veröffentlichungen lesen zu können, andererseits weiß er, dass sich Fachkompetenz am deutlichsten in der kompetenten Verwendung von Fachbegriffen ausdrückt. Schnell greifbare Lexika können hier helfen.
Der Inhalt umfasst ein Vorwort, eine Stichwortübersicht, ein Abkürzungsverzeichnis, ein Literaturverzeichnis einschließlich einiger Internetadressen und schließlich das eigentliche Lexikon. Mit der Auswahl der Begriffe lässt das Autorenpaar seine Herkunft aus der Ausbildung der Ausbilder erkennen, ohne deshalb auf Begriffe aus der beruflichen Fortbildung ganz zu verzichten. Mancher Leser wird vielleicht bedauern, dass auf die durchaus kontroverse Definition einiger Begriffe in der Praxis und in der einschlägigen Literatur nicht eingegangen wird. Für die beabsichtigte Zielgruppe ist das sicher eher nützlich, mag auch der Experte bei der Auslegung manches "magischen Begriffes" verhalten schmunzeln.
Die Autoren von Fachlexika tendieren dazu, ihre Begriffserklärungen zu intellektualisieren, kultiviert und schöngeistig zu formulieren. Das bringt wissenschaftliche Anerkennung, vornehmlich in Deutschland. Die Autoren dieses Lexikons sind dieser Versuchung nicht erlegen. Sie verzichten auf Fremdwörtelei und tragen damit zur Verständlichkeit des Textes auch für nicht akademisch geschulte Leser bei.
Taschenbücher sind nicht für Generationen geschaffen, Handlichkeit geht vor Haltbarkeit. Wichtig ist jedoch die typografische Gestaltung und die ist hier vorbildlich. Die Texte sind übersichtlich angeordnet und gut lesbar; Querverweise helfen bei der Orientierung.
Dem Autorenpaar ist mit dem Lexikon der Berufsausbildung ein nützliches Handwerkszeug für die Zielgruppe gelungen. Ein Buch, das in die Handbücherei jeder Ausbilderin und jedes Ausbilders gehört. An Umfang und Gründlichkeit dürfte zur Zeit kein vergleichbares Werk auf dem Markt sein. Das rechtfertigt auch den Preis.
Typografisch und methodisch sehr gelungenes Werk. Inhaltlich etwas zu sehr lehrerbezogen. Ausbilderinnen und Ausbilder werden manche Begriffe schmerzlich vermissen. Im Serviceteil finden Leser unter anderem ein kleines Glossar der Berufsbildung (Deutsch-Englisch) mit über 100 Begriffen, die wichtigsten Rechtsgrundlagen für die Berufsausbildung (AEVO, BBiG, JArbSchG) in Auszügen sowie nützliche Musterformulare und Vordrucke. Diese Inhalte stehen Ihnen zusätzlich auch online zur Verfügung.
Tatsächlich respektlos, aber amüsant. Beispiel zum Stichwort „Handbücher“: „Leider sind Handbücher oft so verfasst, dass sie in weitschweifigen Artikeln für Insider dem Laien oft nur einen Einblick in das großartige Leben der Autoren geben, da deren Biographien mindestens so viel Platz einnehmen wie die Artikel, die sie verfasst haben.“
Ein Informationsservice der Sparkassen-Finanzgruppe.
Deutscher Sparkassenverlag Stuttgart, häufige Neuauflagen, über 300 Seiten.
Fragen Sie in
Ihrer Sparkasse danach, wird meistens als Kundendienst abgegeben. Ausnahmsweise gilt hier die Regel, wonach nichts wert sei, was nichts kostet, ganz und gar nicht.
Die Neuauflage des Glossars bietet eine Brücke zu den Sprachen der neuen Mitgliedstaaten und soll die Arbeit der Übersetzer und Dolmetscher der Union erleichtern, aber auch den Teilnehmern von Sitzungen zum Thema Berufsbildung auf europäischer Ebene eine Hilfe sein. Als einheitliche Arbeitsgrundlage soll er dafür sorgen, dass unter den wichtigen Schlüsselbegriffen der Berufsbildung stets dasselbe verstanden wird. Jedes Stichwort ist mit einer Bedeutungs- und Quellenangabe sowie mit Kommentaren zum allgemeinen Inhalt des jeweiligen Begriffes und seiner Verwendung in den entsprechenden Lädern versehen. Der Nutzer kann im Glosser "surfen" und dabei seine Suche vertiefen. Ein Index für alle sechs Sprachen (englisch, französisch, deutsch, tschechisch, ungarisch und polnisch) erleichtert das Nachschlagen.
Der Herausgeber und seine 21 Mitautoren wollen aufzeigen, wie es dem Bildungsmanagement lernender Organisationen gelingen kann, innovationsfördernde Verhaltensdispositionen über individuelle und zwischenmenschliche Lernprozesse aufzubauen und als Ressource für die Organisation bereitzustellen. Ein Vorläfer der Organisationspädagogik, als der Begriff noch nicht geläufig war.
Der Herausgeber und seine zwölf Mitautoren wollen die Frage beantworten, wie man als Ausbilder handlungsorientiertes, aktives Lernen ermöglicht und stellen dazu in ihrem Buch "Methoden" in wichtigen Anwendungssituationen vor. Sollte es ihnen gelingen, mit dem populären Bändchen die allgegenwärtige Vier-Stufen-Methode oder gar die Beistell-Lehre zu verdrängen, wäre das ein bewunderungswürdiger Erfolg - so recht glauben will ich es noch nicht. Wenn die dem Werk zugrunde liegende Definition, wonach Methoden helfende Verfahrensweisen sind, die es dem Ausbilder und dem Auszubildenden ermöglichen sollen, das angestrebte Ziel zu erreichen, dann ist manches, was hier als Methode vorgestellt wird, sicher eher eine Organisationsform der Ausbildung, in der verschiedene Methoden zur Anwendung kommen sollen, z.B. die Juniorenfirma oder die Lerninsel. Aber wer will angesichts der hehren Zielsetzung terminologisch schon päpstlicher sein als der Papst?